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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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durchfuhr ihn, als Marie endlich nickte.
    „Ich werde meinem Vater schreiben und ihn um sein Einverständnis bitten, Euch heiraten zu dürfen“, versprach er entschlossen.
    Hand in Hand saßen sie danach schweigend nebeneinander und waren wie berauscht von ihrem Glück.
    Es war schon später Nachmittag, als Robert Marie nach Hause begleitete. Bevor Maries Elternhaus in Sichtweite kam, verabschiedete er sich von ihr.
    „Ich kann es kaum erwarten, Euch wiederzusehen“, sagte er, und seine Stimme klang rau vor Zärtlichkeit. Marie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, dann wandte sie sich errötend ab und bog in die Tuchgasse ein.
    Robert war vollkommen überrascht. Verblüfft blieb er stehen und starrte ihr nach.
    Eine junge Frau kam die Gasse hoch und lief direkt auf Marie zu. Sie war für die Jahreszeit viel zu leicht gekleidet, trotzdem schien sie nicht zu frieren, denn der Schweiß rann ihr in Strömen über das Gesicht. Immer wieder blieb sie stehen und krümmte sich unter einer neuen Schmerzwelle. Offensichtlich hatte sie kein Geld, um einen Bader bezahlen zu können, und die Kathedrale war ihre letzte Hoffnung.
    Dort würde sie wohl den heiligen Erasmus anflehen, ihr zu Hilfe zu kommen und ihre körperlichen Leiden von ihr zu nehmen.
    Marie sah ihr entgegen und wusste sofort Bescheid. Ihrer beider Augen trafen sich, und Marie spürte, wie die Pein der jungen Frau auf sie überging und immer stärker wurde, bis ihr schließlich schwindelig wurde und der Boden unter ihren Füßen zu wanken begann.
    Kurz bevor sie das Bewusstsein verlor, nahm sie jedoch noch das ungläubige Erstaunen in den Augen der jungen Frau wahr, die sie überrascht ansah.
    Erschrocken sah Robert, wie Marie zu Boden stürzte, und rannte los, so schnell er konnte. Die Fremde hatte sich über Marie gebeugt und bemerkte voller Entsetzen, wie sich das Gesicht des Mädchens zu verzerren und ihr Körper zu zucken begann.
    Robert zögerte nicht lange. Am meisten Angst bereiteten ihm Maries Augen, die starr und leblos wirkten. Er hob sie vorsichtig hoch und trug sie eilig und behutsam zugleich zu ihrem Elternhaus.
    „Ihr dürft nicht sterben“, flüsterte er ihr immer wieder ins Ohr. „Bitte sterbt nicht.“ Allein der Gedanke, Marie zu verlieren, war unvorstellbar und ließ ihn sich völlig hilflos fühlen. Elsa hatte gerade das Fenster geöffnet, um die Stube zu lüften, als sie Robert mit Marie auf den Armen die Gasse hochkommen sah. Sie stürzte die Treppe hinunter und riss die Türe auf, noch bevor Robert klopfen konnte. Ihre Augen blitzten zornig, und auf ihren Wangen hatten sich vor lauter Aufregung hektische Flecken gebildet. Was hatte dieser Kerl ihrem kleinen Mädchen nur angetan?
    Vor ihren Augen stiegen wieder die furchtbaren Bilder der Vergangenheit hoch. Der grausame Blick, mit dem der Sohn des Grafen sie verschlungen hatte, bevor er ihr rücksichtslos die Kleider vom Leib gerissen hatte und brutal über sie hergefallen war.
    Nur die Tatsache, dass der junge Mann Marie auf seinen Armen trug, hielt sie davon ab, sich wütend auf ihn zu stürzen, obwohl sie den Anblick, wie inniglich Robert Marie umfasst hielt, kaum ertragen konnte.
    Doch dann sah sie die heillose Angst in seinen sanften, hellen Augen. Der junge Mann wirkte ungewöhnlich ernst für sein Alter und schien sehr besorgt um Marie zu sein, was sie etwas besänftigte.
    Mit einer knappen Kopfbewegung forderte sie ihn auf, ihr hinauf in die Kammer zu folgen, wo Robert Marie behutsam und sanft auf das große Bett legte.
    „Geht jetzt“, forderte Elsa ihn nur mühsam beherrscht auf. „Ich muss mich um Marie kümmern.“
    Robert sah sie verzweifelt an. In seinen Augen konnte Elsa die Sorge um Marie lesen.
    „Sie wird wieder gesund werden, doch jetzt geht“, wiederholte sie ihre Aufforderung.
    Robert erwiderte nichts, blieb aber noch eine ganze Weile stehen. Schließlich warf er Marie noch einen letzten Blick zu, bevor er sich umdrehte und widerwillig das Haus verließ.
    Vor der Türe sah er sich suchend nach der fremden Frau um, die sich zuvor auf der Gasse über Marie gebeugt hatte, doch er konnte sie nirgendwo mehr entdecken. Gerne hätte er sie gefragt, was eigentlich geschehen war.
    Die Sorge um Marie ließ ihn ziellos durch die Stadt laufen, und als er sich endlich auf den Heimweg begab, läuteten die Glocken schon die Nacht ein.
    Es war bereits heller Tag, als Marie erwachte. Sie fühlte sich schwach und hatte schrecklichen

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