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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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verblüfft.
    »Erika, darf ich vorstellen: Das ist Gesine Vandenberg, die Frau meines Cousins. Gesine, das ist Erika Bergmann.«
    Erika zögerte nicht, Gesine die Hand zum Gruß zu reichen. »Mevrouw Vandenberg, es freut mich … freut mich ausgesprochen.«
    Gesines Begrüßung beschränkte sich auf ein Nicken. Sie starrte Inika und Sarina an, als fürchte sie, den beiden auch die Hand reichen zu müssen.
    »Das sind Inika und Sarina. Sie haben früher bei uns auf der Plantage gearbeitet.«
    Julie beobachtete interessiert, dass Inika und Sarina, wie es von ihnen erwartet wurde, einen Knicks machten und sich anschließend etwas seitlich neben die Sitzgruppe stellten. Nach wie vor gehörte es sich in Surinam nicht, dass sich farbige Bedienstete, egal welcher Herkunft, in den Räumen ihrer weißen Herrschaft setzten, außer wenn sie dazu aufgefordert wurden. Und selbst dann kam nur ein Schemel oder der Boden als Sitzgelegenheit infrage. Anders hingegen war es um farbige Geschäftsleute bestellt. Diese waren den Weißen inzwischen ebenbürtig. Was wiederum so manchem Kolonisten ein Dorn im Auge war.
    Gesine hätte es wohl auch missfallen, wenn die Frauen sich in die weichen Kissen der Sessel gesetzt hätten. Jetzt waren auf ihrer Stirn tiefe Falten, und Julie ahnte, dass der bloße Umstand, dass sie potenzielle Dienstboten in ihrem Salon wie Gäste empfing, Gesine missfiel.
    Erika berichtete ohne Umschweife von den Alltagsgeschehnissen im Kinderhaus. Julie lauschte ihr aufmerksam. Es tat ihr gut, eine kurze Zeit nicht an den dunklen Schatten zu denken, der über ihrer Familie schwebte.
    Dann waren Stimmen und Schritte zu hören, die Männer kamen aus Jeans Büro. Als Jean die Tür zum Salon passierte, hielt er inne.
    »Erika, wie nett, dass du uns besuchen kommst!« Er freute sich sichtlich, wandte sich kurz um und winkte die Männer herein. »Thijs Marwijk. Und Wim Vandenberg, Julies Cousin.«
    »Oh, Juliette hat mir ja schon viel von Ihnen erzählt.« Erikas Lächeln wirkte aufrichtig fröhlich.
    »Darf ich euch Erika Bergmann vorstellen, eine gute Freundin des Hauses«, fuhr Jean lächelnd fort.
    »Mevrouw Bergmann, sehr erfreut.« Thijs und Wim begrüßten Erika.
    »Setzen wir uns doch einen Moment.« Jean deutete auf die freien Plätze, als sein Blick auf Sarina und Inika fiel.
    »Oh, wir haben ja noch mehr Gäste …«
    »Erika hat Inika und Sarina mitgebracht«, erklärte Julie kurzund fuhr dann, an Thijs und Wim gerichtet, fort: »Inika und Sarina gehören zu unseren indischen Kontraktarbeitern.« Sie zögerte kurz, auf der Suche nach den richtigen Worten. »Allerdings gab es widrige Umstände, die uns veranlasst haben, sie zu Erika in die Stadt zu schicken«, sagte sie schließlich.
    Erika schien die Bemerkung jedoch falsch aufzufassen. »Ich hoffe, dass ich für Sarina bald eine Anstellung finde«, warf sie ein.
    Julie bedachte Erika mit einem kurzen tadelnden Blick. Wie konnte Erika davon ausgehen, dass Jean oder gar sie selbst etwas dagegen hatten, dass sich die beiden Frauen in der Stadt aufhielten? Dass Wichtigste war doch, dass es den beiden gut ging und sie in Sicherheit waren.
    Jean hingegen schien der Äußerung Bedeutung beizumessen. »Das trifft sich aber gut! Thijs, hast du nicht neulich nach einer Haushälterin gefragt?«
    »Ja, ich suche noch eine.«
    Julie war nicht verborgen geblieben, dass Marwijks Blick unentwegt auf Sarina lag.
    »Jean, ich denke nicht, dass Sarina …«, versuchte Julie einzulenken.
    »Doch, das ist ein wundervoller Vorschlag«, warf Erika ein und klatschte begeistert in die Hände. »Sarina? Könntest du dir das vorstellen?«
    Die Inderin nickte nur leicht und knickste wieder.
    Plötzlich kam Leben in Thijs Marwijk. »Könnte sie … könnte sie denn bereits jetzt mitfahren? Ich weiß nicht, was uns erwartet, aber ich werde sicherlich eine helfende Hand im Haushalt brauchen.«
    Julie konnte die Begeisterung nicht teilen. Nicht, dass sie Sarina eine Anstellung nicht gönnte, in Marwijks Haus wäre sie sicherlich gut versorgt, aber … nein, es ging nicht.
    Sie warf Jean einen langen Blick zu, in der Hoffnung, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Nichts geschah. Himmel, wie solltesie ihm bloß ihre Nachricht übermitteln, ohne dass die anderen misstrauisch wurden oder gar nachfragten? Sarina wieder in der Nähe ihrer Landsleute zu wissen beunruhigte sie. Ganz abgesehen vom Charakter des zukünftigen Direktors der Plantage.
    »Jean, denkst du nicht, dass Watervreede etwas …

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