Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Gebrauch einer Matrix gezeigt und ihn Schritt für Schritt weitergeschoben hatte.
    Wer sonst hätte es sein können?
    Kerwin war plötzlich von einer gewaltigen, ruhigen, eisigen Wut erfüllt. Etwas Atavistisches in ihm, ganz und gar darkovanisch, löschte alles in ihm aus bis auf seinen Zorn und seinen verletzten Stolz, daß er auf diese Weise manipuliert worden war, daß man in seinem Geist geschnüffelt hatte. Ganz von selbst tauchten alte Worte in seinem Geist auf.
    »Com’ii, das Leben dieses Mannes gehört mir! Wann und wie ich kann, fordere ich sein Leben, einer gegen einen, und wer es ihm vor mir nimmt, hat sich mir gegenüber zu verantworten!«
    Auster war bereit gewesen, neue Anklagen und Beschuldigungen zu erheben. Doch er tat es nicht. Mit großen, entsetzten Augen sah er Kerwin an.
    Kennards Blick begegnete dem Kerwins. Er sagte: » Comyn Kerwin-Aillard, als dein nächster Verwandter und dein Pflegevater höre ich deine Forderung und übergebe dir sein Leben, das du ihm nach deinem Willen nehmen oder lassen kannst. Suche ihn, töte ihn, oder gib dein eigenes Leben.«
    Jeff vernahm die rituellen Worte, fast ohne sie zu verstehen. Seine Hände brannten buchstäblich in dem Verlangen, Ragan Glied für Glied auseinanderzureißen. Er wies auf den Schirm. »Kann die Falle ihn festhalten, bis ich ihn habe, Auster?«
    Auster nickte. Mit schriller Stimme fiel Taniquel ein:
    »Das könnt ihr nicht zulassen! Es ist Mord! Jeff hat keine Ahnung davon, wie er ein Schwert benutzen soll, und bildet ihr euch ein, daß dieser … dieser Sharug , diese Katzenbrut, ehrlich kämpfen wird?«
    »Ich mag nicht imstande sein, mit einem Schwert umzugehen«, erklärte Jeff bestimmt, »aber ich bin verdammt gut mit einem Messer. Verwandter, gib mir einen Dolch, und ich kann ihn besiegen«, wandte er sich an Kennard, der seine Forderung anerkannt hatte.
    Doch es war Rannirl, der sein Messer vom Gürtel löste. Langsam sagte er: »Bruder, ich gehe mit dir. Deine Feinde sind meine Feinde; zwischen uns werde niemals ein Messer gezogen.« Er hielt Kerwin das Messer mit dem Heft voraus hin. Kerwin ergriff es benommen. Von irgendwoher kam ihm die Erinnerung, daß dies auf Darkover eine sehr ernste Bedeutung hatte. Er kannte die rituellen Worte nicht, aber er wußte, daß dieser Austausch die Kraft eines Bruderschaftseids hatte, und das machte ihm selbst in seinem allumfassenden Zorn das Herz warm. Schnell umarmte er Rannirl. Alles, was ihm zu sagen einfiel, war: »Ich danke dir … Bruder. Gegen meine Feinde – und deine.« Es mußte das Richtige gewesen oder ihm doch nahegekommen sein, denn Rannirl drehte den Kopf und küßte Jeff auf die Wange, was diesen ein wenig in Verlegenheit brachte.
    »Komm«, sagte Rannirl. »Kennard, in deinem Namen werde ich für einen ehrlichen Kampf sorgen. Wenn du daran zweifelst, Auster, komm mit.«
    Kerwin nahm das Messer und wog es in den Händen. Er hatte keinen Zweifel an seiner Fähigkeit, damit umzugehen. Es hatte ein paar Kämpfe auf anderen Welten gegeben. Er hatte herausgefunden, daß in ihm ein Raufbold versteckt war, und jetzt war er froh darüber. Das Gesetz seiner Kindheit, das Gesetz der Blutfehde, füllte ihn bis zu den Wurzeln seines Seins.
    Ragan sollte eine verdammt große Überraschung erleben.
    Und dann würde er sehr, sehr tot sein.

Kapitel 13: Exil
     
    Sie schritten aus dem Turm, durch den Schleier, in trübes rotes Sonnenlicht. Die blutige Sonne erhob sich gerade über die Vorberge weit weg im Osten. Jeff ging mit der Hand auf seinem Messer, das sich fremd und kalt anfühlte. Zu dieser Stunde waren die Straßen von Arilinn verlassen. Nur wenige erschrockene Zuschauer sahen die drei Rotköpfe, Schulter an Schulter, bewaffnet und bereit zu einem Kampf, und dann fiel ihnen plötzlich ein, daß sie in verschiedenen anderen Richtungen etwas sehr Dringendes zu erledigen hatten.
    Sie durchquerten den Stadtteil in der Nähe des Turms, den Marktplatz, wo Jeff sich an einem glücklicheren Tag ein Paar Stiefel ausgesucht hatte. Dann kamen sie in einen engen, schmutzigen Vorstadtbezirk. Auster, dessen Hände immer noch die Fallenmatrix hielten, sagte mit leiser Stimme: »Viel länger kann sie ihn nicht mehr festhalten.«
    Kerwins Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Grinsen. »Halte ihn lange genug fest, daß ich ihn finde . Dann kann er sich nach jedem verdammten Ort davonmachen.«
    Sie gingen durch eine enge Gasse, einen mit Abfall übersäten Hof, in einen Stall mit ein paar schlecht

Weitere Kostenlose Bücher