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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Zuckermühle ganz einfach und ohne viel Aufwand beliefern, schneller produzieren und höhere Gewinne einfahren. Julie, auf so eine Chance haben wir doch im Grunde lange gewartet. Das ist doch unser Lichtstreif am Horizont.«
    Julie seufzte und wandte sich ihm wieder zu. »Ja, sicherlich. Aber wir sollten uns darauf nicht verlassen. Dass er nun aus den Niederlanden auftaucht, ist nicht mehr als ein Zufall. Wir hätten die nächsten Jahre auch ohne ihn planen müssen und«, sie betrachtete ihn zärtlich, »wir hätten sie bewältigt. Ich will doch nur, dass du nicht zu viel Hoffnung hineinsteckst.«
    Jean machte ein gespielt böses Gesicht. »Du bist immer so pessimistisch … möchtest du nicht«, er fuhr mit dem Finger über ihr Dekolleté und Julie reagierte mit einem leichten Zittern, »schöne Geschmeide tragen und teure Kleider?«
    Sie musste lachen. »Ich bin bis jetzt auch ohne Geschmeide und teure Kleider ausgekommen.« Liebevoll streichelte sie seinen Unterarm.
    Er küsste sanft ihren Hals und ließ seine Lippen langsam über die Haut wandern. Julie erschauderte.
    »Julie, es … es wäre nur einfach so wundervoll, wenn wir endlich etwas sorgenfreier auf Rozenburg leben könnten«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    »Ja«, seufzte sie und gab sich seinen Küssen hin. Sie wollte jetzt im Moment nicht daran denken.
    Einen Tag später stürmte Julie aufgebracht in Jeans Büro. Soeben hatte ein kleiner Mulattenjunge an der Haustür eine Nachricht abgegeben.
    »Da hast du es! Er will ihn sehen.«
    Während Jean die Nachricht las und die Stirn runzelte, rauschten tausend Gedanken durch Julies Kopf.
    »Wenn wir … wenn wir Martin nach Rozenburg schicken, können wir es vielleicht noch hinauszögern. Oder wir verbieten Pieter einfach, ihn zu sehen. Aber Paramaribo … in dieser Beziehung ist es ja ein Dorf, es ist fast unmöglich, sich länger aus dem Weg zu gehen. Also nach Rozenburg? Jean?«
    Julie schaute ihren Mann erwartungsvoll an. Dieser ließ die kleine Karte mit der Nachricht sinken. Ein Blick in sein Gesicht verriet ihr, dass er betroffen war.
    »Julie … ich verstehe deine Sorge«, er blickte ihr tief in die Augen, »aber wir können es ihm nicht verbieten. Was, glaubst du, macht er, wenn wir es ihm untersagen? Martin fortzuschicken ist auch keine Lösung, ich bitte dich. Er wird seinen Vater sehen wollen. Und das werden wir nicht verbieten können.«
    Julie ließ sich resigniert auf einen Stuhl vor Jeans Schreibtisch fallen. Sie hatte gehofft, dass es nicht so bald dazu kommen würde. Plötzlich überfiel sie große Angst. Was, wenn Martin Gefallen an seinem Vater fand? Was, wenn es Pieter gelang, Martin um den Finger zu wickeln? Julie war nicht bereit, Martin in die Fänge dieses Mannes zu übergeben. Aber Martin war jetzt achtzehn, sie würde ihn nicht aufhalten können.
    Sie erwiderte Jeans Blick. »Ich habe Angst, dass wir Martin verlieren.«
    »Julie.« Jean stand auf, ging um den Schreibtisch herum und legte ihr den Arm um die Schultern. »Martin ist jetzt alt genug. Ich werde vorher noch einmal mit ihm reden, aber wenn er seinen Vater sehen will, wovon ich überzeugt bin, müssen wir das tolerieren und … am besten noch beobachten.«
    »Du willst was? Ich will Pieter nicht sehen, auf keinen Fall, und du willst doch nicht wirklich anwesend sein?«
    »Wir waren Martin gegenüber immer ehrlich. Ich würde aber nicht davon ausgehen, dass das bei Pieter auch so ist. Aber wenn wir dabei sind, kann Pieter Martin keine verdrehten Tatsachen über die Vergangenheit erzählen, ohne dass wir einschreiten, oder? Und ich finde, wir dürfen jetzt nicht feige sein. Wir müssen ihm die Stirn bieten, sonst …«
    Julie wusste instinktiv, dass Jean recht hatte, ihr Verstand aber sträubte sich gegen seinen Vorschlag. »Ich habe so sehr gehofft, dass dieser Augenblick niemals kommen würde. Und jetzt … ich habe so große Angst davor, ihn wiederzusehen.«
    Jean zog sie an sich und küsste sie auf ihr Haar. »Ich weiß, Julie, ich weiß …«
    Julie ahnte, dass ihr die Begegnung mit Pieter viel Kraft abverlangen würde. Aber Jean hatte wirklich recht, sie mussten die Herausforderung annehmen, sie durften keine Schwäche zeigen. Der Mann verfolgte sicherlich einen Plan  – und was immer er wollte, er würde mit allen Mitteln versuchen, es zu bekommen.
    »Mir ist auch nicht wohl dabei, aber wir haben gar keine andere Möglichkeit.« Jean überlegte einen Moment. »Vielleicht sollten wir den Umstand nutzen, dass

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