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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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plötzlich, dass sie genau das wollte. Sie wollte ihm wehtun, wollte, dass er litt, wollte ihm die Demütigungen der letzten Zeit heimzahlen. Sie hatte versucht, diese Gefühle zu verdrängen, zumal er in den letzten Wochen auf der Plantage einigermaßen nett zu ihr gewesen war. Jetzt aber kochte in Karini die verdrängte Verbitterung über sein Verhalten in der Stadt wieder hoch. Ein Blick in seine Augen verriet ihr, dass sie ihn getroffen hatte. Sofort sprang sie von der Veranda und lief los. Masra Martin setzte zur Verfolgung an.
    »Na warte!«
    Sie rannte im Zickzack zwischen den Büschen des Gartens hindurch, schlug einen Haken und verschwand im Dickicht unter dem großen Mangobaum. Ein großer Schwarm Schmetterlinge stob erschrocken empor. Masra Martin war aber ebenso schnell wie sie und bekam sie von hinten zu packen, bevor sie sich verstecken konnte. Atemlos zog er an ihrem Arm, sodass sie gezwungen war, einen Schritt zurück zu machen, direkt in seine Arme.
    Seine Stimme klang nun ganz dicht an ihr Ohr. »Du bist ganz schön frech, kleines Negermädchen.«
    Und plötzlich war, zu Karinis großer Überraschung, die Wut verflogen. Anstatt ihn für diese Worte böse anzufahren, schwieg sie und versuchte eher halbherzig, sich aus seinem Griff zu lösen. Masra Martin zog sie noch etwas dichter an sich heran. Es waren nur Sekunden, aber Karinis Herz machte einen ungewohnt nervösen Sprung, und in ihrem Bauch breitete sich ein Kribbeln aus. Atemlos standen sie einen Moment so da, er hielt sie immer noch fest, doch der Griff hatte nichts Zwingendes mehr. Sie spürte seine Wärme, sein Herz klopfen, seinen Atem an ihrem Ohr.
    »Hey!« Masra Henrys Ruf ließ beide zusammenzucken.
    Masra Martin ließ sie ohne ein Wort los und ging aus dem Gebüsch hinaus. Karini folgte ihm langsam zurück in den Garten. Sie war vollkommen erfüllt von der Gefühlswelle, die sie eben durchströmt hatte. So etwas hatte sie noch nie erlebt.
    Von diesem Tag an betrachtete Karini Masra Henry und Masra Martin mit anderen Augen. Ihr fiel plötzlich auf, dass ihre beiden Freunde sich zu jungen Männern entwickelt hatten. Sie waren gewachsen, Masra Henrys Stimme wechselte manchmal vom kindlichen zu einem tieferen Ton, was sich anhörte, als wäre er heiser, wohingegen Masra Martins Stimme sich bereits auf einer tiefen Stimmlage eingependelt hatte. Ihre Körper waren kräftiger und ihre Schultern breiter geworden, wobei Masra Martins etwas stattlicher anmuteten als Masra Henrys, der alles in allem zierlicher war. Aber er war ja auch jünger. Gar nicht so viel älter als sie selbst … Masra Martin strich sich ab und zu mit stolzer Miene über sein Kinn, auf dem sich ein deutlicher Bartflaum zeigte.
    Karini versuchte fortan, sooft es eben ging, mit den beiden zusammen zu sein. Dabei, so spürte sie überrascht, genügte es ihr nicht, mit Masra Martin und Masra Henry belanglos zu reden. Am wohlsten fühlte sie sich, wenn sich die Situation um sie drehte, und sie ertappte sich immer wieder bei dem Versuch, die Aufmerksamkeit der beiden auf sich zu ziehen. Ihre Mutter hatte sie bereits zweimal ermahnt, mit den Jungen nicht zu sehr zu kokettieren, obwohl Karini nicht genau wusste, was sie damit meinte. Sie hatte sich das eine Mal nach der Küchenarbeit doch nur ein frisches Kleid angezogen und sich das andere Mal prüfend im Spiegel der Eingangshalle betrachtet. Kiri hatte sie dabei erwischt und fortgescheucht. Karini waren die besorgten Blicke ihrer Mutter dennoch nicht entgangen.
    Viel mehr Kopfzerbrechen bereitete ihr mit zunehmender Zeit allerdings Inika. Manchmal konnte Karini tun, was sie wollte, die Jungen beachteten trotzdem nur das indische Mädchen. Sie schien sie mit ihrer bloßen Anwesenheit in ihren Bann zu ziehen. Karini machte das wütend, und sie strengte sich dann jedes Mal umso mehr an, die Aufmerksamkeit der Masras zu erlangen. Wenn es ihr nicht gelang, zog sie sich meist schmollend zurück und ließ die drei einfach sitzen, was ihr allerdings auch nicht leichtfiel. Nicht ohne die Hoffnung, dass ihr wenigstens Masra Henry folgen würde, um sie zu fragen, was los sei.
    Eines Nachmittags saß Karini auf der hinteren Veranda und polierte im Auftrag ihrer Mutter das Silberbesteck des Hauses. Eine langweilige Tätigkeit, aber Karini hatte beschlossen, dass es besser war, ihre Mutter nicht noch mehr zu erzürnen. Sie hatte in letzter Zeit genug Schelte bekommen, dass sie ihre Aufgaben vernachlässige. Das tat sie vielleicht auch, aber

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