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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zu verlassen. Wir stehen unter Arrest, selbst wenn wir nicht hinter Gittern sind!“
    „Mit welchem Recht…“ Der Stolz der Prinzessin, der fast göttlich verehrten Wärterin, lag in ihrer Stimme. Sie nahm einen grauen Kapuzenmantel, den Jeff ihr in Arilinn gekauft hatte, um ihr rotgoldenes Com’yn haar zu verbergen. „Wenn du nicht mitkommst, gehe ich allein“, sagte sie bestimmt.
    „Elorie, ist das dein Ernst?“ fragte er, als sie zur Tür ging. Ihr Blick bestätigte es, und er traf seine Entscheidung. „Dann gehe ich mit dir. Wir werden es versuchen.“
    Sie lief so rasch durch die Straßen der Stadt, daß er Mühe hatte, ihr zu folgen. Es war schon später Nachmittag. Blutrot lag das Licht der Sonne auf den Straßen, lange, purpurne Schatten krochen zu Füßen der großen Häuser. Als sie sich der Grenze der Terra-Zone näherten, überlegte Kerwin, daß das Ganze eigentlich eine verrückte Idee war. Wenn seine Personenbeschreibung schon auf den Listen stand, würde man sie am Tor bestimmt aufhalten. Er wollte Elorie warnen, aber sie eilte so entschlossen weiter, daß er nichts anderes tun konnte, als ihr auf den Fersen zu folgen.
    Der große Platz, der die Zone von der Stadt schied, war halb leer. Jenseits des Platzes, auf der Darkovaner-Seite, erkannte er die dicht zusammengedrängten Läden und Marktbuden, die Bars und Märkte. Das Tor war von einem Mann in schwarzer Uniform bewacht, der schläfrig daneben hockte. Als sie sich ihm näherten, setzte er sich gerade auf, sah sie scharf an und sagte: „Tut mir leid, ich muß die Ausweise sehen.“
    Was nun? Kerwin setzte schon zum Sprechen an, aber Elorie vereitelte seine Absicht. Sie reckte sich hoch auf, strich die Kapuze von ihrem goldenen Haar zurück, und das Licht der roten Sonne wob einen rotgoldenen Schein um ihr Haupt. Sie stieß einen lauten Schrei aus, der über den Platz hallte. Diesen Laut hatte Kerwin noch nie gehört.
    Jenseits des Platzes standen einige Darkovaner; als sie den uralten Sammelruf hörten, wandten sie sich um und erstarrten,
    „Ai, Eine Com’yn vai leronis . !“
„Com’yn!“
    Elorie wandte sich zu Kerwin und streifte auch seine Kapuze ab. Sie ergriff seinen Arm. Der Wächter stand langsam auf, protestierte erschrocken. Aber die Menge sammelte sich wie unter einem Zauberspruch, strömte auf den Platz und stieß laute Rufe aus. Der terranische Wachtposten wurde glatt überrollt. Elorie und Jeff wurden auf einer Woge von Aufruhr vorwärtsgetragen, eine magische Gasse öffnete sich für sie in der Menge, ehrerbietiges Gemurmel und jubelnde Schreie folgten ihnen. Atemlos und erschüttert langten die beiden am anderen Ende des Platzes an, eine brodelnde Menge wälzte sich zwischen ihnen und dem Posten am Tor der Zone. Elorie lachte, daß es sie schüttelte, ihre Augen strahlten; sie griff nach Jeffs Hand und zog ihn in eine Seitenstraße.
    „Schnell, Jeff, hierher! Sonst kommen sie und wollen wissen, was los ist!“
    Er blinzelte und folgte ihr erstaunt und voll Bewunderung. Das war klug von Elorie – einfach die Ehrfurcht vor den Com’yn dazu zu benützen, um einen Auflauf anzuzetteln, aber es hätte auch schiefgehen können. Die Terraner hatten eine ganz besondere Art, auf Demonstrationen zu reagieren, die zu nahe vor ihrer Tür abgehalten wurden.
    Elorie wandte sich zu Jeff und sah ihm ins Gesicht. „Ich mußte es tun“, sagte sie drängend. „Verstehst du denn noch immer nicht, wie wichtig es ist?“
    Er verstand es wirklich nicht ganz. Im Augenblick konnte er aber nichts anderes tun, als Elorie so zu vertrauen, wie sie ihm vertraut hatte. „Wohin gehen, wir?“ fragte er.
    Hoch über der Ebene standen sie weiß und schimmernd vor dem dunklen Hintergrund der Berge; fast entrückt, unwirklich sahen die regenbogengesäumten Türme auf die Stadt zu ihren Füßen. Dorthin deutete sie.
    „Das Com’yn -Schloß“, erklärte sie leise.
    Kerwin p fiff leise durch die Zähne. Kein Terraner hatte jemals einen Fuß dorthin gesetzt, abgesehen von ein paar hohen Würdenträgern, die man ausdrücklich dazu eingeladen hatte.
    Aber ich muß mich an den Gedanken gewöhnen, daß ich kein Terraner bin, überlegte Jeff. Noch vor einer Woche wäre ich sehr glücklich darüber gewesen. Jetzt bin ich dessen nicht mehr so sicher.
    Niemand sprach, als sie durch die stillen Gassen schritten, die steil zum Schloß hinaufführten. Kerwin wich seinen eigenen Gedanken aus; er war noch halb betäubt von der Wichtigkeit und Tragweite seiner

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