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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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die Achseln.
    »In Ordnung, Gesine, in Ordnung. Ich werde ein zweites Boot besorgen.« Misi Gesine schien sich sofort zu erholen, sie senkte den Arm, und ihre Stimme klang fröhlich und kräftig, als sie sagte: »Fein. Aber meinst du wirklich, dass ein zweites Schiff nötig ist? Es ist doch gar nicht so viel.«
    Karini war sich sicher, dass Misi Gesine morgen auch einer Ohnmacht nahe sein würde, sobald sie das Boot erblickte, mit dem sie reisen würde. Es fuhr schließlich kein Segler den Surinamfluss hoch.
    »Karini, ich gehe zum Hafen, um für morgen ein zweites Boot zu mieten. Kommst du mit?« Es war Masra Henry, der in der Eingangshalle auftauchte, gerade als Karini die letzte Tasche auf die Koffer wuchtete.
    Masra Henry betrachtete einen Moment staunend den Berg aufgestapelter Koffer. »Ist es noch mehr geworden?« Dann zuckte er die Achseln und sah Karini auffordernd an.
    »Ich muss kurz meine Mutter fragen, ob sie mich noch braucht. Wenn nicht, komme ich gerne mit.«
    Kiri stand in der Küche im Hof und bereitete den Reiseproviant vor. Sie winkte nur ab, zum Zeichen, dass Karini gehen konnte.
    Karini eilte sich zurück in die Eingangshalle. »Schnell! Bevor Misi Gesine noch auf die Idee kommt, mir etwas Neues aufzutragen.« Sie zog Masra Henry lachend am Ärmel aus dem Haus.
    Gemeinsam schlugen sie den Weg in Richtung Hafen ein. Jetzt, mitten in der kleinen Trockenzeit, war der Muschelkalk aufden Straßen wieder fast weiß und staubte bei jedem Schritt in einer kleinen Wolke auf. Die Palmen der Alleen spendeten kühlen Schatten, und ein süßlicher Duft ging von den schwer tragenden Orangenbäumen aus.
    Karini lief beschwingt neben Masra Henry her. Es war lange her, dass sie zu zweit etwas unternommen hatten. Noch nicht einmal zu dritt waren sie in der letzten Zeit zusammen gewesen. Hier in der Stadt stand sie außen vor, da waren eher die Masras zusammen. Obwohl das Verhältnis der beiden, seit Masra Martins Vater in der Stadt war, schwieriger geworden war. Karini wusste nicht einmal, ob Masra Henry von Masra Martins Plänen wusste.
    »Hat Masra Martin dir erzählt, was er vorhat, wenn ihr im August die Schule beendet?«, fragte sie zögerlich.
    Masra Henrys Miene wurde ernst. »Ja, das hat er.«
    »Und? Was denkst du?«
    »Ich denke, dass meine Mutter das kaum dulden wird. Martin wird sich eine Menge Ärger einhandeln.«
    Karini nickte, genau das erwartete sie auch.
    »Aber es sind ja noch fast fünf Monate bis dahin, und wer weiß, ob Wim und Thijs Marwijk die Plantage bis dahin bewohnbar und urbar gemacht haben. Aber vielleicht erfährst du ja vorher schon etwas. Gesine wird doch sicherlich ihren Mann besuchen wollen. Du kannst uns ja einen Brief schreiben, wie es dort vorangeht.«
    »Hm«, machte Karini. »Misi Gesine wird es nicht leicht haben auf der Plantage, wenn sie sich jetzt in der Stadt schon so langweilt.«
    »Ja, aber daran wird sie sich gewöhnen müssen. Also, so eine Frau möchte ich später nicht haben.« Masra Henry lachte kurz auf.
    Auch Karini schmunzelte. »Warum? Sie sieht doch gut aus, trägt schöne Kleider, hat ein gutes Benehmen …« Sie zwinkerte ihm zu.
    Er zwinkerte zurück. »Ja, das mag ja alles sein. Aber sie ist furchtbar anstrengend, findest du nicht? Außerdem … außerdem kreischt sie ja schon, wenn sie nur einen Käfer sieht. Das wird bestimmt lustig mit ihr auf Rozenburg.« Er machte mit der Hand eine krabbelnde Bewegung.
    Jetzt musste auch Karini lachen. Ja, auf der Plantage würde Misi Gesine wohl einige unliebsame Überraschungen erleben. Karini sah sich schon stetig ein nasses Tuch bei sich tragen, um Misi Gesine damit aus ihrer Ohnmacht zu erwecken.
    Am Hafen suchte Masra Henry nach einem zweiten Zeltboot zur Miete. Zusätzlich mussten vier weitere Ruderer bezahlt werden, um Misi Gesines Gepäck auf die Plantage transportieren zu können. Masra Henry verhandelte mit einigen Bootsführern und entschied sich letztendlich für das günstigste Angebot.
    Karini beäugte das Boot kritisch. Es war alt, und der Rumpf war bereits mehrfach ausgebessert. Der Bootsführer, ein alter krummer Schwarzer, der kaum noch Zähne im Mund hatte, grinste die beiden feist an. »Nur Koffer? Kann ich bringen nach Plantage, kein Problem. Soll ich abholen in der Stadt Gepäck?«
    Masra Henry nickte und erklärte dem Mann den Weg zum Stadthaus. »Morgen früh, gleich zu Sonnenaufgang. Bezahlt wird bei Ankunft an der Plantage.« Karini fiel auf, wie souverän und reif Masra Henry war. Er

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