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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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in die umfassende Dunkelheit, aus der sie niemals wieder auftauchen wird.
    Ich schrecke hoch, nach Luft ringend, zitternd und weinend. Ich bin immer noch im Krankenhauszimmer. Jenny beugt sich über mich. Sie blickt erschrocken auf mich herab.
    »Smoky! Komm zu dir! Ist alles in Ordnung?«
    Mein Mund ist klebrig. Meine Wangen spannen sich unter dem Salz meiner getrockneten Tränen. Ich schäme mich und werfe einen Blick zur Zimmertür. Jenny schüttelt den Kopf.
    »Niemand war da. Ich hätte einen Arzt gerufen, wenn du nicht bald wieder zu dir gekommen wärst.«
    Ich atme in tiefen Zügen. Schnappe nach Luft wie eine Ertrinkende. »Danke«, sage ich, als ich mich ein wenig beruhigt habe. Ich setze mich auf am Boden, lege den Kopf in die Hände. »Es … es tut mir Leid, Jenny. Ich … ich wusste nicht, dass so etwas passieren könnte.«
    Sie schweigt zunächst. Ihre harte Schale ist für einen Moment verschwunden, und sie sieht mich traurig, doch ohne Mitleid an. »Mach dir deswegen keine Gedanken«, sagt sie.
    Es sind die einzigen Worte, die sie sagt. Ich sitze da und schnappe nach Luft, während sich mein Atem langsam beruhigt. Und dann fällt mir etwas auf. Genau wie in meinem Traum ist der Schmerz plötzlich verschwunden.
    Bonnie hat den Kopf gedreht, und sie sieht mich an. Eine einzelne Träne rollt über ihre Wange. Ich stehe auf, gehe zu ihrem Bett und nehme ihre Hand in meine.
    »Hallo Schatz«, flüstere ich.
    Sie spricht nicht, und ich sage ebenfalls nichts mehr. Wir sehen einander nur an, während Tränen über unsere Wangen rollen. Das ist es schließlich, wozu Tränen da sind. Eine Möglichkeit für die Seele zu bluten.

KAPITEL 12
    San Franciscoer fahren ähnlich wie New Yorker. Sie machen keine Gefangenen. Der Verkehr ist im Moment mittelstark bis stark, und Jenny konzentriert sich ganz auf ihre wilden Auseinandersetzungen mit anderen Fahrern auf dem Rückweg zum SFPD. Eine Symphonie aus Hupen und Flüchen erfüllt die Luft. Ich telefoniere mit einem Finger im Ohr, damit ich Callie auf dem anderen hören kann.
    »Wie läuft es bei der Spurensicherung?«, frage ich.
    »Die Jungs sind gut, Zuckerschnäuzchen. Verdammt gut. Ich gehe alles mit einem Staubkamm durch, aber ich denke, sie haben wirklich jeden Winkel forensisch abgedeckt.«
    »Ich nehme an, das soll bedeuten, sie haben nichts gefunden?«
    »Er hat aufgepasst.«
    »Ja.« Ich spüre eine Depression anklopfen und schiebe sie beiseite. »Hast du schon mit den anderen geredet? Irgendwelche Neuigkeiten von Damien?«
    »Ich hatte noch keine Zeit dazu.«
    »Wir sind sowieso fast wieder beim SFPD. Mach weiter mit dem, was du gerade getan hast. Ich setze mich mit den anderen in Verbindung.«
    Sie schweigt einen Moment, bevor sie fragt: »Wie geht es dem Kind, Smoky?«
    Wie geht es dem Kind? Ich wünschte, ich hätte eine Antwort darauf. Doch die habe ich nicht, und ich will im Moment auch nicht darüber reden. »Nicht gut.«
    Ich beende das Telefongespräch, bevor sie etwas erwidern kann, und starre durch das Fenster nach draußen, während Jenny uns durch San Francisco steuert. Die Stadt ist ein Labyrinth aus steilen Hügeln und Einbahnstraßen, voller aggressiver Fahrer und Straßenbahnen. Sie besitzt eine gewisse, neblige Schönheit, die ich stets bewundert habe, eine ganz eigene Atmosphäre. Es ist die Mischung aus den Kultivierten und den Dekadenten, die sich in hohem Tempo entweder auf den Tod oder auf den Erfolg zubewegen. In diesem Augenblick erscheint mir San Francisco allerdings gar nicht so einzigartig. Eine ganz normale Stadt, in der sich Morde ereignen. Das ist die Sache mit dem Mord. Er kann sich am Nordpol ebenso abspielen wie am Äquator. Männer wie Frauen können einen Mord begehen, Jugendliche wie Erwachsene. Die Opfer können sowohl Sünder als auch Heilige sein. Mord ist überall, und seine Kinder sind Legion. Ich bin erfüllt von Dunkelheit, während ich darüber nachdenke. Kein Weiß, kein Grau, sondern nur ein massives Kohlrabenschwarz.
    Wir kommen vor dem SFPD an, und Jenny lenkt den Wagen aus dem geschäftigen Verkehrsstrom auf den stilleren Parkplatz, der zum SFPD gehört. Parkplätze sind ein kostbares Gut in San Francisco, und gnade Gott denen, die es wagen, sich unberechtigt auf einen dieser reservierten Plätze zu stellen.
    Wir betreten das Gebäude durch einen Seiteneingang und gehen einen Korridor entlang. Alan ist zusammen mit Charlie in Jennys Büro. Beide sind in eine Akte vertieft, die ausgebreitet vor ihnen auf dem

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