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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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hätte ich dir sagen müssen?“, fragte sie zurück.
    „Dass Robert mich gesehen hat, dass er es war, der mich zurückgebracht hat.“
    Endlich begriff Elsa, was Marie meinte. Ihr Gesicht wurde streng.
    „Du hast mir dein Versprechen gegeben, ihn nicht wiederzusehen. Jetzt musst du auch die Folgen tragen, es gebrochen zu haben.“ Ungläubig schüttelte sie ihren Kopf. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich nicht glauben, dass ausgerechnet du dich heimlich mit einem jungen Mann triffst.“
    Sie packte Marie an den Schultern und schüttelte sie, als könne sie sie dadurch wach rütteln. „Hast du den Verstand verloren? Wo es doch immer auf das Gleiche hinausläuft mit den Männern. Erst stammeln sie heiße Liebesschwüre, und dann fallen sie wie ein Tier über dich her, um dich anschließend mit einem dicken Bauch sitzen zu lassen.“
    Marie senkte schuldbewusst ihren Blick.
    „Ich habe es nicht gewollt, und jetzt ist es geschehen.“ Ihre Stimme klang so traurig, dass Elsa nicht anders konnte, als ihr mitleidig über die Wange zu streichen.
    „Ich wollte dich nicht beunruhigen, aber du musst wissen, dass der junge Mann in großer Sorge um dich war. Er schien ganz vernarrt in dich zu sein, und ich hatte große Mühe, ihn von deinem Bett fortzubekommen.“
    Überrascht hob Marie ihren Kopf, und eine leise Hoffnung stieg in ihr auf.
    „Ist das wirklich wahr, er hat sich nicht abgewandt wie die anderen?“
    „Ich schwöre es bei Gott und allen Heiligen.“
    Zufrieden sah Elsa, dass Marie sich ein wenig zu beruhigen schien.
    Ihr Blick war nachdenklich geworden. Mit weit geöffneten Augen starrte sie vor sich hin. Es übertraf einfach ihre Vorstellungskraft, dass es außer Elsa noch einen Menschen geben sollte, der so bedingungslos zu ihr stand.
    Plötzlich griff sie nach Elsas Händen und klammerte sich an sie.
    „Bitte hilf mir“, bat sie. Ihr Gesicht glühte vor Entschlossenheit. „Ich bete jeden Tag zu Gott, damit Er diese schreckliche Krankheit von mir nimmt, doch Er scheint meine Gebete nicht zu hören. Kannst du mir nicht helfen?“ Dabei sah sie Elsa so inständig und flehentlich an, dass Elsa sie mitleidig in ihre Arme zog.
    „Ich werde sehen, was ich tun kann“, versprach sie, dann wurde ihre Stimme wieder streng. „Du siehst, dass ich recht hatte mit meinen Befürchtungen, was die Männer angeht. Sie bringen nur Aufruhr und Unglück in unser Leben. Man sollte sich von ihnen fernhalten, anstatt ihre Nähe zu suchen wie eine heiße Hündin.“
    Maries Gesicht überzog sich mit flammender Röte. Sie war so geschockt über Elsas Worte, dass sie keine Erwiderung herausbrachte.
    Elsa merkte, dass sie zu weit gegangen war.
    „Ich habe es nicht so gemeint, obwohl ich recht habe.
    Wer die Gefahr sucht, kommt auch in ihr um. Eines Tages wirst du noch an meine Worte denken. Doch jetzt muss ich zurück an meine Arbeit, und du wirst dich ausruhen“, sagte sie so bestimmt, dass Marie sofort nach oben ging und in ihrer Kammer für die nächsten zwei Stunden in einen tiefen Schlaf fiel.
    Die nächsten Tage verbrachte Marie im Haus und stickte von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang an einem Altartuch, das für die Kathedrale bestimmt war. Als sie es schließlich nicht mehr länger aushielt, immer nur im Haus zu sein, begann sie schon morgens in aller Frühe, die Kathedrale zu besuchen und dort den langen Litaneien der Mönche zu lauschen.
    Um diese Tageszeit betraten nur wenige Frauen die Kathedrale, und Marie war überzeugt davon, dass Gott ihr nun viel leichter zuhören konnte, wenn sie zu Ihm sprach. Seitdem sie Robert nicht mehr traf, fühlte sie sich einsamer als je zuvor.
    Unterdessen war Robert verzweifelt. Noch nie zuvor hatte er sich so sehr zu einem Menschen hingezogen gefühlt wie zu Marie, die ihm mehr bedeutete als alles andere auf der Welt.
    Ob es vielleicht etwas mit ihrer Krankheit zu tun hatte, dass sie nicht mehr in die Kathedrale kam? Oder war ihre Familie dahintergekommen, dass sie sich heimlich getroffen hatten?
    Nachdem sie zusammengebrochen war, hatte er sich so hilflos gefühlt, weil es nichts gegeben und er nicht gewusst hatte, womit er ihr hätte helfen können. Schon wieder versank er ins Grübeln. Seine Gedanken drehten sich nur noch um Marie, und es fiel ihm jeden Tag schwerer, sich auf sein Studium zu konzentrieren.
    Am nächsten Morgen sollte ihm jedoch das Schicksal zu Hilfe kommen.
    Er war früher aufgewacht als sonst und beschloss nach einem Blick auf seine laut

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