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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Nacht patrouilliert alle paar Stunden einer von ihnen mit einem Hund. Ich glaube nicht, dass der Jaguar der Plantage noch einmal nahekommt.«
    Das beruhigte Julie zumindest ein wenig. Die großen Jagdhunde der Aufseher würden jedes Tier melden, das sich der Plantage näherte. Normalerweise waren die Hunde in Verschlägen untergebracht und gingen nicht auf Menschen los. Früher waren sie auch dazu abgerichtet worden, flüchtige Sklaven zu jagen, selbst Karl und Pieter hatten diese Hetze praktiziert. Einige der älteren Arbeiter hatten große Narben und heute noch Angst vor den Hunden, obwohl Jean die Tiere vor Jahren ausnahmslos ausgetauscht hatte und keiner von ihnen auf Menschen abgerichtet war. Die ehemaligen Sklaven waren den Tieren gegenüber jedoch immer noch sehr misstrauisch und trauten sich kaum aus ihren Häusern, wenn die Hunde frei herumliefen. Daher sollten diese auch eigentlich in den Verschlägen bleiben oder zumindest anden Ketten liegen. Dass der Hund sich heute davongemacht hatte, war Inikas Glück gewesen.
    Julie wusste, dass man in diesem Land mit wilden Tieren rechnen musste. Im Laufe der Jahre hatte sich so manches Urwaldgeschöpf auf den Grund der Plantage verirrt. Affen, Tapire und Wasserschweine gab es überall im Wald, dazu noch die zahlreichen flinken Papageien. Ein Opossum hatte sie sogar einmal gejagt. Aber der Jaguar war nun einmal das gefährlichste aller Tiere. Er war leise, schlau und außerordentlich angriffslustig. Julie hatte von einer Plantage gehört, auf der das Raubtier über Monate Menschen aus dem Arbeiterdorf gerissen hatte. Manche seiner Opfer hatte es sogar verschleppt, man hatte ihre Leichen nie gefunden. Trotz guter Jagdhunde war es nicht gelungen, dem Tier auf die Spur zu kommen.
    »Ich habe zudem im Dorf die Anweisung gegeben, in den nächsten Tagen keine Hühner zu schlachten. Der Geruch könnte den Jaguar anlocken. Julie, es wird nichts passieren.«
    Julie schmiegte sich an ihn. »Ja, vermutlich hast du recht.«
    Julie konnte ihre Unruhe in den nächsten Tagen trotzdem nur schwer im Zaum halten. Immer wieder trat sie auf die Veranda und spähte zum Wald oder warf einen kurzen Blick aus dem Fenster, um sich zu versichern, dass draußen alles in Ordnung war.
    Für die Jungen hingegen war das Auftauchen des Jaguars eine willkommene Abwechslung. Haarklein diskutierten sie die Geschehnisse und schmückten den Vorfall in ihrer Fantasie weiter aus.
    »Hätte ich ein Gewehr gehabt, ich hätte ihn erschossen«, behauptete Martin.
    Henry lachte. »Ach, du hättest womöglich Inika oder Karini getroffen, du hast den Jaguar doch gar nicht sehen können, er war doch schon längst weg, als du ankamst.«
    »Doch, ich habe seine großen gelben Augen gesehen, er stand ganz dicht hinter den Mädchen.«
    »Jetzt ist es aber mal gut.« Julie konnte das Gerede nicht mehr hören. Schlimm genug, dass das gefährliche Tier sich bis hierher vorgewagt hatte, es hätte ohne Weiteres einen der Bewohner schwer verletzen oder sogar töten können. Dass es immer noch frei irgendwo dort draußen herumlief, war Ärgernis genug. Aber musste man deshalb das Thema immer und immer wieder aufbringen?
    »Ach, Mutter …« Henry war ebenso wie Martin wütend, als sie ihnen weitere Unterhaltungen zu dem Thema untersagte.
    »Nein, es ist Schluss. Außerdem macht ihr den Mädchen nur noch mehr Angst.«
    Ihre Gedanken wanderten zu Inika. Nachdem das Mädchen erfahren hatte, welchem Schicksal es so knapp entgangen war, traute es sich kaum noch, zwischen dem Dorf und dem Plantagenhaus hin- und herzulaufen. Julie hoffte, dass die Angst sich wieder legen würde, das Mädchen war ein so zartes und zerbrechlich wirkendes Geschöpf.
    Am folgenden Nachmittag fiel Julie siedend heiß ein, dass sie Sarina zu den Vorfällen im Arbeiterdorf befragen wollte. Sie hoffte, von ihr mehr Informationen über die aufgeheizte Stimmung dort zu bekommen. Jean hatte die Arbeiter schon befragt, die aber hüllten sich in Schweigen.
    Nach dem Abendessen schien Julie die Gelegenheit günstig. Jean war bei den Pferden, die Jungen auf ihren Zimmern und Sarina und Kiri auf der hinteren Veranda, die Julie nun ebenfalls betrat. Sie setzte sich an den Tisch und bat Sarina auf ein Wort. Kiri zog sich sofort zurück, was Julie dankbar zur Kenntnis nahm. Sie nickte ihr kurz wohlwollend zu, dann wandte sie sich an Sarina.
    »Sarina, wir machen uns Sorgen über die Stimmung im Dorf,vor allem wegen der Auseinandersetzungen zwischen den indischen

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