Die Blume von Surinam
Beschreibungen seiner Pläne auf Watervreede. Julie mühte sich ebenfalls, ihre Aufmerksamkeit auf das Thema zu konzentrieren, musste sich aber nebenbei immer wieder mit Gesine unterhalten, die der technischen Erklärungen bald überdrüssig war.
Am späten Abend, als der Gast verabschiedet war und alle sich in ihre Gemächer zurückgezogen hatten, lag Julie neben Jean und starrte an die Decke. Er hatte ihr gerade Wims Vorschlag bezüglich des Erbes erklärt. Julie war ehrlich überrascht. Als Jean dann aber von Thijs Marwijks Plänen zu schwärmen begann, wurde ihr mulmig zumute. Das alles kam so überraschend, und es ging ihr zu schnell. Ihr Leben könnte in Zukunft eine völlig neue Richtung einschlagen! Jean hatte Marwijk sogar, ganz entgegen seiner Art und sehr zu Julies Überraschung, im Verlauf dieses ersten Treffens das Du angeboten. Ein untrügliches Zeichen, dass es ihm ernst war. Sie spürte seine Begeisterung für das Vorhaben, konnte sie aber nicht teilen.
Jetzt stupste Jean sie sanft an. Als sie sich zu ihm drehte, konnte sie förmlich sehen, wie der Eifer in seinen Augen brannte.
»Und? Was denkst du? Das hört sich doch alles sehr gut an, was Thijs auf Watervreede plant.«
Julie war bemüht, ihn zu bremsen. »Ja, aber er ist noch nicht einmal dort gewesen! Du weißt doch selbst, wie schnell die Plantagen verfallen, wenn sie nicht bewirtschaftet werden. Ich glaube nicht, dass er sich im Klaren darüber ist, dass ihn dort ein altes Plantagenhaus und eine vollkommen verwilderte Plantage erwarten. Ich befürchte, er wird einen Schreck bekommen, wenn er dort ankommt.«
Jean schien das nicht zu beeindrucken. »Ja, das kann sein, aber ich finde, er macht einen sehr entschlossenen Eindruck.«
Julie musste lächeln. Sie konnte sich gut erinnern, mit welchem Einsatz Jean sich damals an die Rettung der Plantage Rozenburggemacht hatte. Ohne seine Entschlossenheit und seine Tatkraft wären sie sicherlich gescheitert. Sie betrachtete ihn zärtlich von der Seite. Sie wusste, dass sie das Feuer, das diese Idee in ihm entfacht hatte, nicht löschen konnte. Trotzdem galt es, alle Aspekte zu betrachten. »Er muss das alles aber auch finanzieren können. Allein die Instandsetzung der Plantage wird Unsummen kosten. Und dann noch die neue Mühle …«
Jean runzelte die Stirn, dieser Punkt schien auch ihn zu beschäftigen. »Ja, du hast recht. Aber er scheint über umfangreiche Geldmittel zu verfügen. Zudem möchte Wim offensichtlich auch investieren.« Er zögerte einen Moment. »Und wir könnten überlegen«, fügte er langsam hinzu, »einen Teil des Geldes einzubringen, das du erhalten würdest, wenn du das Angebot von Wim annehmen würdest.«
Julie spürte Ärger in sich aufwallen. Das Angebot war verlockend, sicher, aber sie war müde und musste erst ihre Gedanken ordnen. Sie würde morgen in Ruhe darüber nachdenken und später eine Entscheidung fällen. Und schon gar nicht wollte sie sich von Investitionen locken lassen, die mit diesem Geld möglich wären.
»Ich denke, wir sollten nicht zu euphorisch sein. Wenn der Plan dieses Abenteurers scheitert, reißt er uns vielleicht mit ins Verderben.«
Jean stützte sich auf den Ellenbogen und sah ihr ins Gesicht. »Ja, du hast recht, aber erst einmal birgt es für uns doch kein Risiko. Wir können ihm einige Arbeitskräfte überlassen, für die er uns entlohnt, und beobachten nebenbei, was aus seinen Bauplänen wird.« Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. »Und du solltest über Wims Angebot nachdenken, vielleicht hilft uns das ja ebenfalls weiter.«
Julie wusste, dass er es gut mit ihr meinte, trotzdem wandte sie ihr Gesicht ab. »Ich will aber keine Almosen von meinem Cousin.« Sie hörte selbst, wie trotzig ihre Stimme klang.
»Das sind doch keine Almosen! Er bietet dir an, dich an dem, was dein Onkel aus deinem Erbe gemacht hat, zu beteiligen. Ich finde das sehr großzügig von ihm. Außerdem war es einmal dein Geld, es kommt aus deinem Erbe, warum soll es jetzt nicht wieder dir gehören?«
»Wer weiß, was er später als Gegenleistung dafür haben will«, sagte sie lahm.
»Ach Julie, so ein Mensch scheint Wim wirklich nicht zu sein … und überleg doch mal: Hat er dir jemals absichtlich Schaden zugefügt?« Sie hörte, wie Jean sich wieder auf den Rücken drehte, bevor er fortfuhr: »Stell dir mal vor, es wird alles so, wie Thijs sich das ausmalt. Dann hat Rozenburg, in direkter Nachbarschaft, einen großen Vorteil: Wir können die
Weitere Kostenlose Bücher