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Die Blut-Loge

Die Blut-Loge

Titel: Die Blut-Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Kickers
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hingezogen“, beharrte Laura, obwohl es ihr mittlerweile ganz genauso ging wie ihrem Bruder. Aber das wollte sie vor sich selbst nicht zugeben.
    Der Mann ihr gegenüber schien dagegen jeden ihrer Gedanken zu kennen.
    „Sie sind im Augenblick wesentlich interessanter für mich. Ich würde Ihnen gerne etwas geben, das Sie schon so lange vermisst haben, und Sie können mir etwas geben, das ihr Bruder mir nicht geben kann“, gab er unumwunden zu. Dabei blickte er ihr tief in die Augen.
    Laura schoss die Röte ins Gesicht. So hatte sie sich dieses Treffen nun wirklich nicht vorgestellt. Nein, sie war nicht auf der Suche nach einem Abenteuer. Sie fühlte sich dieser Situation hilflos ausgeliefert und war froh, dass ihr Bruder gegangen war und ihr Dilemma nicht miterlebte.
    Noch bevor sie etwas antworten konnte, hatte Jerome erneut nach ihrer Hand gegriffen und hauchte einen zarten Kuss darauf. „Ich kann warten“, sagte er leise, aber das klang eher wie ein Versprechen als nach einer Drohung. Dann erhob er sich und ließ die verdutzte Laura allein am Tisch zurück.
    Draußen, vor dem Lokal, atmete Jerome die kühle Nachtluft tief ein. Es war so eine Versuchung gewesen, dieses zarte Handgelenk zu packen und seine Zähne hineinzuschlagen. Aber so machte ihm das Ganze noch mehr Spaß: Sollte sein Opfer doch ruhig zu ihm kommen. Für eine Sekunde tauchte Leons Gesicht in seinen Gedanken auf. Der würde eigentlich einen hübschen Vampir abgeben.
    Aber Jerome dachte im Augenblick noch nicht an einen Gefährten, ganz egal welchen Geschlechts. Sein Geheimnis war ihm heilig. Er lächelte in sich hinein und schlug den Mantelkragen etwas höher, bevor er die Straße entlang nach Hause ging.
     
    Laura schlief in dieser Nacht sehr wenig. Immer wieder spukte dieser geheimnisvolle Mann in ihrem Kopf herum. Nachtblaue Augen, die sie in die Dunkelheit lockten. In eine Welt, die sie nicht kannte, denn sie hatte sich immer von Männern ferngehalten, die ihr gefährlich werden konnten. Sie wollte nichts empfinden für irgendeinen Menschen, um dann doch wieder enttäuscht zu werden. Nur ein kaltes Herz kennt keinen Schmerz, lautete ihre Devise, aber damit verletzte sie sich selbst noch mehr und machte ihr Leben zur Hölle. Diese Hölle hieß Einsamkeit. Und jetzt war dieser Jerome Summers aufgetaucht und brachte den Eispanzer, den sie bewusst um ihr Herz gelegt hatte, langsam zum Schmelzen. Sie verstand jetzt sogar ihren Bruder, dessen Zuneigung zu diesem jungen Mann offen in seinen Augen zu lesen stand. Morgen, dachte sie, bevor sie erschöpft einschlief. Morgen werde ich noch mal mit Leon reden.
     
     
    Der nächste Morgen begann für Jerome Summers mit dem Wissen, dass er heute wieder auf die Jagd gehen musste; für Leon Henning mit einem ausgiebigen Frühstück in seinem schicken, kleinen Apartment und für seine Schwester Laura mit einem seltsam ziehenden Schmerz in ihrer Brust, den sie zunächst nicht definieren konnte. Es war dieser Schmerz, den man Sehnsucht nennt.
     
    Kurz nach seinem Frühstück rief Leon seine Schwester an, um mehr über den gestrigen Abend zu erfahren, aber leider konnte Laura ihm keine neuen Erkenntnisse mitteilen. Leon war enttäuscht. „Keine Sorge, Bruderherz, ich bleib dran und sobald ich was Neues weiß, melde ich mich“, tröstete ihn Laura. „Und sonst meldest du dich. Ich muss jetzt noch in die Stadt zum Einkaufen.“ Innerlich grauste Laura vor den vollen Geschäften am Samstag, aber irgendwie hoffte sie auch, vielleicht diesen Jerome wieder zu sehen.
    Der junge Vampir streifte bereits durch die belebte Stadt wie ein Jaguar durch den Amazonasdschungel. Normalerweise wäre er am Freitag auf die Jagd gegangen, aber da war diese Einladung dazwischen gekommen. Zugegeben, es hatte sich gelohnt, aber nicht seinen Hunger gestillt. Diese Laura war etwas Besonderes und mit ihr hatte er auch etwas Besonderes vor. In dem kleinen Café einer Einkaufspassage fand er schließlich das, was er suchte: eine süße Blondine mit langen Haaren und einem schüchternen Blick, der ihm mehr sagte, als das verführerische Parfüm, das sie trug. Mit einem Lächeln näherte sich der junge Mann ihrem Tisch und bat darum, Platz nehmen zu dürfen, obwohl mehr als genug leere Sitzplätze vorhanden waren. Ein erfreutes, aber verhaltenes „Gerne“ war die Antwort. Vor dem Mädchen lag ein aufgeschlagenes Modemagazin, und eine Tasse Cappuccino verbreitete einen angenehmen Duft. Jerome bestellte das gleiche bei der Kellnerin,

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