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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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er im Grunde doch recht: Es war eine einmalige Chance für Rozenburg. Aber Pieters Beteiligung an den Plänen versah das Ganze mit einem bitteren Beigeschmack. Das konnte nicht gut gehen.
    Aber Jean war nicht der Einzige, den die geplante Zuckermühle in ihren Bann zog. Wim war ebenfalls Feuer und Flamme, und so trafen sie sich nun fast jeden Tag mit Thijs Marwijk, um die nötigen Vorbereitungen für den Aufbruch zu den Plantagen in wenigen Tagen zu treffen. Julie selbst würde mit Gesine, Karini und Jean nach Rozenburg fahren, Wim würde Marwijk nach Watervreede begleiten. Die beiden erschienen Julie wie abenteuerlustige kleine Jungen. Gesine hingegen war nicht so guter Dinge. Dass ihr Mann sich auf diese offenbar heruntergekommene Plantage begeben wollte, anstatt sie nach Rozenburg zu begleiten, das missfiel ihr sehr.
    »Ach Wim, was soll ich denn da ganz allein ohne dich?«, hatte sie mehrfach, auch im Beisein von Julie, geklagt.
    »Als ob es für dich einen großen Unterschied macht, ob ich da bin oder nicht«, hatte Wim lediglich kalt erwidert.
    Julie beobachtete das Verhalten der Eheleute besorgt. Ihr war zwar von Anfang an aufgefallen, dass Wim und Gesine nicht gerade glücklich zusammenlebten. Dass sie in Wirklichkeit aber weit voneinander entfernt waren, das merkte sie inzwischen immer deutlicher. Wim schien die Anwesenheit seiner Frau kaumertragen zu können. Gesine legte zuweilen sonderliche Verhaltensweisen an den Tag, die Julie ebenfalls missfielen, grundsätzlich aber konnte man ihr keinen Vorwurf machen, im Gegenteil, sie bemühte sich nicht selten um Wims Aufmerksamkeit. Die Bissigkeit in Wims Kommentaren aber erschreckte Julie. Er schien regelrecht froh, seiner Frau eine Weile entkommen zu können, obwohl er stets beteuerte, den Schritt ihrem Vater zuliebe zu wagen.
    »Ja, Wim, er will Berichte über die Wirtschaftslage … keine Berichte über Flora und Fauna aus dem Urwald«, hatte Gesine geunkt.
    »Die Zuckermühle ist ein einzigartiges Vorhaben, und ich kann es von Beginn an begleiten«, hatte Wim ungeduldig hervorgestoßen.
    Julie spürte, dass mehr dahintersteckte. Wims Verhalten gegenüber seiner Frau war ungewöhnlich, er hielt sie ständig auf Distanz, war selten freundlich, geschweige denn, dass er sie je berührte. Und Gesine tat ihr in dieser Hinsicht leid. Die junge Frau gab sich immer wieder sichtlich Mühe, ihren Mann zu bezirzen, Wim aber schien auf keinen ihrer Versuche in der gewünschten Form zu reagieren. Dies wiederum führte bei Gesine zu schlechter Laune. Julie beschlich ein Verdacht: War Wims Ehe ebenso eine arrangierte Sache, wie es ihre Ehe mit Karl damals gewesen war? Vielleicht, dachte Julie bei sich und seufzte im Stillen, sollte sie einmal mit Gesine über Wim reden.
    Am Nachmittag erwarteten Jean und Wim Thijs Marwijk zu einer Besprechung. Julie hingegen freute sich auf Besuch von Erika. Sie hatte ihre Freundin eingeladen, sie wollte sie noch einmal sehen, bevor sie zurück auf die Plantage fuhr. Nun saß Julie im Salon und wartete. Ihr Blick glitt zu Gesine, die mit gelangweiltem Gesicht versuchte, sich mit Handarbeit zu zerstreuen. Julie seufzte. Sie würde mit Erika also nicht frei über ihre Sorgen sprechen können.
    Doch zu Julies Überraschung kam auch Erika nicht allein.
    »Ich dachte, du freust dich, wenn ich Inika und Sarina mitbringe, ihr habt euch ja auch lange nicht gesehen.«
    Julie bedachte ihre Freundin in der Tür zum Salon mit einem dankbaren Blick, stand dann auf und umarmte sie herzlich. Erika hatte recht, es waren fast neun Monate vergangen, seit sie die beiden Inderinnen in die Stadt zu ihrer Freundin geschickt hatte.
    »Wie groß du geworden bist.« Julie sah Inika verblüfft an. Aus dem Mädchen war eine ansehnliche junge Frau geworden. Inika senkte beschämt den Blick. »Danke, Misi«, flüsterte sie.
    »Sie ist ein bisschen schüchtern«, kommentierte Erika lachend und schob Inika aufmunternd in den Flur.
    Julie ließ ihren Blick zu Sarina wandern. Wie jedes Mal, wenn sie diese Frau genauer betrachtete, war sie fasziniert von deren feinen Gesichtszügen, den wohlgeformten Augen und dem für Sarina so typischen sanften Blick. Ihre Kleidung und die Art, wie sie ihr Kopftuch trug, ähnelten jetzt, so stellte Julie überrascht fest, mehr einer farbigen surinamischen Frau.
    »Kommt herein, ich freue mich.« Julie geleitetet ihre Gäste in den Salon. Beim Anblick von Inika und Sarina setzte sich Gesine in ihrem Sessel kerzengerade hin. Sie schien

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