Die Blutgruft
ist das gewesen, verflucht? Ich komme da nicht mehr mit. Ich weiß nicht, was...« Er war aus dem Ruderhaus hervorgetreten und hielt sich an einem Griff fest. Den Blick konnte er nicht von der Gestalt auf den Planken lösen.
»Sie war kein Mensch mehr«, erklärte der G-man. »Ein normaler Mensch hätte nicht so reagiert.«
»Was war sie dann?«
»Jemand, der vom Blut anderer lebt.«
»Gott.« Der Seebär erschrak zutiefst. »Gott! Sie meinen doch nicht, dass sie ein weiblicher Vampir...«
»Genau das ist sie gewesen, Mr. Morgan. Ein weiblicher Vampir. Eine Person, die scharf auf unser Blut gewesen ist, um auch weiterhin existieren zu können.«
Andy Morgan musste schlucken. »Und... und... das gibt es wirklich?«, hauchte er.
»Leider.«
Er zog sich wieder in sein Ruderhaus zurück. Von nun an war nur noch sein Stöhnen zu hören.
Abe Douglas wollte von John Sinclair sprechen und der zweiten Angreiferin, als er den Geisterjäger sah, der auf sie zukam. Ich hatte bewusst etwas gewartet und wollte den beiden Zeit zum Diskutieren geben.
»Erledigt, nicht?«
»Ja, John.«
»Sehr gut.«
»Und bei dir?«
Ich lächelte Abe Douglas knapp an. »Alles paletti. Es war kein Problem für mich. Und damit haben wir schon wieder zwei Gegnerinnen weniger. Es rechnet sich.«
»Dann bleiben noch zwei übrig, wenn wir von den fünf verschwundenen Frauen ausgehen«, sagte Suko.
»Und er«, sagte ich. »Ihr Herr und Meister. Der Beherrscher der Blutgruft. Der alte Blutsauger aus Europa und damit das schaurige Erbe einer vergangenen Zeit.«
Dagegen konnte niemand etwas sagen. Wir legten eine nachdenkliche Pause ein. Dadurch konnten wir uns stärker auf die uns umgebenden Geräusche einstellen. Sie waren gleich geblieben. Das Boot schaukelte auf den Wellen. Wir hörten das Klatschen des Wassers an der Bootswand und immer wieder die schabenden Geräusche, wenn das andere Boot mit seinem Rumpf gegen unseren Rumpf scheuerte.
»Die Insel kann nicht weit sein«, sagte Suko. »Unser Ziel bleibt sie nach wie vor. Wir müssen hin, aber ich frage mich, ob es nicht besser für uns wäre, wenn wir umsteigen. Ich denke, dass wir mit einem kleineren Boot das Anlegen gut hinbekommen.« Er schaute uns an. »Was haltet ihr davon, Freunde?«
Abe und ich brauchten nicht lange nachzudenken, um zum gleichen Entschluss zu kommen. Mir klangen Andy Morgan’s Worte noch im Ohr nach. Er befürchtete beim Anlegen Probleme, und mit dem kleineren Boot würden diese reduziert werden.
Bevor wir eine Entscheidung trafen, redeten wir mit ihm. Nach Abe’s Ruf tauchte er aus dem Steuerstand auf. Er ging geduckt, auch wenn es nicht mehr nötig war. Der Vorgang hatte ihn geschockt. Auch wenn es noch immer dunkel war, erkannten wir trotzdem den Unglauben und das Entsetzen in seinen Zügen. Sicherlich wollte er mit uns darüber reden, aber der FBI-Agent ließ ihm keine Chance.
»Wir haben noch ein Problem zu klären«, sagte er.
»Ah ja. Ist noch eine...?«
»Nein, nein, Mr. Morgan. Das Boot war nur mit zwei dieser Blutsaugerinnen besetzt. Und um das Boot geht es uns, wenn Sie verstehen.«
» Sorry , aber im Moment nicht.«
»Dann will ich es erklären. Sie kennen die Insel. Sie haben uns auch von den Problemen berichtet, die ein Anlegen mit sich bringen würde. Besonders bei diesem Wetter. Deshalb meine Frage. Wäre es nicht günstiger, wenn Suko, John Sinclair und ich uns ohne Sie und mit dem anderen Boot auf den Weg machen, um so besser an Lost Island anlegen zu können? Es ist nur ein Gedanke. Bevor wir ihn in die Tat umsetzen, wobei nicht sicher ist, ob wir es überhaupt tun, wollten wir gern Ihre Meinung wissen. Und ich muss Sie noch mal fragen, ob wir bereits in der Nähe der Insel sind. Das wäre natürlich günstig für uns.«
»Ja, sind wir. Das Risiko bleibt trotzdem bestehen. Es herrscht Nebel. Ich selbst weiß nicht genau, ob ich den kleinen Hafen, der eigentlich keiner ist, sofort finde. Das ist alles nicht so einfach, und Sie sind wirkliche Laien...«
»Wir ziehen es trotzdem durch«, sagte Suko. »Sie brauchen uns nur den Kurs vorzugeben.«
Morgan stöhnte auf. »Machen Sie sich nicht unglücklich. Wollen Sie nicht warten, bis es hell geworden ist? Wir können wieder zurückfahren und am anderen Tag...«
»Nein«, entschied ich. »Es ist bereits zu viel passiert. Die beiden Untoten sind losgeschickt worden. Man erwartet sie zurück. Wenn sie nicht kommen, wird ihr Herr und Meister sich leicht vorstellen können, dass es nicht so
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