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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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betitelt zu werden.« Und an Karini gewandt: »Dann tragt bitte auf.«
    Karini huschte wieder durch das Haus, zurück auf die Veranda, wo ihre Mutter bereits die Speisen zum Hereintragen bereitgestellt hatte. Im gleichen Moment kamen auch die Misi undder Masra zurück. Karini sah sofort, dass die Misi aufgewühlt war, auch wenn sie sich sicher bemühte, sich nichts anmerken zu lassen. Und dann erhaschte Karini den Blick, den ihre Mutter und die Misi sich zuwarfen. Der keiner Worte und auch keiner Erklärungen bedurfte. In diesem Moment verstand Karini, dass die beiden etwas zu verbergen hatten. Und damit war Karinis Neugier vollkommen entflammt. Sie würde herausfinden, was an Masra Martins Vater so besonders war.
    Als Julie und Jean ins Speisezimmer kamen, saßen Henry und Martin sowie Gesine und Wim bereits am Tisch.
    »Verzeiht bitte … das Baby … Helena hatte sich erschreckt, als das Tablett fiel«, stammelte Julie und nahm am Tisch Platz. Sie hoffte sehr, dass niemand ihren plötzlichen Aufbruch mit Pieter in Zusammenhang gebracht hatte. Sie schenkte Kiri, die mit harten Gesichtszügen neben dem Tisch stand, ein kurzes, entschuldigendes Lächeln.
    Kiri trug die Schalen auf, und Julie kannte ihre ehemalige Leibsklavin gut genug, um zu erkennen, dass sie hinter der äußerlich ruhigen Fassade aufgewühlt war. Pieter Brick war wieder im Lande. Der Mann hatte ihnen beiden großes Leid zugefügt und dies hatte ein Band zwischen ihnen geknüpft, auch wenn jede von ihnen noch eine weitere Last mit sich trug.
    »Nun, Wim, welche Pläne hast du für deinen Aufenthalt in Surinam?« Julie war Jean dankbar, dass er versuchte, das Interesse auf etwas anderes zu lenken.
    »Oh, mein Schwiegervater ist Verleger eines großen Handelsblattes und würde sich freuen, Nachrichten und Berichte aus der Kolonie zu bekommen. Ich hoffe, ich wirke nicht zu aufdringlich, aber ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir einen Einblick in die Plantagenwirtschaft gewähren würdet.«
    Jean freute sich sichtlich. Er lachte. »Natürlich, sehr gerne, das sollte das geringste Problem sein.«
    Wim fuhr fort, allerdings in gedämpftem Ton, wie Julie bemerkte. War ihm ihre Reaktion nach der Erwähnung von Pieters Namen doch aufgefallen?
    »Wir haben auf dem Schiff noch jemanden kennengelernt, einen Niederländer, der in Surinam geboren wurde. Sein Name ist Thijs Marwijk, auch er möchte wieder in die Plantagenwirtschaft einsteigen.«
    »Marwijk?« Julie stutzte.
    »Ja, er sprach von einer Plantage, die einst von seinen Eltern bewirtschaftet wurde.«
    Jean nickte. »Wir kennen die Plantage der Familie Marwijk. Watervreede liegt nicht weit von Rozenburg. Also von unserer Plantage.«
    »Vielleicht ein günstiger Zufall.« Julie spürte, dass Wim sie von der Seite musterte. »Mit den Marwijks sind wir immer gut ausgekommen«, sagte sie ehrlich.
    An die Marwijks hatte sie in der Tat positive Erinnerungen, auch wenn die Familie bereits 1863 das Land verlassen hatte. Julie versank in Gedanken. Dass die Marwijks einen Sohn in Europa hatten, war ihr allerdings nicht mehr bewusst gewesen.
    »Und nun möchte Thijs die Plantage seiner Eltern besuchen und hofft, dort die Bewirtschaftung wieder aufnehmen zu können«, beendete Wim gerade seinen Bericht.
    Jean runzelte die Stirn. »Da wird Marwijk aber viel Arbeit investieren müssen. Die Plantage Watervreede ist … gelinde gesagt … in einem schlechten Zustand. Die meisten Felder hat Julies erster Mann damals gekauft, und den größten Teil der noch vorhandenen Fläche hat sich der Regenwald zurückerobert, schätze ich.«
    Wim zuckte die Achseln. »Ich denke, dass Thijs sich keine falschen Vorstellungen von dem macht, was ihn erwartet. Er hat allerdings neue Pläne für den alten Plantagengrund, eben weil er weiß, dass die Plantage auf die alte Art gar nicht mehr zu bewirtschaften ist.«
    »So?« Das schien in der Tat Jeans Neugier zu wecken.
    Julies Blick fiel derweil auf die Jungen. Henry lauschte den Berichten von Wim gebannt. Martin hingegen starrte ihr jetzt unverwandt in die Augen, und in seinem Blick lag etwas, das ihr nicht gefiel. Dort war ein Funke entbrannt, und in diesem Augenblick verstand sie, dass er nicht zu löschen sein würde. Martin würde alles daransetzen, seinen Vater zu sehen. Und sie durfte ihn nicht davon abhalten. Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen.

Kapitel 11
    K arini stand mit Masra Henry im Salon und blickte immer wieder durch das Fenster auf die Straße, in der

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