Die Boten des Todes
schnellen
Schritten über den Vorplatz. Corrys weite Augen verfolgten sie, und eine
fürchterliche Vorahnung legte sich über sie. Sie fiel gegen die Tür und preßte
die Hände gegen das Holz.
Vorne blieb Hadik stehen. »Gehen Sie
zum Tor!« befahl er. »Lassen Sie keinen Menschen rein oder raus, wer immer es
ist... oder drehen Sie ihm den Hals um!«
»Auch dem Hauptmann?« fragte Stasi. Er
lief weiter, den schrägen, direkten Weg entlang, der zum Tor führte. Hadik
wandte sich nach rechts zur Garage. Der Park duftete, aber er roch nichts
davon. Er beschleunigte seinen Schritt, und plötzlich hatte er seine Waffe in
der Hand. Der Steinklotz stand grau und teilnahmslos zwischen allem Grün. Hadik
schob sich um die Ecke. Die beiden Stahltore waren geschlossen. Am Ende des
Weges sah Hadik den Sportwagen. Das Verdeck war heruntergeschlagen. La Verne
stand daneben. Er breitete die Arme aus. »Niemand!« rief er.
Hadik winkte ihm zu bleiben. Er sah,
daß der rechte Torflügel nicht eingerastet war. Mit einem kräftigen Ruck
schwenkte er ihn nach oben. Benzindunst schlug ihm entgegen. Auf der linken
Seite funkelte der Lack des Bentley. Auf dem Bord an der hinteren Wand lag
säuberlich geordnetes Werkzeug. Darunter standen Kanister mit Benzin und
Motorenöl.
Vorsichtig trat Hadik ins Innere. Er
öffnete die Tür des großen Wagens, roch Holz und Leder. Er blickte darunter und
wußte, daß er allein in der Garage war. Insgeheim hatte er gehofft, sie hier
schon zu finden. Jetzt stand es ihm noch bevor. Langsam zog er das Tor
hinunter. Er ging weiter auf den Wagen zu. Der Sekretär sah ihm aufmerksam
entgegen. Hadik sah nach links und nach rechts zwischen die Bäume. Das Gras
glänzte und verriet nichts.
»Was gefunden?«
»Nein.«
»Ich auch nicht. Nur Vögel und
Schmetterlinge.«
»Haben Sie den Wagen hergefahren?«
»Ja. Mach ich meistens, wenn sie fahren
will. Rückwärts raus, das liegt ihr nicht so.«
»Und dann?«
»Dann bin ich zurückgegangen zur
Garage. Hab’ das Tor runtergeholt. Dann wieder zum Haus.«
Hadik drehte sich und überschaute den
schrägen Weg. Eine Märchenallee, die zum Königsschloß führte. Es konnte kein
friedlicheres Bild geben. »Demnach müßte sie hier heruntergekommen sein«,
murmelte er. Er hob rasch die Augen. »Bleiben Sie hier stehen. Wenn was
passiert, brüllen Sie! Verstanden?«
»Genau. Wie ein Auerochse.«
Hadiks Gesicht war finster. »Ich weiß
nicht, ob Sie noch lange Lust haben, Witze zu machen!«
»Ich auch nicht«, erwiderte Stasi.
»Ihnen geht’s ähnlich, was?«
Hadik wandte sich ab. Seine Sohlen
knirschten auf dem Kies, und seine Augen gingen unablässig hin und her. Sie
kann sonstwo sein, dachte er. Ich muß Meter um Meter absuchen. Vielleicht ist
sie in eine andere Richtung gegangen. Warum? Was hat sie abgehalten, zum Wagen
zu gehen?
Hadik war nicht besonders klug. Nur für
manche Dinge hatte er eine Witterung, und Stalacarro schätzte sie an ihm. Er
ging behutsam weiter, als wäre er noch in der Nacht auf dem Flur, wo niemand
ihn hören sollte. Etwas zwang ihn, weiter hinüberzugehen zum rechten Rand des
Weges und das Gras zu beobachten.
Da sah Hadik die Spur.
Fast zur Hälfte des Weges, aber mehr
noch zur Garage hin, war auf der rechten Seite des Weges das Gras
niedergetreten. Schon richteten sich die geschnittenen Halme wieder auf, bald
würde nichts mehr zu sehen sein. Hadik sah, daß hier ein Mensch gegangen war,
kein sehr schwerer Mensch offenbar und mit kleinem Fuß. Hadik verließ den Weg.
Er folgte der Spur auf den Zehenspitzen, hielt einen Meter Abstand, um sie
nicht zu verwischen und undeutlich zu machen. Sie führte geradeaus in den Park,
zwischen die Bäume und zu den Büschen hin, die tiefer im Schatten neben den
Wurzeln wucherten. Die Luft war kühl und süß. Hadik brauchte nicht weit zu
gehen. Zwischen den zärtlichen Blüten zweier Gardenienbüsche, halb verdeckt
durch den Stamm einer Kastanie, lag Ada van Noringen auf dem Gesicht. Sie war
ganz aufrecht vornüber gefallen wie ein ohnmächtiger Gardesoldat bei der
Parade, und ihr Körper war lang ausgestreckt. Die Pumps mit den schmalen Riemen
lagen Hacke an Hacke beieinander, das Kostüm war kaum verschoben, als wollte
sie noch im Tod eine Dame sein. Die Arme lagen zu beiden Seiten des Kopfes in
dem frischen Gras, und dicht vor die rechte Hand war eine der weißen Blüten
hingefallen und strahlte neben der blassen Haut. Die Handtasche lag links,
verschlossen, glänzend,
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