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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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war, wenn er sie so nannte.
    »Die Zuckermühle, die Thijs bauen wird, kann unsere Existenz retten. Unsere Plantage … und unsere Familie. Ob mit Pieter oder ohne – dieses Vorhaben ist wirklich wichtig. Das ist die Chance, auf die wir so lange gehofft haben. Jetzt tut sie sich auf, und ich werde sie nicht verstreichen lassen, nur weil Pieter wieder aufgetaucht ist.«
    »Aber Pieter führt nichts Gutes im Schilde!« Julie war verzweifelt. Sicherlich war Marwijks Vorhaben von großer Bedeutung für die Plantage. Aber würde das mit Pieters Beteiligung auch so sein?
    »Ich bleibe dabei: Solange er sich nichts zuschulden kommen lässt, bin ich bereit, ihn zu erdulden, in Anbetracht der Möglichkeiten, die sich uns gerade auftun. Und«, er schlug einen versöhnlichen Ton an, »in Bezug auf Martin sollten wir erst einmal abwarten.«
    Gerade dieses Argument konnte Julie nicht gelten lassen. »Er wird den Jungen enttäuschen. Er wird ihn uns wegnehmen, und er wird ihn manipulieren. Jean, wir werden ihn verlieren!«
    Jean sah sie ernst an und sprach dann das aus, was Julie am tiefsten traf, auch wenn sie wusste, dass es nichts als die Wahrheit war: »Julie, er ist nicht unser Sohn.«

Kapitel 20
    I ch werde zu meinem Vater ziehen, wenn er auf Watervreede ist.« Masra Martin lag bekleidet auf seinem Bett und schaute zur Decke.
    Karini hatte eben einen Stapel frische Hemden gebracht und in den Schrank geräumt. Jetzt verharrte sie einen Moment und drehte sich zu Masra Martin um.
    »Das wird Misi Juliette aber nicht gefallen.« Karini wusste, dass es eine Menge Ärger geben würde. Misi Juliette würde ihn nicht ohne Weiteres ziehen lassen. Ganz abgesehen davon, dass sie selbst auch nicht erfreut wäre, wenn er gehen würde. Nein! Sie schüttelte den Gedanken schnell ab.
    Sie betrachtete ihn nachdenklich. Seit sein Vater aufgetaucht war, war Masra Martin wie ausgewechselt. Zwar zeigte er sich in Gegenwart von Masra Jean und Misi Juliette verschlossen. Mit ihr selbst und Masra Henry aber hatte er mehrfach über seinen Vater gesprochen. Jetzt, da die Erwachsenen bald auf die Plantagen reisen würden, schien er immer unruhiger zu werden. Immerhin würden die Jungen noch fast fünf Monate warten müssen, bis auch sie die Stadt verlassen durften. Und dann standen Veränderungen an, ihre Schulzeit endete nun. Dass Masra Henry bei Masra Jean auf Rozenburg in die Lehre gehen würde, stand außer Frage. Aber Masra Martin hatte sich nie klar geäußert, ob auch er diesen Weg einschlagen wollte. In den letzten turbulenten Wochen hatte niemand dieses Thema angesprochen. Aber dass er nun mit seinem Vater gehen wollte …
    »Ich würde erst einmal abwarten, was auf Watervreede passiert.Wie man hört, ist es da ja momentan eher … nicht so wohnlich«, gab Karini nun zu bedenken.
    Masra Martin aber schien das nicht zu beunruhigen. »Ach, das Problem wird schnell gelöst sein. Und wenn ich im August komme, kann man dort bestimmt schon gut wohnen. Vater wird auch nicht ewig so hausen wollen. Er hat mir erzählt, dass er mit Thijs Marwijk schon umfangreiche Pläne für die Plantage gemacht hat.«
    »Er hat es dir erzählt? Dann hast du ihn also doch besucht?«
    Bisher war Karini von einem solchen Treffen nichts bekannt.
    Masra Martin drehte sich auf die Seite und schaute sie mit bedrohlich zusammengekniffenen Augen an. »Erzähl das bloß nicht Tante Juliette, hörst du!« Dann fuhr er mit gedämpfter, aber aufgeregter Stimme fort: »Ja, ich habe ihn getroffen, er hat mich in das Haus von Therhorsten eingeladen. Tante Juliette habe ich erzählt, ich müsse länger in der Schule bleiben.«
    Karini traute ihren Ohren nicht. »Du hast sie angelogen?«
    »Ach Karini, du weißt doch selbst, wie heftig sie auf meinen Vater reagiert. Ich vermute mal, sie …« Er brach ab und drehte sich wieder auf den Rücken.
    Aber Karinis Neugier war geweckt. Sie hatte immer noch nicht verstanden, warum Misi Juliette so gereizt auf Masra Pieter reagierte. Ebenso wie ihre eigene Mutter.
    »Was? Was glaubst du?«
    »Na ja, mein Vater hat angedeutet, dass … dass Tante Juliette womöglich Angst hat, dass er auf die Plantage aus ist.«
    »Auf Rozenburg?«, fragte Karini verwundert.
    »Ja, denn soweit ich das verstanden habe, haben mein Vater und Tante Juliette damals um das Erbe meines Großvaters gestritten. Es war wohl nicht ganz geklärt, ob nun Tante Juliette, die zwar die Frau meines Großvaters war, aber noch jung und unerfahren, oder eben meine Mutter

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