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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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hin. Das arme Mädchen war viel zu blass und viel zu dünn. Die Milch würde Marie guttun und sie wieder zu Kräften kommen lassen.
    „Dumme Elsa, du sollst die Milch nicht so verschwenden, ich werde es Mutter erzählen.“ Die schrille Stimme von Katharina, Maries ältester Schwester, die hochmütig in die Küche hereinstolziert kam und sich auf den Stuhl neben Marie setzte, ließ sowohl Marie als auch Elsa erschrocken zusammenzucken.
    Mit einem raschen Blick auf Elsa, die gerade den Hefekranz in den vorgeheizten Ofen schob, nahm sie Marie den Becher aus der Hand und trank ihn in einem Zug leer. Marie ließ es wortlos geschehen. Traurig sah sie Katharina an, doch die wandte ihren Blick ab.
    Nach Katharina betraten nun auch die restlichen Familienmitglieder nach und nach die Küche und nahmen ihren Platz an dem mit einem weißen Linnen überzogenen Tisch ein. Martha, die zweitälteste der Schwestern, erschien wie immer zusammen mit der zierlichen Agnes, die gerade einmal elf Monate jünger war als sie selbst und die ihr wie ein Schatten überallhin folgte.
    Die beiden Knechte, Henry und Pierre, saßen am unteren Ende der Tafel und warteten geduldig darauf, dass ihr Herr eintraf. Alle verstummten, als das Oberhaupt der Familie schließlich den Raum betrat.
    Der Tuchhändler war ein hagerer, strenger Mann ohne jeden Sinn für Humor, dessen einziger Lebensinhalt ausschließlich darin bestand, sein Vermögen zu vermehren. Sein kantiges Gesicht mit dem spitzen Kinn wurde von den gleichen dunklen Augen beherrscht, die auch Marie besaß.
    Machaut selbst hielt sich für einen gerechten Mann, der über seine Familie herrschte wie ein Vasall über seine Knappen. Mit lauter Stimme sprach er das Tischgebet und ließ sich anschließend ein großes Stück von dem duftenden Hefekranz reichen, den Elsa auf den Tisch gestellt hatte.
    „Elsa hat Marie vor dem Frühstück Milch gegeben“, sagte Katharina und warf Marie dabei einen boshaften Blick zu.
    Schon des Öfteren hatte sie Elsa dabei ertappt, wie sie Marie heimlich eine Leckerei zusteckte. Einmal war es ein Apfel, ein anderes Mal ein Stück von dem köstlichen Schinken gewesen, den es nur an besonderen Feiertagen gab. Katharina war eifersüchtig auf Marie, und sie konnte nicht verstehen, warum ihre Mutter ihre Schwester nach deren letzten beiden Anfällen auf der Straße und in der Kirche nicht im Haus eingesperrt hatte, wo sie keinen weiteren Schaden anrichten und nicht mehr unangenehm auffallen konnte.
    Hatte ihre Mutter denn nicht gemerkt, dass die Leute schon über die Familie Machaut redeten und sich Gedanken über Maries seltsame Krankheit machten? Warum musste sie auch ausgerechnet während des Gottesdienstes diese unheimlichen Krämpfe bekommen? Sie würde nie vergessen, wie die Leute die anderen Familienmitglieder angestarrt hatten und zur Seite gerückt waren, als hätten sie alle eine ansteckende Krankheit. Am liebsten wäre Katharina im Boden versunken, so sehr hatte sie sich geschämt.
    Seitdem zerrissen sich die Leute die Mäuler über die Machauts und beobachteten sie voller Misstrauen.
    Erst einen Tag zuvor hatte Katharina gehört und gesehen, wie die Frauen aus der Nachbarschaft ihre Stimmen gesenkt und die Köpfe enger zusammengesteckt hatten, als sie die Gasse zu ihrem Haus hochgelaufen gekommen war.
    Eine Schar bösartiger, alter Krähen, deren Gesichter sich jedoch unter den gesenkten Hauben nicht alle hatten erkennen lassen.
    „Es ist ein Zeichen für schlechtes Blut, aber vielleicht ist ja auch der Leibhaftige in sie hineingefahren. Jeder weiß doch, dass er dafür am liebsten unschuldige Jungfrauen auswählt.“ Das feiste Gesicht der Frau des Salzhändlers drehte sich dabei vergewissernd nach allen Seiten. Rasch schlug sie ein Kreuzzeichen, bevor sie mit gesenkter Stimme fortfuhr:
    „Und habt ihr neulich den Geruch bemerkt, der aus dem Haus der Machauts kam?“
    Die Köpfe der anderen Frauen schossen aufgeregt vor. Zwei der farbenprächtigen Hauben stießen zusammen und verhedderten sich an den Nadeln, mit denen sie am Kopf befestigt waren. Es dauerte eine Weile, bis ihre Besitzerinnen sie zeternd und schimpfend wieder auseinanderbekamen. „Jetzt sagt schon, von welchem Geruch ihr sprecht.“ Die neugierige Stimme kam aus einem langen, dürren Hals.
    „Es war eindeutig Schwefel“, die Stimme der Frau des Salzhändlers vibrierte genussvoll vor wohligem Entsetzen.
    Ein Ochsenkarren ratterte mit viel Lärm an ihnen vorbei, gefolgt von einer Schar

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