Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
Vom Netzwerk:
Wim, Thijs und Gesine ihn bereits kennengelernt haben. Wir sprechen eine Einladung aus oder noch besser: Wim soll ihn einladen, er steht wegen Gesines Unfall auf dem Schiff vermutlich noch in seiner Schuld. In Gegenwart von Wim, Gesine und Thijs wird er sich zu benehmen wissen. Wir können dann einfach sehen, was er will, und Martin hat eine Chance, ihn zu treffen.«
    »Du willst ihn in unser Haus lassen?«, fuhr Julie ihn an.
    Jean bedachte sie mit einem langen Blick, dann umspielte ein Lächeln seine Lippen. »Ja. Manchmal muss man, was der Seele lieb ist, in des Feindes Hand geben.«

Kapitel 14
    W im war ehrlich überrascht, als Jean ihm vorschlug, Thijs und Pieter Brick zu einem gemeinsamen Abendessen ins Stadthaus zu laden. Nun, da er die Vorgeschichte zumindest ansatzweise kannte, war es ihm ein Rätsel, was Jean mit dieser Einladung bezweckte.
    »Wenn es dir nichts ausmacht?«, fragte er vorsichtshalber nach.
    »Nein … aber vielleicht möchte sich deine Frau bei Pieter bedanken, dass er sich auf dem Schiff um sie gekümmert hat und … Martin möchte seinen Vater natürlich auch endlich wiedersehen.«
    Wim blieb nicht verborgen, dass Jean anscheinend ganz und gar nicht wohl in seiner Haut war. Wie musste es da erst seiner Cousine gehen?
    »Und Juliette?«
    »Wim, es ist alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen. Wir … wir mussten ja damit rechnen, dass Pieter eines Tages nach Surinam zurückkehrt.«
    Jeans Anspannung war nicht zu übersehen. Wim stimmte zu, fragte aber nicht weiter nach. Irgendetwas war in der Vergangenheit vorgefallen, was so gravierend gewesen sein musste, dass nicht einmal darüber gesprochen wurde.
    Wim behagte genau dieser Gedanke nicht. Er hasste es, nicht genau zu wissen, was vor sich ging. Wie oft war er nicht von seinem Vater vor vollendete Tatsachen gestellt worden und wie oft hatte er viel zu spät erfahren, dass etwas hinter seinem Rücken geschah. Und jetzt war er schon wieder in dieser Situation. Wim überlegte, ob er sich einmischen sollte, aber eigentlich ging ihndas alles nichts an. Andererseits war Pieter Brick hier erst durch Gesine zur Sprache gebracht worden, wenn auch aus Versehen und anscheinend schneller, als allen lieb gewesen war. Und Juliette war seine Cousine, die ihm am Herzen lag, auch wenn er sie jahrelang nicht gesehen hatte. Er würde sich über die Hintergründe informieren.
    Dazu blieb aber kaum Zeit. Bereits zwei Tage später stand das Abendessen an, und Gesine machte schon am Nachmittag einen Wirbel, als würde der Gouverneur höchstpersönlich erwartet.
    »Oh, ist es nicht schön, dass wir Doktor Brick einladen durften? Ich freue mich so, ihm nochmals meinen Dank aussprechen zu können.«
    Wim ließ Gesines Überschwang unkommentiert. Je näher der Abend rückte, desto mulmiger wurde ihm zumute. Nicht nur, weil dieser Brick das erste Mal seit so vielen Jahren wieder auf seinen Sohn treffen würde, sondern auch, weil Juliette und Jean deutlich angespannt waren.
    Schließlich war es Gesine, die von dieser Stimmung nichts mitzubekommen schien, die Pieter Brick nach seinem Eintreffen überschwänglich begrüßte. Der Gast reagierte nur mit einem kurzen Nicken. Wim war ihre Aufdringlichkeit zuwider, und er ließ seinen Blick zu Juliette wandern. Sie stand blass und stocksteif in der Eingangshalle, während sich ihr Mann neben ihr sichtlich um Contenance bemühte.
    »Pieter.« Jean trat einen Schritt auf Brick zu und reichte ihm steif die Hand.
    Und dann war Martin an der Reihe, seinen Vater zu begrüßen. Wim hatte diesen Moment mit Spannung erwartet und beobachtete nun, wie Martin vortrat und seinen Vater sehr förmlich begrüßte. »Vater, es freut mich.« Ein leichtes Zittern in seiner Stimme verriet Wim, wie aufgewühlt der Junge war.
    »Mein Sohn.« Es waren die ersten Worte, die Pieter Bricksprach, seine Stimme war tonlos und distanziert. Er wirkte fast teilnahmslos, bemerkte Wim irritiert, er hätte zumindest ein wenig mehr Herzlichkeit erwartet. Zugleich fühlte er sich in seiner Einschätzung bestätigt: Der Mann war herzlos und kalt. Hätte er sich seinem Sohn gegenüber ein wenig verunsichert gezeigt, wäre das zumindest verständlich gewesen. Aber ihn mit diesem Tonfall so knapp anzusprechen, nach so langer Zeit, das brachte nur ein Mensch fertig, der eiskalt kalkulierte. Sofort regte sich Mitleid mit Martin, der an den Lippen seines Vaters hing und innerlich zu beben schien. Wim konnte sich gut vorstellen, wie der Junge sich fühlte, und

Weitere Kostenlose Bücher