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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Gedanken fort und stand auf. Es dämmerte bereits, und sie wollte noch einmal nach den Jungen sehen. Dabei fiel ihr auf, dass sie nichts über die Heiratssitten der Inder wusste. Nicht einmal nach dem Namen der Braut hatte sie sich erkundigt. Nun, wir werden es wohl früh genug mitbekommen, dachte sie bei sich und ging ins Haus.

Kapitel 6
    K arini war ein bisschen stolz. Eigentlich hatte sie nur intuitiv gehandelt, als sie Inika dort im Garten starr vor Angst hatte stehen sehen. Sie hatte die Situation schnell erfasst, die Körpersprache des Hundes war eindeutig gewesen. Sie wusste, dass er jedes Raubtier, das es gewagt hätte, eine Pfote auf den Plantagengrund zu setzen, angegangen wäre. Der Jaguar hätte es also zuerst mit dem Hund zu tun bekommen, eigentlich hatte in erster Linie er Inika geholfen. Aber Masra Henry und Masra Martin stellten sie nun als Heldin dar, die sich todesmutig zwischen Inika und die Raubkatze geworfen hatte. Auch wenn das so nicht ganz stimmte, es schmeichelte ihr. Karini gesellte sich seither öfter zu Masra Martin, Masra Henry und Inika. Die nachmittäglichen Treffen waren, auf Weisung von Misi Juliette, vom Garten auf die vordere Veranda verlegt worden. Dort kroch höchstens die Schildkröte herum, von der, so hatte Masra Henry zu Beginn unter großem Gelächter bemerkt, aber keine Gefahr ausging.
    Karini hatte lange überlegt und ihren Widerstand schließlich aufgegeben. Und sie genoss die Gesellschaft am Nachmittag. Inika hatte sich mehrmals bei ihr bedankt und schaute sie immer wieder mit bewunderndem Blick an. Außerdem, so spürte sie, machte es ihr durchaus Spaß, sich in Anwesenheit der jungen Masras gegenüber Inika behaupten zu können. Momentan achteten diese nämlich nicht auf deren glockenhelles Lachen oder geschmeidige Bewegungen. Jetzt stand das Abenteuer im Vordergrund. Die Gefahr und der Mut. Und da war Karini diejenige, die die Masras beeindruckt hatte.
    Selbst Masra Martin merkte an, dass er es wagemutig fand, sich dem Jaguar in den Weg zu stellen. »Wo er doch schwarzes Fleisch viel lieber mag als weißes«, behauptete er im nächsten Atemzug.
    Karini spürte Wut in sich aufsteigen. Warum musste Masra Martin auch bei diesem Thema gleich wieder auf die Unterschiede zwischen Schwarzen und Weißen zu sprechen kommen? »Ach, das ist doch Unsinn«, sagte sie so gelassen wie möglich. »Du hast ja noch nie einen Jaguar gesehen. Außer seine Augen«, fügte sie stichelnd hinzu. So leicht würde sie sich nicht geschlagen geben.
    »Doch, hab ich«, erwiderte Masra Martin sofort. Er sprang auf und zeigte mit den Armen die vermeintliche Größe des Tieres an, um seine Behauptung zu untermauern. »So groß war der. Viel größer als dieser jetzt.« Dann setzte er sich mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck wieder auf die Veranda.
    Masra Henry kicherte. »Das war ja fast schon ein Pferd.«
    Karini sah, dass Inikas Blick verschreckt zwischen den Masras hin- und herwanderte. Das Mädchen hatte offensichtlich immer noch keine Vorstellung davon, wie groß oder was überhaupt ein Jaguar war. Karini hatte ihr mehrmals gesagt, dass ein Jaguar so etwas wie eine übergroße Katze sei. Aber die struppigen Rattenjäger im Arbeiterdorf wären selbst in dreifacher Größe kaum als imposant zu bezeichnen. »Glaub Masra Martin kein Wort, so groß sind die Tiere nicht. Aber gefährlich sind sie trotzdem.«
    Doch Masra Martin gab keine Ruhe. »Ach ja, und woher willst du das wissen, Karini?« Er fixierte sie mit kampflustigem Blick.
    Karini spürte instinktiv, dass sie besser nicht auf die Provokation eingehen sollte, aber der Stich, den er ihr mit der Bemerkung versetzt hatte, fachte ihre Wut erneut an. Warum nur wollte er sie ständig niedermachen? Trotzig verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Ich habe schon mal einen gesehen. Als ich mit Vater im Busch war. Ich durfte mit zur Jagd und da …« Dass das schon lange her war und sie in Wirklichkeit auch nur einmal einen erlegten Jaguar gesehen hatte, das mussten die Jungen jetzt ja nicht wissen. Und dass sie von diesem hier eigentlich auch fast nichts gesehen hatte, auch nicht.
    »Als ob die Männer dich, ein Mädchen, mit auf die Jagd nehmen würden«, lachte Masra Martin.
    Was fiel diesem Kerl nur ein? Außer sich vor Zorn sprang Karini auf und schubste ihn. »Musst du gerade sagen, du hast ja noch nicht mal einen Schuss aus einer Flinte abgegeben.«
    Sie wusste, dass diese Bloßstellung Masra Martin verletzen würde, und spürte

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