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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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auszuweichen, weil es ihr wehtat, mitanzusehen, wie sie bei ihrem Anblick hastig das Kreuzzeichen schlugen und mit abgewandtem Gesicht an ihr vorbeiliefen. Die Gassenjungen aus der Umgebung riefen ihr üble Beschimpfungen nach, vermieden es aber tunlichst, ihr zu nahe zu kommen. Noch wusste Robert nichts von ihren Krämpfen. Daher würde es leichter und entschieden besser für sie sein, ihn nicht mehr wiederzusehen, als eines Tages seine Ablehnung ertragen zu müssen.
    Doch als sie später in ihrer Kammer lag, konnte sie nicht anders als an ihn zu denken. Jeden Augenblick mit ihm würde sie wie einen kostbaren Schatz in ihrem Herzen bewahren. Ihre Hand schloss sich um den kleinen Jadevogel.
    „Du hast mir Glück gebracht, kleiner Vogel“, flüsterte sie leise. Marie hatte sich damit abgefunden, niemals dazugehören zu dürfen. Gott hatte es so gewollt, und sie musste dankbar dafür sein, dass Er ausgerechnet sie auserwählt hatte, um die Leiden anderer Menschen zu lindern, auch wenn das nicht leicht für ihre Familie war, so war es anscheinend doch ihr Schicksal, das sich nun einmal nicht mehr ändern ließ. Nichtsdestoweniger lebte tief in ihrem Inneren der Wunsch, irgendwann ein normales Leben führen zu können und einen Mann und Kinder zu haben.
    Am nächsten Tag wartete Robert vergeblich am Portal auf Marie, und auch die Tage darauf ließ sie sich nicht sehen. Robert konnte an nichts anderes mehr denken als an sie. Sie war das schönste Mädchen, das er je getroffen hatte, und der Gedanke, sie vielleicht nie wiederzusehen, war unerträglich für ihn. Sobald er die Augen schloss, sah er ihr Gesicht vor sich, und nie gekannte Sehnsucht erfüllte jede Faser seines Körpers.
    „Was ist los mit Euch?“, fragte Bernard nun schon zum dritten Mal. „Ihr seid doch nicht etwa verliebt? Wollt Ihr mir nicht sagen, wer sie ist? Kommt schon, ich bin Euer Freund. Ihr könnt sie mir wenigstens vorstellen“, drängte er. „Ihr wisst doch, dass Ihr mir vertrauen könnt.“
    Er war neugierig darauf, das Mädchen kennenzulernen, das es geschafft hatte, sich in Roberts Gedanken zu schleichen und ihn von seinem Studium abzulenken. Sie musste etwas ganz Besonderes sein, und es war nicht anständig von Robert, ihm das Mädchen vorzuenthalten.
    Aber Robert gab ihm keine Antwort. Er hatte ihm nicht einmal zugehört. Angestrengt dachte er darüber nach, wie er es anstellen sollte, Marie wiederzusehen. Er musste einfach herausfinden, ob sie seine Gefühle erwiderte, doch was würde dann sein? Sein Vater hatte bereits Heiratspläne gemacht, die ihn betrafen, und er würde ihm nicht ohne Weiteres erlauben, die Tochter eines Tuchhändlers zu heiraten. Er musste unbedingt mit ihm reden, doch zuvor musste er erst mit Marie sprechen. Es war zum Verzweifeln. Ob er es wohl wagen konnte, ihr einen Besuch abzustatten? Kopfschüttelnd verwarf er den Gedanken wieder. Maries Eltern würden ihn nicht empfangen, solange sie nicht von seinen ehrbaren Absichten überzeugt waren, doch dazu brauchte er erst die Erlaubnis seines Vaters.
    Bernard trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Roberts Verhalten verletzte ihn, und er fühlte sich von ihm zurückgesetzt.
    „Wenn Ihr hier versauern wollt, dann ohne mich. Ich werde mir noch ein bisschen die Beine vertreten“, teilte er ihm mit und wartete noch einen Augenblick, ob Robert es sich nicht doch noch anders überlegen würde, dann warf er sich seinen Umhang über und verließ ohne ein weiteres Wort die Schlafkammer.
    Der nächste Tag war ein Sonntag. Marie ging mit Elsa und Pierre in die Kathedrale, um an der heiligen Messe teilzunehmen. Robert wartete am Portal auf sie, er wollte sie wenigstens sehen, wenn er schon nicht mit ihr sprechen durfte.
    Marie wurde es abwechselnd heiß und kalt, als sie ihn entdeckte. Ihre Blicke trafen sich für eine kleine Ewigkeit, und Robert spürte, wie ihm warm ums Herz wurde. Obwohl sich Hunderte von Menschen um sie herum in der Kathedrale drängten, hatte er das seltsame Gefühl, ganz allein mit Marie zu sein.
    Und von diesem Augenblick an war er sich sicher, dass ihm Marie zum Schicksal werden würde.

10
    Drei Tage später kehrte Maries Familie von ihrer Reise zurück.
    Henry und Pierre trugen die Kleidertruhen ins Haus und versorgten danach die Pferde und den Wagen. Eleonore begab sich mit Martha und Agnes ans Feuer.
    Trotz der Decken, in die sie sich gehüllt hatten, waren alle drei durchgefroren und zitterten vor Kälte.
    Elsa schürte das Feuer höher

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