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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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neuen Erkenntnisse und Entdeckungen.
    Hatte Elorie schon einen bestimmten Plan, was sie dort tun wollte? Das Schloß sah groß und gut bewehrt aus, und er konnte sich nicht vorstellen, daß man zu einem der höchsten Würdenträger des Planeten so einfach hineinspazieren konnte.
    Aber er hatte nicht mit den außerordentlichen persönlichen Vorrechten eines Com’yn gerechnet. Natürlich gab es Wächter in der grünen Uniform der Stadtwache, aber als sie Elorie erblickten, einfach gekleidet, entrückt, mit dem letzten Schein der Sonne auf ihrem Kupferhaar, da murmelten sie nur: „Com’ynara, Ihr ehrt uns.“
    „Sagt dem Lord Hastur, daß Elorie von Arilinn ihn sprechen möchte.“
    „Sofort, vai leronis.“ Der Wächter warf einen Seitenblick auf Kerwins Terrakleidung, aber er wagte keine Frage. Er ging weg. Kaum eine Minute später kam eines der weichfüßigen, pelzigen, nichtmenschlichen Wesen durch den Gang getappt und verbeugte sich vor ihnen. Es führte sie durch einen breiten Korridor in einen langen Säulengang…
    Jeff erstarrte. Zitternd sah er sich wieder, ein Kind noch, durch einen langen Säulengang getragen.
    Elorie blickte ihn an und streckte ihm die Hand entgegen. Dankbar drückte er sie. Ihm war, als schreite er in einen Traum hinein.
    Das Wesen führte sie in einen Raum, dessen Wände mit durchscheinenden Vorhängen geschmückt waren, und verschwand dann leise.
    Fast im gleichen Augenblick teilten sich die Portieren am anderen Ende des Zimmers, und Dantan von Hastur betrat den Raum.
    Zuerst sah er Elorie und verbeugte sich tief vor ihr. Dann erst bemerkte er Kerwin, und seine Brauen zogen sich mißvergnügt in die Höhe, aber das dauert nur einen Augenblick; er war sichtlich bemüht, kein Vorurteil zu zeigen.
    „Nun, mein Kind?“ fragte er und nahm Elories Hand.
    „Es ist freundlich von Euch, daß Ihr uns empfangt.“ Sie zögerte ein wenig. „Oder – wißt Ihr noch nicht…?“
Hastur warf Kerwin einen gleichgültigen Blick zu, aber seine Stimme klang höflich und würdig.
„Vor zwanzig Jahren weigerte ich mich, zuzuhören, als einer aus meiner Sippe mich um Verständnis bat. Damals war ich ein Narr, blind von Vorurteilen, und, Elorie, ganz im Grunde meiner Seele habe ich mich an Cleindoris Tod niemals ganz schuldlos gefühlt. Mit den verbohrten Fanatikern, die sie töteten, hatte ich absolut nichts zu tun, aber ich habe ihr auch keine Hand entgegengestreckt, um sie zu beschützen. Ich sagte mir damals, sie habe sich aller Rechte auf meinen Schutz begeben. Ich habe aber nicht die Absicht, diesen Fehler zu wiederholen. Weshalb seid ihr gekommen, Elorie?“
„Einen Augenblick“, fiel Kerwin dazwischen, bevor Elorie noch antworten konnte. „Wir wollen zuerst etwas klarstellen.“ Seine Kinnmuskeln traten deutlich hervor, als er sagte: „Wir sind nicht hierhergekommen, um Schutz von jemandem zu erbitten, und wir erwarten auch keine Gefälligkeiten. Die Com’yn haben mich hinausgeworfen, und Elorie hat zu mir gehalten. Sie haben sich dann auch gegen sie gewandt. Es war nicht meine Idee, hierherzukommen, und wir bitten auch um nichts.“
    Hastur blinzelte überrascht, und dann erhellte ein unzweifelhaft freundliches Lächeln sein ruhiges, scharfgeschnittenes Gesicht. „Ich lasse mich gern berichtigen. Erzählt es mir auf eure Art.“
    Elorie sah ihn beschwörend an. „Das Wichtigste ist – er ist nicht Kerwins Sohn. Er ist Cleindoris Kind, ja. Aber sein Vater war Arnad Ridenow.“
    Hastur sah bestürzt drein. Sein Blick wanderte über Kerwins Gesicht und blieb an den Augen hängen. „Ja. Ja, ich hätte es wissen müssen“, bestätigte er leise. Dann verbeugte er sich tief vor Elorie. „Arilinn hat euch Böses angetan, Elorie. Jede Wärterin kann ihr Amt aufgeben, wenn sie diesen Wunsch hat, wenn sie einen Mann der Com’yn zum Geliebten ohne Ehemann wählt. Mögen alle eure Kinder die Gabe des laran haben…“
    „Zum Teufel damit“, rief Kerwin wütend. „Ich habe mich in den letzten vier Tagen um keinen Deut geändert, und damals dachten sie, ich sei gerade gut genug, daß Elorie mich anspuckt! Wenn sie also einen Terraner heiratet, dann nennt man sie eine Hure, aber wenn sie sich entschließt, einen von euren herrlichen Com’yn zu heiraten, dann ist sie plötzlich …“
    „Jeff, Jeff, bitte!“ unterbrach ihn Elorie und griff nach seiner Hand. Er spürte ihren erschrockenen Gedanken: Kein Mensch darf in diesem Ton mit Hastur sprechen…
    „Ich darf“, erwiderte er kurz

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