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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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verhandelte ebenso gekonnt mit dem Kapitän, wie es Masra Jean oder Misi Juliette auch gemacht hätten.
    Karinis Blick wanderte vom Bootsführer wieder zum Boot. Dann dachte sie an den großen Gepäckstapel im Flur des Stadthauses und seufzte. »Ich hoffe, Misi Gesines Kleider werden nicht im Fluss landen«, sagte sie besorgt zu Masra Henry.
    Der aber grinste nur. »Ach, der Kahn ist doch so gut wie jeder andere. Und solange keine Passagiere mitfahren müssen, wird es wohl gehen.«
    Karini verstand, dass er dieses schäbige Boot auch mit dem Hintergedanken an Misi Gesine ausgewählt hatte. Sie stieß ihn lachend an. »Hoffentlich geht es nicht unter. Nicht auszudenken, was passiert, wenn Misi Gesines Garderobe in den Fluss fällt. Und du kommst morgen früh auf jeden Fall mit zum Hafen, wenn wir aufbrechen. Dann kannst du deiner Mutter und Misi Gesine selbst erklären, warum du ausgerechnet dieses Boot ausgesucht hast.«
    »He«, er gab ihr einen Stups zurück und lief los.
    Sie rannten die Hafenpromenade entlang. Atemlos hielten sie unter den Palmen an, welche die Mole entlang der Hafenpromenade säumten. Masra Henry winkte Karini zu einer Bank im Schatten. Sie setzten sich, und Karini kam allmählich wieder zu Atem. Eine ganze Weile saßen sie schweigend nebeneinander, bis Masra Henry plötzlich fragte:
    »Bist du traurig, dass du mit auf die Plantage musst? Ich meine … Eigentlich bist du doch gerne in der Stadt, oder?«
    Darüber hatte Karini auch schon nachgedacht. »Ja, ich bin gerne hier. Aber ich freue mich auf die Plantage. Und so schlimm wird es mit Misi Gesine schon nicht werden, eigentlich ist sie doch ganz amüsant.« Sie bemühte sich um einen möglichst beiläufigen Tonfall. Nein, sie mochte nicht laut gegenüber Masra Henry zugeben, dass sie sich ein wenig davor grämte, ohne ihn und Masra Martin nach Rozenburg zurückzukehren. Es würde Monate dauern, bis zumindest Masra Henry nachkam. Was sie plötzlich sehr störte.
    Masra Henry starrte auf den Fluss, er wirkte nachdenklich. »Wenn Martin es wirklich wahr macht und zu seinem Vater geht … das wird ganz schön komisch werden.« Karini war erstaunt, dass ihn dieselben Gedanken umtrieben. »Aber«, er wandte Karini einen Blick zu, der voller Liebe war, und nahm ihre Hand, »du bist ja noch da. Unsere Zukunft liegt auf Rozenburg.«
    Karini wurde plötzlich ganz heiß, und vor ihrem inneren Auge verschwamm Masra Henrys Gesicht mit dem von Masra Martin, der fast die gleichen Worte an sie gerichtet hatte.
    »Ja«, sagte sie nur.

Kapitel 3
    I nika saß in der Küche des Kinderhauses und schnitt Gemüse für das Abendessen.
    Nach der Abreise ihrer Mutter hatte sie deren Aufgaben übernommen. Was nicht viel war, Misi Minou kümmerte sich um das meiste selbst, und außerdem gab es noch eine schwarze Haushälterin.
    »Mutter, willst du das wirklich? Du kennst diesen Mann doch gar nicht und …« Inika hatte versucht, ihre Mutter davon zu überzeugen, nicht mit auf diese Plantage zu fahren, und kurz die Hoffnung gehegt, ihre Mutter würde es sich anders überlegen. Vergeblich.
    »Ich muss doch arbeiten und Geld verdienen, wir können nicht ewig auf Kosten von Misi Juliette und Misi Erika leben.« Sarina hatte Inikas Hand genommen. »Wir müssen doch unser Leben wieder selbst bewältigen. Und wir können uns hier auch nicht ewig verstecken.«
    Inika wusste, dass ihre Mutter recht hatte. Aber es war schon gedanklich schwer, sich von dem sorgenfreien Leben am Geenkamper Weg zu verabschieden. Es war durchaus bequem.
    Der Besuch bei Misi Juliette hatte in Inika alte Wünsche geweckt. Schon damals, als Hausmädchen auf Rozenburg, hatte sie sich geschworen, nicht auf ewig so zu leben. Sie wollte ein schönes Haus, ein weiches Bett und hübsche Kleider, so wie die weißen Misis. Aber vor allem wollte sie ihr Leben selbst bestimmen. Der Schock, von ihrem Vater einfach verheiratet worden zu sein, saß noch tief. Nie wieder wollte Inika von einem anderen Menschenso bestimmt werden. Es gab genug farbige Frauen in der Stadt, denen die Unabhängigkeit gelungen war. Sie waren unabhängig von den weißen Arbeitgebern, und viele waren auch unabhängig von Männern. Ein Thema, über das sie mit ihrer Mutter häufig gestritten hatte.
    »Du kannst nicht ohne einen Mann leben. Als Frau muss man verheiratet sein und dem Mann das Haus führen und Kinder gebären. Das ist unsere Bestimmung. Dass ich Witwe bin, ist eine Schande.«
    Inika hatte nur den Kopf geschüttelt. »Mutter,

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