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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mal, ich glaube, da kommen die Männer zurück.«
    Und eine Minute später hörten sie Brydar rufen, und sie mühten sich, den schweren Querbalken vom Tor zu heben. Die Männer trieben mehr als ein Dutzend guter Pferde vor sich her. Brydar lachte: »Narbengesichts Leute werden keine Verwendung mehr für sie haben, und wir sind gut damit bezahlt! Wie ich sehe, habt ihr Frauen die letzten von ihnen erledigt?« Er blickte auf den Banditen nieder, der tot in seinem Blut lag, dann auf den anderen, der mit Janellas Wäscheleine gefesselt war. »Gute Arbeit, mestra . Ich werde dafür sorgen, daß du einen Anteil von der Beute erhältst.«
    »Das Mädchen hat mir geholfen«, sagte Kindra. »Ohne sie wäre ich jetzt tot.«
    »Einer von diesen Männern hat meinen Vater umgebracht«, erklärte das Mädchen heftig. »Deshalb habe ich nur meine Schuld bezahlt, das ist alles!« Sie wandte sich zu Janella und befahl: »Mutter, bring unsern Verteidigern den Weinpunsch – sofort!«
    Überall in der Gaststube saßen Brydars Männer und tranken dankbar den heißen Wein. Brydar stellte seinen Becher hin und rieb sich mit einem müden: »Puh!« die Augen. Er sagte: »Einige meiner Männer sind verwundet, Dame Janella. Versteht sich die eine oder andere Eurer Frauen auf die Heilkunst? Wir brauchen Verbandszeug und auch Salbe und Kräuter. Ich …« Er brach ab, da ihm einer der Männer von der Tür her aufgeregt winkte, und ging eilends hinaus.
    Annelys brachte Kindra einen Becher und drückte ihn ihr schüchtern in die Hand. Kindra nahm einen Schluck. Das war nicht der Weinpunsch, den Janella gebraut hatte, sondern ein klarer, feiner, goldener Wein aus den Bergen. Kindra trank ihn langsam. Sie wußte, das Mädchen hatte ihr damit etwas sagen wollen. Annelys saß ihr gegenüber, nahm hin und wieder einen Schluck von dem heißen Punsch in ihrem eigenen Becher. Beiden widerstrebte es, sich zu trennen.
    Verdammt sei das dumme Gesetz, das es mir verbietet, ihr über die Schwesternschaft zu erzählen! Sie ist zu gut für diesen Gasthof und ihre törichte Mutter. Die schwachsinnige Lilla ist eher das, was ihre Mutter zu ihrer Hilfe braucht, und ich vermute, Janella wird Annelys so schnell wie möglich an irgendeinen Bauerntölpel verheiraten, nur um wieder einen Mann im Haus zu haben! Die Ehre verlangte, daß sie schwieg. Und doch, wenn sie Annelys ansah und an das Leben dachte, das das Mädchen hier führen würde, fragte sie sich beunruhigt, was denn das für eine Ehre sei, der zufolge sie ein Mädchen wie Annelys an einem Ort wie diesem zurücklassen solle.
    Vermutlich war es ein weises Gesetz, jedenfalls war es von klügeren Köpfen als dem ihren gemacht worden. Andernfalls würden wohl junge Mädchen sich für den Augenblick von dem Gedanken an ein Leben voller Aufregung und Abenteuer blenden lassen und sich der Schwesternschaft anschließen, ohne sich ganz klar darüber zu sein, welche Mühsale und Entsagungen auf sie warteten. Sie hießen nicht umsonst die Entsagenden; ihr Leben war nicht leicht. Und wenn sie bedachte, auf welche Art Annelys sie ansah, mochte es gut sein, daß das Mädchen ihr allein aus Heldenverehrung folgen würde. Das hatte keinen Sinn. Kindra seufzte. »Nun, für heute nacht ist die Aufregung vorbei, denke ich. Ich muß ins Bett; ich habe morgen einen langen Ritt vor mir. Hör dir den Lärm draußen an! Ich wußte nicht, daß es unter Brydars Männern so schwer Verwundete gegeben hat …«
    »Das hört sich mehr nach einem Streit an als nach Männern in Schmerzen.« Annelys lauschte auf die Rufe und Proteste. »Zanken sie sich um die Beute?«
    Plötzlich flog die Tür auf, und Brydar von Fen Hills trat in den Raum. » Mestra , verzeih mir, du bist müde …«
    »Ziemlich«, antwortete sie. »Aber nach all diesem Aufruhr werde ich doch nicht gleich schlafen können. Was kann ich für dich tun?«
    »Ich bitte dich, mit mir zu kommen. Es ist Marco, der Junge. Er ist verwundet, schwer verwundet, aber er will es nicht zulassen, daß wir ihn verbinden, bevor er mit dir gesprochen hat. Er sagt, er habe eine dringende Botschaft, eine sehr dringende, die er weitergeben müsse, bevor er stirbt …«
    »Avarra sei uns gnädig«, sagte Kindra erschrocken. »Dann stirbt er?«
    »Das kann ich nicht sagen. Er läßt uns nicht an sich heran. Wenn er vernünftig wäre und uns für ihn sorgen ließe – aber er blutet wie ein abgestochenes chervine , und er hat gedroht, jedem Mann die Kehle durchzuschneiden, der ihn berührt. Wir

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