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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Mann mein Messer gegeben; er ist mein Bruder. Ich hätte das Recht, dich zu töten, Auster!« Und er sah aus, als sei er bereit dazu. »Kennard hat ihm das Recht zugestanden …«
    »Seinen Komplizen zu ermorden, damit wir niemals die Wahrheit erfahren! Begreifst du nicht, daß er entschlossen war, den Mann zu töten, bevor wir ihn befragen konnten? Hast du nicht gemerkt, daß er ihn erkannte? O ja, er hat eine gute Show für uns abgezogen«, tobte Auster. »Verdammt schlau, ihn zu töten, bevor einer von uns die Wahrheit herausbekommen konnte! Ich wollte ihn lebendig fangen, und wenn du soviel Verstand wie ein Rabbithorn gezeigt hättest, könnten wir ihn jetzt einem telepathischen Verhör unterziehen!«
    Er lügt, lügt , dachte Kerwin hoffnungslos, aber schon bewölkte der Zweifel sogar Rannirls Gesicht. Wie immer war es Auster gelungen, alles umzudrehen und ihn in die Verteidigung zu drängen.
    »Komm«, sagte er müde, »wir können ebensogut nach Hause gehen.« Die Antiklimax erfüllte ihn mit Erschöpfung. Der Arm, den Ragans Messer getroffen hatte, begann zu schmerzen. »Hilf mir, das Hemd auszuziehen und die Blutung zu stillen, ja, Rannirl? Ich komme mir vor wie ein abgestochenes Schwein!«
    Jetzt waren mehr Leute auf den Straßen, die die drei Comyn anstarren konnten, von denen einer eine blutende Nase und ein blutverschmiertes Gesicht hatte und ein zweiter den Arm in einer aus Rannirls Unterhemd hergestellten Schlinge trug. Kerwin war ebenso ausgehöhlt wie nach einer mit Matrix-Arbeit verbrachten Nacht; bei jedem Schritt glaubte er, nur noch für diesen einen Kraft zu haben. Auch Auster schwankte vor Müdigkeit. Sie kamen an einer Garküche vorbei, wo sich essende und trinkende Arbeiter drängten. Der Essensgeruch erinnerte Kerwin daran, daß sie nach einer Nacht in den Matrix-Schirmen nichts gegessen hatten und er am Verhungern war. Er warf Rannirl einen Blick zu, und in wortloser Übereinkunft betraten sie den Laden. Der Besitzer verging vor Ehrfurcht und bot geschwätzig an, ihnen das Beste vom Besten zu servieren. Doch Rannirl schüttelte den Kopf, nahm sich zwei lange Laibe frischen, heißen Brotes und einen Topf mit gekochten Würsten, warf dem Koch ein paar Münzen zu und winkte seine Gefährten mit einer Kopfbewegung nach draußen. Auf der Straße brach er das Brot, gab ein Stück Kerwin und ein anderes mit finsterem Blick Auster. Kauend schritten sie durch die Straßen von Arilinn, die groben Speisen mit Wolfshunger verschlingend. Brot und Würste kamen Jeff wie ein Imbiß vor, ein winziger Leckerbissen für ein kleines, mäklerisches Kind, aber immerhin gaben sie ihm etwas von seiner Kraft zurück. Doch als sie den Turm erreichten und den Schleier durchschritten, schien das schwache elektrische Prickeln Kerwin die letzte Energie zu rauben.
    »Jeff«, sagte Rannirl, »ich komme mit dir und verbinde dich.«
    Kerwin schüttelte den Kopf. Auch Rannirl wirkte erschöpft, und es war nicht einmal sein Kampf gewesen. »Geh und ruh dich aus …« – verlegen setzte er hinzu – »… Bruder. Ich komme schon zurecht.«
    Rannirl zögerte, doch dann ging er. Kerwin, erleichtert, daß er allein war, begab sich in sein eigenes Zimmer und warf die Tür hinter sich zu. In dem luxuriösen Bad riß er sich Schlinge und Hemd ab. Unbeholfen hob er den Arm, und sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. Rannirl hatte die Blutung provisorisch mit einem dick zusammengelegten Stück Stoff seines zerrissenen Hemds gestillt. Kerwin nahm es ab und untersuchte die Wunde. Ein Stück Haut war abgefetzt worden, Haut und Fleisch hingen wie ein blutiger Lumpen herunter. Aber soviel er feststellen konnte, handelte es sich nur um eine einfache Fleischwunde. Er hielt seinen Kopf ins Wasser. Danach tropfte sein Haar, aber er konnte wieder klar denken.
    Der pelzige Nichtmensch, der ihn bediente, glitt ins Zimmer und blieb bestürzt stehen, die grünen, pupillenlosen Augen weit aufgerissen. Er ging wieder und kam schnell mit Verbandszeug und einer dicken gelben Salbe, die er auf die Wunde strich, zurück. Mit seinen merkwürdigen daumenlosen Pfoten verband er Kerwin geschickt. Als er damit fertig war, sah er Kerwin fragend an.
    »Besorge mir etwas zu essen«, sagte Kerwin, »ich bin am Verhungern.« Das Brot und die Würste, die sie unterwegs geteilt hatten, waren längst nicht genug gewesen.
    Als er genug für drei hungrige Cowboys nach dem herbstlichen Zusammentreiben der Herde gegessen hatte, öffnete sich die Tür und Auster trat

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