Die Blume von Surinam
Karaffe. Das Mädchen stellte das Tablett ab und schenkte den Gästen ein, bevor sie auf ein Zeichen Beldurs begann, seine Schultern zu massieren.
»Ein bisschen Entspannung nach einem langen Tag«, kommentierte Beldur und hob sein Glas.
»Und? Was treibt Sie auf den Fluss?«, fragte er ohne Umschweife.
»Ich besuche die Plantage meiner Eltern«, antwortete Thijs.
Beldur gab ein genüssliches Grunzen von sich, während die kleinen Hände des schwarzen Mädchens seine Schultern kneteten.
Wim betrachtete ihn angewidert. Dieser Mann ekelte ihn an. Er hoffte, dass er früh zu Bett gehen konnte.
Müde verfolgte er das belanglose Gespräch über das Wetter und über die diesjährige Zuckerrohrernte. Wim konnte sich nicht vorstellen, dass Beldur sich tagsüber auf den Feldern bewegte. Wahrscheinlich beließ er es eher bei Anweisungen von einem bequemen Sitzplatz aus.
»Wie ich sehe, führen Sie Ihr Mädchen selbst mit. Ich hätte Ihnen sonst auch gerne zwei meiner Mädchen für die Nacht angeboten.«
Der Tonfall gefiel Wim ganz und gar nicht. Auch Thijs schien sehr genau zu wissen, worauf ihr Gastgeber anspielte. Er verzog kurz das Gesicht, ging aber nicht weiter darauf ein und deutetestattdessen auf Sarina, die geduldig auf der untersten Stufe der Veranda wartete. »Das ist meine Haushälterin …«
»Ja, ja, man sollte sich immer eine gute Frau im Haus halten.«
Wim entging der lüsterne Blick nicht, mit dem Beldur Sarina betrachtete.
»Mika wird Ihnen Ihr Zimmer zeigen. Wollen Sie die Frau noch bei sich behalten, oder soll Mika sie ins Sklavendorf mitnehmen?«
»Nein, sie kommt mit zu mir«, sagte Thijs bestimmt. Wim war erstaunt und sah, dass Sarina Thijs ebenfalls kurz verwundert ansah. Er meinte Angst in ihrem Blick zu lesen, deshalb stand er auf und trat ein paar Schritte auf sie zu: »Keine Sorge, er möchte nur nicht, dass du hier allein bist!«, flüsterte er.
Das Zimmer war klein und schäbig. Das Bett war zwar groß, die Laken aber nicht frisch. Wim überlegte kurz, dann war seine Entscheidung gefallen.
»Ich denke, wir sollten in Kleidung schlafen«, er deutete auf das schmutzige Bett.
»Ja. Besser morgen früh zerknittert, als von Wanzen befallen.«
Sarina hatte nahe der Tür bereits eines ihrer Tücher abgelegt, die sie sonst zum Kleid geschlungen um sich trug, und es auf dem Fußboden ausgebreitet. Ihr schien diese Art zu schlafen weder unbekannt noch unbequem.
Wim zögerte, legte sich dann aber mit Stiefeln in das Bett. Thijs tat es ihm gleich. Der Mond schien durch das kleine Fenster des Raumes. Plötzlich musste Wim lachen.
»Was ist?«, fragte Thijs.
»Nun, ich denke, wenn meine Frau an solch einem Ort Rast machen muss, wird sie wohl im Stehen schlafen.«
Kapitel 2
N ein, das muss alles mit.« Misi Gesine sah Misi Juliette mit einem vorwurfsvollen Blick an. Karini stand neben ihr und verkniff sich ein Lachen.
Karini hatte zwei Tage damit zugebracht, die komplette Garderobe von Misi Gesine wieder in den großen Koffern zu verstauen. Sie hatte sich mehr als einmal gefragt, wie diese sich wohl den Transport ihrer Habe zur Plantage vorstellte. Man reiste hier eigentlich auf Zeltbooten mit leichtem Gepäck und eher selten mit einem ganzen Hausstand.
Jetzt, da Karini die Koffer hinunter in die Eingangshalle gebracht hatte, weil am morgigen Tag die Reise zur Plantage stattfinden sollte, stand Misi Juliette sichtlich verdutzt vor dem hohen Stapel. Aber Misi Gesine war der Meinung, das alles auf der Plantage zu brauchen.
»Gesine, wir werden ein zweites Schiff mieten müssen, um das alles transportieren zu können. Meinst du nicht, du könntest einige Koffer entbehren?«
Karini wusste, dass es Misi Juliette schwer haben würde mit dieser Frage. Und richtig. »Juliette. Du hast ja alles, was du auf der Plantage brauchst, ich hingegen … ich kann dort ja nicht wochenlang im selben Kleid herumlaufen.«
Misi Juliette schüttelte nur den Kopf. Karini wusste, dass sie jetzt ein bisschen wütend war. »Nein, das verlange ich ja auch gar nicht, aber einige Koffer weniger würden die Reise etwas einfacher gestalten.«
»Das muss alles mit«, wiederholte Misi Gesine jetzt in weinerlichem Ton, und Karini sah, wie sie den Arm nach oben führte und auch den Handrücken auf die Stirn legte. Karini wusste, was das bedeutete, und obwohl es ihr eigentlich nicht zustand, gab sie der Misi Juliette vorsichtig mit einer Hand ein Zeichen.
Misi Juliette sah Karini kurz an, rollte mit den Augen und zuckte
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