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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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in Rekordzeit zu verarbeiten. Karinis Unruhe wuchs.
    »Mutter? Was ist los? Ich habe den Imbiss in den Salon gebracht, aber Misi Juliette ist nicht bei ihren Gästen.«
    Ihre Mutter hieb heftig auf das Gemüse ein. »Das Baby hat geschrien, da ist die Misi vermutlich nach oben gegangen«, stieß sie hervor.
    »Und der Masra?«, bohrte Karini weiter.
    »Der wohl auch! Kind, hör auf zu fragen, hilf mir lieber«, fuhr ihre Mutter sie an.
    Karini zuckte zusammen. Sie konnte doch nichts dafür! Sie biss sich auf die Zunge, um ihre Mutter nicht mit einem entsprechenden Kommentar weiter zu verärgern, und tat, wie ihr geheißen. Trotzdem war ihre Neugier nicht im Entferntesten gestillt.
    Wenig später, als Karini den Tisch für das Abendessen deckte, kam Masra Henry aus dem Salon. »Ist meine Mutter immer noch oben?«
    Karini nickte nur. »Was ist denn passiert?«, fragte sie vorsichtig.
    Masra Henry stieß einen leisen Seufzer aus und blickte sichum, als hätte er Angst, jemand könnte sie belauschen. Dann zog er Karini zu sich heran und sagte im Flüsterton: »Du wirst es nicht glauben … weißt du, wer auch auf dem Schiff war, mit dem mein Großcousin gekommen ist?«
    Karini überkam eine böse Ahnung.
    »Martins Vater!«
    Karini war entsetzt. Sie hatte ja gewusst, dass es eines Tages geschehen würde, und immer wieder überlegt, Masra Henry in das Wissen einzuweihen, aber sie wollte nicht als Schnüfflerin dastehen und irgendwie hatte sich nie die richtige Situation gefunden. Und nun war es also so weit. Sie schluckte.
    »Mutter hat sich darüber, glaube ich, sehr aufgeregt. Sie ist einfach aus dem Raum gestürzt. Ich muss jetzt wieder in den Salon, wir können unsere Gäste nicht so lange allein lassen.«
    Mit diesen Worten verschwand Masra Henry aus dem Raum.
    Karini stellte nachdenklich die Teller auf den Tisch und legte die Servietten bereit. Dann hielt sie mitten in der Bewegung inne. Jetzt war es also wirklich passiert. Masra Martins Vater war zurück nach Surinam gekommen. Karini konnte eine gewisse Neugier nicht leugnen, schließlich lag immer eine Spannung in der Luft, sobald sein Name fiel. Die Misi und der Masra sprachen so gut wie nie von ihm, Masra Martin wiederum nur in Gegenwart von Masra Henry und Karini, denn die Misi regte sich jedes Mal fürchterlich auf, wenn Masra Martin seinen Vater auch nur erwähnte, auch wenn sie sich bemühte, sich nichts anmerken zu lassen. Was hatte dieser Mann nur getan, dass die Misi ihn so sehr hasste? Sie wurde dann rot vor Zorn und manchmal einfach nur blass und still.
    Nun fiel Karini das bleiche Gesicht ihrer Mutter ein, als diese eben verstört aus dem Salon gekommen war. Hatte sie das Tablett etwa fallen gelassen, weil sie diese Nachricht gehört hatte? Karini konnte sich nicht daran erinnern, dass ihre Mutter sich überhaupt einmal zu Masra Martins Vater geäußert hatte. Wasungewöhnlich war, normalerweise hielt Kiri zumindest in Karinis Beisein nicht mit ihrer Meinung hinterm Berg. Verband am Ende auch Kiri mit diesem Menschen eine negative Erfahrung?
    Nachdenklich wandte Karini sich um. Sie musste sich eilen, um den Tisch rechtzeitig zum Abendessen fertig zu bekommen. Mehrmals lief sie zwischen der hinteren Veranda und dem Speisezimmer hin und her, bis die Tafel fertig vorbereitet war. Normalerweise speiste die Familie nicht so opulent. Anlässlich des Besuches aber hatte die Misi aufgetragen, ein mehrgängiges Menü zu servieren. Schließlich trat Karini in den Salon, knickste höflich und verkündete, das Abendessen könne aufgetragen werden. Sie fühlte sich unwohl, solche Auftritte als Dienstmädchen schätzte sie nicht gerade.
    Masra Martin regte sich als Erster. »Danke, Karini.« Etwas verblüfft sah sie ihn an. Sonst bedankte er sich doch auch nicht bei ihr. »Wim … wenn ich bitten darf … meine Tante kommt bestimmt gleich dazu.« Karini war erstaunt, wie erwachsen er plötzlich wirkte.
    »Ich dachte, sie ist deine Großmutter«, platzte Misi Gesine verwirrt dazwischen.
    »Danke, mein Junge«, Masra Wim bedachte Masra Martin und Masra Henry mit einem freundlichen Blick und lächelte.
    Karini sah förmlich, wie Masra Henry ein Stein vom Herzen fiel. Sie wusste, dass die angespannte Situation im Salon ihn bedrückte.
    »Ja, nehmt doch bitte Platz«, sagte er sichtlich erleichtert und fügte mit einem Seitenblick zu Masra Martin und einem entschuldigenden Lächeln hinzu: »Meine Mutter fühlt sich noch ein bisschen zu jung, um als Großmutter

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