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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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und Juliette sprang ruckartig von ihrem Platz auf, wodurch sich das Kind auf ihrem Arm so erschreckte, dass es anfing zu schreien. Juliette hastete mit Helena auf dem Arm aus dem Raum. Erstaunt beobachtete Wim, dass auch Jean sofort aufsprang und seiner Frau mit versteinerten Gesichtszügen hinterhereilte.

Kapitel 10
    J uliette, so beruhige dich doch.«
    »Ich soll mich beruhigen? Jean! Er ist wieder da!« Julies Herz klopfte bis zum Hals, und in ihren Ohren rauschte es unangenehm. »Oh, wäre dieses Schiff doch in dem Sturm gesunken.«
    »Pst …! Nun schrei doch nicht so. Wim und Gesine können nun wirklich nichts dafür. Und sie konnten ja auch nicht ahnen, wer da mit ihnen an Bord ist. Es war doch zu befürchten, dass er eines Tages wieder auftaucht.«
    Jean nahm Julie Helena ab. In den Armen ihres Vaters beruhigte sich das kleine Mädchen schnell und so bettete er es in sein Körbchen. Dann drehte Jean sich zu Julie um und fasste sie an den Schultern. Sie versuchte nicht, sich seinem Blick zu entziehen, und spürte, dass sie ruhiger wurde.
    »Julie, wir wussten, dass er eines Tages wiederkommen würde, und du weißt auch, dass es sein gutes Recht ist«, hörte sie Jean mit ruhiger Stimme sagen.
    »Aber … Martin … ach Jean, warum? Warum gerade jetzt?«
    Die Erinnerungen brachen über Julie herein. Pieter hätte damals beinahe alles zerstört. Womöglich … womöglich säße sie sogar im Gefängnis. Sie schauderte.
    Wieder drang Jeans Stimme an ihr Ohr. »Julie, wir können gar nichts machen außer abwarten.«
    Jean wollte sie in den Arm nehmen, doch sie schob ihn fort.
    »Er wird sich Martin holen, und er wird auch versuchen, an die Plantage zu kommen. Das weißt du. Pieter wollte immer nur die Plantage.«
    »Julie!« Jean hob resigniert die Hände. »Das ist sechzehn Jahre her. Vielleicht … vielleicht hat er sich mit den Jahren geändert.«
    »Er hat dich damals fast erschossen, das kannst du doch nicht einfach vergessen!«
    Ein Schatten huschte über sein Gesicht. »Nein, das tue ich auch nicht. Aber Martin ist und bleibt sein Sohn, daher denke ich, dass wir unter Umständen einfach tolerieren müssen, dass Pieter nicht gänzlich aus unserem Leben verschwinden kann. Ich werde dafür sorgen, dass er uns kein Leid zufügt, aber wir können ihn nicht verleugnen. Jetzt, da er wieder da ist, müssen wir mit der Situation besonnen umgehen und nicht voreilig …«
    »Ich habe dieses Kind aufgezogen, ich habe mich um Martin gekümmert. Pieter hat kein Recht …« Julie liefen die Tränen über die Wangen. Sie verstand nicht, wie Jean Pieter nach all dem noch einen Funken Toleranz entgegenbrachte.
    »Wir warten erst einmal ab, was passiert. Und jetzt sollten wir uns wieder um unsere Gäste kümmern.«
    Auch wenn Julie in diesem Augenblick der Sinn weniger nach Gästen stand, schon gar nicht nach Wims Frau  – Jean hatte recht.
    Sie warf einen Blick in Helenas Körbchen. Das Baby war eingeschlafen.
    »Lassen wir sie schlafen.« Jean zupfte Julie am Ärmel. »Komm. Wir sollten unsere Gäste nicht warten lassen.«
    »Was ist passiert?« Karini erschrak, als ihre Mutter sichtlich verstört die hintere Veranda betrat, in den Händen das Tablett, auf dem die Zwischenmahlzeit nun völlig durcheinanderlag.
    »Nichts … mir ist das Tablett heruntergefallen. Hier …«, Kiri stellte es auf die Arbeitsfläche, »mach das neu, ich bringe es dann nach vorne.«
    Während sich ihre Mutter auf einen der Hocker setzte und gedankenverloren immer und immer wieder mit den Händen ihre Schürze glatt strich, bereitete Karini schnell einen neuen Imbissfür die Herrschaften. Ihre Mutter schien nicht einmal zu bemerken, dass Karini kurz darauf mit dem Tablett wieder in das Haus huschte.
    Als sie in den Salon kam, herrschte dort eine merkwürdige Stille. Misi Juliette und Masra Jean waren nicht da, Masra Henry saß mit leicht gerötetem Gesicht neben dem Gast, dessen Frau nippte verlegen an ihrem Glas, und Masra Martin stand starr neben der Tür und verzog keine Miene. Niemand sprach ein Wort. Ein Blick in Masra Martins und vor allem in Masra Henrys Gesicht ließ nur einen Schluss zu: Hier war etwas Besonderes vorgefallen. Aber was? Beunruhigt stellte Karini so leise wie möglich den Imbiss ab und eilte zurück auf die hintere Veranda.
    Dort hatte ihre Mutter ihre Starre abgelegt und begonnen, das Gemüse zu schneiden. Karini hatte sie selten so aufgewühlt gesehen, das Messer wetzte über die Auberginen, als gelte es, diese

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