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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Zeltplane suchte. Jetzt stand er, die Hände in die Hüften gestemmt, zwischen den Ruderern, die sich zur Abfahrt bereithielten. »Wim, es geht los! Die Flut währt nicht ewig. Mevrouw Bergmann, wir sehen uns in einigen Monaten, so Gott will.« Er lachte.
    Wim verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken von Erikaund stieg dann ebenfalls ins Boot. Es wankte bedrohlich, fand aber schnell ins Gleichgewicht. Wim setzte sich neben Thijs unter die Plane im Heck. Die Ruderer stießen vom Anleger ab und steuerten das Boot sogleich in die Mitte des Flusses. Erika stand auf dem Anleger und winkte zum Abschied.
    »Nette Frau, diese Erika Bergmann«, bemerkte Thijs grinsend. Wim nickte.
    Nachdem sie die letzten Häuser der Stadt hinter sich gelassen hatten, gab es am Ufer nur noch undurchdringliches Grün zu sehen. Es war unverkennbar, dass man in diesem Land stetig gegen die Natur kämpfte. Kaum zog der Mensch fort, eroberte sich der Regenwald die beanspruchten Flächen zurück.
    Wenige Stunden flussaufwärts sahen sie zwischen den Bäumen, Lianen und dem Buschwerk vereinzelt ehemalige Plantagen liegen. Die Häuser waren von Kletterpflanzen überwuchert, aus den Dächern ragte das Astwerk der Bäume, und die Anleger am Fluss waren kaum noch zu erkennen. Wim und Thijs betrachteten schweigend diese Zeugnisse ehemaliger Kolonialkultur.
    Etliche Stunden später stieß Thijs Wim an. »Gleich müssten wir die Plantage Rozenburg passieren.« Wim starrte angestrengt zum Ufer. Kurz darauf tauchte eine üppige Parkanlage mit einem dahinterliegenden Plantagenhaus auf. Tiefrot leuchtende Blumen am Ufer schienen ihm einen Gruß zu schicken. Und plötzlich übermannte ihn das Gefühl, tief mit diesem Ort verbunden zu sein. Dann verschwand Rozenburg aber auch schon wieder aus seinem Blickfeld.
    Die Plantage hatte gepflegt gewirkt. Was sie wohl auf Watervreede erwartete? Wim ging vom Anblick maroder, halb verfallener Plantagenhäuser und dichtem Gestrüpp aus. Wie bei der Pflanzung, die sie nun passierten. Vom Fluss aus sah man nur noch die Wände des einstigen Plantagenhauses, das Dach war eingestürzt.
    Thijs, der bis zuletzt guter Dinge gewesen war, war sichtlich bestürzt. »Es ist kaum zu glauben, wie sich das alles im Laufe der Jahre verändert hat. Dort … dort auf der Plantage war ich als Kind einmal mit meinen Eltern zu einer Hochzeit.«
    Am Abend steuerten sie einen Anleger am Ufer an. Thijs hatte Wim gesagt, dass sie, so der Fluss es zuließ, bis zum Abend auf Watervreede ankommen würden, doch die Gezeiten waren ihnen nicht gnädig. Thijs meinte, es wäre zwar nicht mehr weit, aber, so erklärte er Wim, die Strömung wurde jetzt zu schwach, um noch weiterfahren zu können, da die Ebbe eine Gegenströmung erzeugte, die das Rudern zu schwer machte. Die Ruderer sprangen aus dem Boot und machten es fest. Zu Wims Erleichterung war dieser Anleger in einem guten Zustand, sie würden also nicht in einer der Ruinen schlafen.
    Sie hatten das Boot noch nicht verlassen, als schon die ersten Schwarzen angelaufen kamen. Die Plantage war also bewohnt. Sie wirkten freudig erregt, und Wim konnte sich gut vorstellen, dass Besucher eine willkommene Abwechslung waren. Die Ruderer gingen mit den Schwarzen, Wim und Thijs folgten einem von ihnen in Richtung Plantagenhaus.
    Sarina blieb unschlüssig stehen, bis Thijs sie herbeiwinkte.
    »Komm mit uns«, rief er freundlich, und zu Wim gewandt sagte er: »Sie nächtigt besser bei uns als im Arbeiterdorf.«
    Wim zuckte nur mit den Achseln. Er kannte die Gepflogenheiten in diesem Land nicht. Dass er gleich einen Vorgeschmack darauf bekommen sollte, ahnte er nicht.
    »Willkommen.« Auf der Veranda des heruntergekommenen Plantagenhauses saß ein beleibter Mulatte in einem Stuhl. »Setzen Sie sich, setzen Sie sich. Erzählen Sie mir, was es Neues in der Stadt gibt.«
    »Das ist vermutlich der Direktor der Plantage«, flüsterte Thijs Wim zu, als sie die Stufen zur Veranda erklommen.
    »Wir möchten Sie bitten, uns Unterkunft zu gewähren, Mijnheer …«, sagte Thijs.
    »Beldur … sagen Sie Beldur zu mir. Natürlich können Sie hier nächtigen. Kommen Sie, setzen Sie sich … Mika, etwas zu trinken für die Herren.«
    Ein kleines schwarzes Mädchen erhob sich, und Wim wurde bewusst, dass sie dem dicken Mann eben die nackten Füße massiert hatte. Ihn schauderte. Kurz darauf kam sie mit einem Tablett mit zwei Gläsern und einer vollen Karaffe Dram wieder. Neben Beldurs Glas stand bereits eine geleerte

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