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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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unaufgefordert ein. Er hatte gebadet und die Kleider gewechselt, aber, wie Kerwin zu seiner Freude feststellte, hatte er ein herrliches blaues Auge, das lange Zeit zum Heilen brauchen würde. Kerwin wischte sich den Mund, schob seinen Teller zurück und wies auf Rannirls Messer, das auf dem Tisch lag.
    »Wenn du einen neuen Anfall hast, da liegt ein Messer«, sagte er. »Wenn nicht, verschwinde aus meinem Zimmer.«
    Auster sah blaß aus. Er berührte sein Auge, als schmerze es ihn. Jeff hoffte, das tat es. »Ich mache dir nicht zum Vorwurf, daß du mich haßt, Jeff«, sagte Auster. »Aber ich muß dir etwas sagen.«
    Kerwin wollte die Schultern zucken, stellte fest, daß das wehtat, und unterließ es. Auster beobachtete ihn und fuhr zusammen, als habe er den Schmerz empfunden. »Bist du schlimm verletzt? Hat der Kyrri sich überzeugt, daß kein Gift an dem Messer war?«
    »Als ob dich das kümmert!« entgegnete Kerwin. »Das ist ein darkovanischer Trick; Terraner kämpfen nicht auf diese Art. Und warum, zum Teufel, machst du dir um mich Sorgen, wenn du erst dein Bestes getan hast, damit ich verletzt wurde?«
    »Vielleicht verdiene ich das«, sagte Auster. »Glaub von mir, was du willst. Mir liegt nur eines am Herzen. Nein, es sind zwei Dinge, und du zerstörst sie beide. Du magst es dir selbst nicht klarmachen – aber, verdammt noch mal, das ist schlimmer, als wenn du es absichtlich tätest!«
    »Komm zur Sache, Auster, oder geh.«
    »Kennard sagt, dein Gedächtnis sei blockiert. Sieh mal, ich beschuldige dich ja nicht, daß du uns absichtlich verrätst …«
    »Zu freundlich von dir«, fiel Kerwin mit dick aufgetragener Ironie ein.
    »Du willst uns nicht betrügen«, fuhr Auster fort, und plötzlich verfiel sein Gesicht, als würde es in Stücke brechen. »Und du hast immer noch keine Ahnung, was das bedeutet! Es bedeutet, daß die Terraner dich bei uns eingeschmuggelt haben! Wahrscheinlich haben sie dein Gedächtnis schon blockiert, bevor du das Raumfahrer-Waisenhaus verlassen hast, bevor du nach Terra kamst. Und als du zurückkehrtest, trafen sie ihre Maßnahmen und hofften, daß geschehen würde, was nun tatsächlich geschehen ist.
    Wir sollten dich bei uns aufnehmen, dich für einen von uns halten, uns auf dich verlassen, dich brauchen! Weil es so offensichtlich war, daß du zu uns gehörtest –« Seine Stimme brach.
    Zu seinem Schrecken merkte Kerwin, daß Auster mit den Tränen kämpfte und am ganzen Körper zitterte. »Wir ließen uns von ihnen täuschen, Kerwin, und von dir – und wie können wir dich dafür hassen –, Bruder?«
    Kerwin schloß die Augen. Genau das war der Gedanke, den er von sich geschoben hatte.
    Er war jeden Schritt des Weges manövriert worden, vom ersten Augenblick an, als sie Ragan in der Kneipe getroffen hatten. Vielleicht war Johnny Ellers beauftragt gewesen, ihn Ragan vorzustellen; das würde er nie erfahren. Wer außer den Terranern hätte es tun können? Sie manövrierten ihn in seine Experimente mit der Matrix. Sie manövrierten ihn in die Konfrontation mit den Comyn . Und zum Schluß drohten sie mit der Deportation, um die Comyn zu zwingen, den nächsten Zug zu tun und ihn zu sich zu holen.
    Er stellte eine getarnte Zeitbombe dar! Die Leute von Arilinn hatten ihn aufgenommen – und in jedem Augenblick konnte er ihnen ins Gesicht explodieren!
    Auster nahm Jeff behutsam beim Arm. Er gab acht, ihm nicht weh zu tun. »Ich wünschte, wir könnten einander besser leiden. Jetzt mußt du denken, ich sage dies, weil wir keine Freunde gewesen sind.«
    Kerwin schüttelte den Kopf. Austers Schmerz und Aufrichtigkeit mußten jedem mit einer Spur von Laran offensichtlich sein. »Das glaube ich nicht. Jetzt nicht mehr. Aber was haben sie sich davon versprochen?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht dachten sie, der Turmkreis würde sich auflösen, wenn du daran teilnahmst. Vielleicht wollten sie Informationen durch eine Lücke in der Barriere erschleichen. Ich weiß, sie sind neugierig darauf, wie die Matrix-Wissenschaft funktioniert, und es ist ihnen bisher nicht gelungen, besonders viel herauszufinden. Nicht einmal von Cleindori, die mit deinem verdammten Vater davonlief. Ich weiß es nicht. Wie, zum Teufel, soll ich wissen, was die Terraner wollen? Du solltest es wissen, du bist einer von ihnen. Du hast bei ihnen gelebt. Erzähl du mir, was sie wollen!«
    Kerwin schüttelte den Kopf. »Ich weiß es auch nicht. Habe ich sie nicht verlassen? Ich war nie einer von ihnen, außer an der

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