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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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die Zeit mit den anderen war für sie kostbar, und sie konnte es einfach schlecht ertragen, wenn die anderen beisammen waren, ohne sie. Sie hoffte, schnell mit dem Silber fertig zu sein.
    Ihre Mutter und Sarina standen an der langen Arbeitsplatte, schnitten Gemüse und unterhielten sich leise. Karini wusste, dass es sich nicht gehörte zu lauschen, aber das war leichter gesagt als getan, schließlich hatte sie jetzt schon mehrmals Inikas Namen aufgeschnappt. Sie rückte also vorsichtig etwas näher und neigte den Kopf so, dass sie besser hören konnte.
    »Aber, Sarina, sie ist doch noch so jung.«
    Karini bemerkte sofort, dass ihre Mutter sich über irgendetwas aufregte. Diesen Tonfall kannte sie nur zu gut.
    »Kadir sagt, es ist Zeit. Ich kann nichts machen, ich bin seineFrau, was er sagt, geschieht. Er hat den Mann gewählt … wir müssen tun, was er sagt.« Sarinas Stimme klang eher traurig.
    »Dem Masra und der Misi wird das nicht gefallen, das sage ich dir gleich, Sarina.« Karini sah aus dem Augenwinkel, dass Sarina ihre Mutter überrascht ansah.
    »Was haben denn der Masra und die Misi damit zu tun?«
    »Na, sie müssen jeder Hochzeit auf der Plantage zustimmen.«
    Hochzeit? Karini hielt verwundert mitten in der Bewegung inne. Sollte Inika etwa heiraten? Aber das Mädchen war doch sogar noch jünger als sie selbst! Natürlich wusste Karini, dass es nicht ungewöhnlich war, dass Mädchen früh heirateten, und offensichtlich gab es diese Sitte auch bei den Indern. Sie hatte schon miterlebt, dass unter den Schwarzen manchmal Sechzehnjährige, getreu dem Wunsch der Weißen, vor Gott den Bund der Ehe schlossen. Und auch bei den Maroons gab es dies, nur besiegelte dort nicht ein Priester, sondern der granman des Dorfes die Ehe. Selbst bei den Weißen in der Stadt hatte Karini schon sehr junge Bräute gesehen. Schöne Bräute, in langen weißen Kleidern, mit hübsch gemachtem Haar. Plötzlich erschien vor Karinis Augen das Bild von ihr selbst, als hübsch geschmückte Braut. Wen sie wohl eines Tages heiraten würde? Vielleicht sogar …? Nein! Das durfte sie nicht einmal denken. Sie war die Tochter einer ehemaligen Sklavin! Aber vielleicht, wenn sie alt genug wäre, vielleicht wäre es dann als schwarzes Mädchen nicht mehr so schwer, einen Weißen zu heiraten …
    »Karini, bist du bald fertig?« Die Stimme ihrer Mutter riss sie aus ihren Gedanken.
    Schnell machte sich Karini wieder ans Werk, aber in ihrem Kopf kreisten die Gedanken. Inika tat ihr schon ein bisschen leid. Den Mann nicht selbst auswählen zu dürfen, das war sicher nicht angenehm. Und sie war doch noch so jung. Allerdings konnte Karini sich nicht ganz erklären, wen Inika wohl heiraten sollte. Jungen in Inikas Alter gab es bei den Indern nicht. Dann nahmein anderer Gedanke Gestalt an: Sie würde Inika bald los sein! Ihr Mann würde es bestimmt nicht dulden, dass sie sich ständig mit den Söhnen der Misi herumtrieb. Karini schmunzelte. Bald würde sie also wieder mit Masra Henry und Masra Martin allein sein, und so leid es ihr für Inika tat, Karini konnte nicht umhin, sich über diese Wendung zu freuen.

Kapitel 7
    D ie Novembersonne heizte das Land umbarmherzig auf. Julie hatte das Gefühl, dass die Trockenzeiten immer heißer wurden. Selbst der auffrischende Ostwind über dem Meer brachte im Hinterland kaum Abkühlung. Bereits morgens fühlte sie sich matt und erschlagen, gegen Mittag wurde ihr häufig übel und am Abend schmerzte ihr Kopf. Besorgt legte sie sich immer wieder die Hand an die Stirn und kontrollierte die Temperatur. Sie hatte große Angst, wieder wochenlang einem Fieberschub zu erliegen. Aus Sorge vor einer nahen Krankheit stand es mit ihrer Laune nicht zum Besten. Zwar versuchte sie, sich nichts anmerken zu lassen, doch manchmal fuhr sie die Kinder oder Jean aufbrausend an. Deren verdatterte Blicke verrieten ihr, dass sie überreagiert hatte, und sie entschuldigte sich. Aber nach ein paar Wochen wurde ihr bewusst, dass ihre Familie begann, ihr aus dem Weg zu gehen. Sie ärgerte sich über sich selbst, konnte jedoch nichts gegen ihren Zustand tun.
    Wenigstens hatten sich die Wogen auf der Plantage etwas geglättet. Die indischen Arbeiter waren ruhiger, vermutlich auch, weil der Zwist um die Eheschließung beigelegt worden war, wie Sarina ihr erzählt hatte. Julie war froh, dass die Ernten ertragreich waren und gut verliefen und somit auch Jean sich etwas entspannte. Die Plantage Rozenburg würde auch dieses Jahr den harten

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