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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Höllenspaß daraus zu
machen? Beweise hin, Beweise her, man würde sehen, daß der Tanz schlagartig
aufhörte, wenn sie festsaß. Im Gefängnis waren schon andere Leute weich
geworden.
    Die Pfeife ging aus. Hadik erinnerte
sich, daß er nicht nur hier war, um zu rauchen. Leise schlug er den Pfeifenkopf
gegen die flache Hand aus. Die Asche zerstob im Wind. Er ließ die Pfeife
liegen, stand lautlos auf. Seine Hand faßte die Waffe im Schulterhalfter, hob sie
halb heraus, der Daumen tastete über die Sicherung. Alles in Ordnung. Auf das
Ding war Verlaß. Mehr als auf Leute.
    Er ging durch das Dunkel des Zimmers,
ohne irgendwo anzustoßen. Wieder stand er gegenüber der Treppe zum Erdgeschoß,
aber er betrat sie nicht, sondern ging den Flur entlang.
    Da war die Tür des Mädchens, die Tür zu
Frau Adas Schlafzimmer, beide geschlossen, sah er im Schein der Taschenlampe.
Hadik ging weiter bis zur nächsten Biegung des Flurs nach rechts, ohne daß eine
Diele knarrte. Hier war der Eingang zu Herrn van Noringens leerem Schlafzimmer.
Behutsam drückte Hadik die Klinke herab. Die Tür bewegte sich nicht, kein
Schlüssel steckte außen im Schloß. Um so besser. Die Ecke kam, dann das Zimmer
des Sekretärs. Hadik blieb stehen, beobachtete die Türritzen. Kein
Lichtschimmer kam heraus. Der Bursche schlief der nächsten Gehaltserhöhung
entgegen.
    Hinten am Ende des Flurs leuchteten
matte Scheiben. Hadik war schnell an der linken Tür des Kaminzimmers. Sie
knarrte etwas, man mußte sie langsam öffnen, aber er hoffte, niemanden zu
erschrecken.
    Der Ritter funkelte silbern im
Lichtkegel. Seine Axt war wie immer gegen einen imaginären Feind erhoben. Die
Armbrust, die Herrn van Noringen den Tod gebracht hatte, lag jetzt bei der
Kantonspolizei, ebenso die Flinten, mit denen er so gerne hantiert hatte, und
es waren kahle Stellen zwischen den Spießen und Schwertern. Immer noch viel
zuviel von dem Zeug da, dachte Hadik. Stalacarro würde sich wundern, wenn es zu
spät war.
    Der einsame Mann schlich über den Teppich
und inspizierte den Kamin. Der Schacht gähnte ihn an und roch nach Teer. Kamine
konnten gefährlich sein. Hier war nichts. Hadik schloß die Tür von außen.
Diesmal gelang es ihm, das Knarren zu vermeiden. Er ging vor zum Fenster, warf
einen schnellen Blick in das Bad neben der Treppe. Ein Wasserhahn tropfte in
monotoner Folge. Hadik drehte ihn fest zu.
    Seine Füße tasteten über die Stufen der
Treppe nach unten. Er ging von Raum zu Raum, immer lautlos und voller Vorsicht.
In der Bar roch es nach Whisky, in der Bibliothek nach Bücherstaub, in der
Küche nach Zwiebeln und Spülmittel. Das waren die einzigen Erlebnisse im
Erdgeschoß. Auf der Kellertreppe zog Signor Hadik den Revolver unter der Achsel
hervor und entsicherte. Aber auch diese Maßnahme lockte keinen Geist und keinen
Angreifer aus den Kellerräumen hervor.
    Durch die Terrassentür verließ Hadik
das Haus. Ringsum waren alle Fenster erloschen. Behutsam wanderte er unter den
schwarzen Stämmen durch den Park. Es dauerte eine Dreiviertelstunde, bis alles
umrundet war, ein hübscher Spaziergang. Aber er hatte nichts gefunden außer
würziger Luft und klagenden Nachtvögeln. Hadik nickte grimmig vor sich hin, als
er die Tür abgeschlossen hatte und nach oben stieg. Natürlich! Es mußte jemand
im Haus sein, der die Augen offenhielt, und die Dichterin vergaß ihr sauberes
Handwerk, blieb zu Hause und schlief den Schlaf des Ungerechten. Aber diesen
Kriminalroman sollte sie nicht vollenden.
    Er betrat sein Zimmer, leise, wie er es
verlassen hatte. Der Duft des Tabaks schwebte noch im Raum. Ein paar Stunden
Schlaf würden gut tun. Bevor er das Licht andrehte, schloß er die Fensterläden.
Mücken und Nachtfalter waren eine Plage. Die Fenster ließ er offen. Die Birnen
flammten auf. Mit dem ersten Blick im Hellen sah Hadik, daß jemand im Zimmer
gewesen war.
    Auf seinem Nachttisch lag ein weißer,
rechteckiger Zettel. Langsam ging er darauf zu. Plumpe, dicke Blockbuchstaben
und bestimmt keine Fingerabdrücke:
     
    ZWECKLOS HADIK.
    SIE STIRBT DOCH.
    DIE BOTEN DES TODES.
     
    Anastasius La Verne träumte vom Krieg.
Granateinschläge kamen näher und näher. Er entschloß sich zu fliehen, aber er
war festgenagelt, und seine Beine steckten in zäher Marmelade. Dann erwachte
er. Denn irgend jemand klopfte an seine Tür. »Ja«, fragte Stasi verwirrt.
    »Ich bin es, Corry!«
    Seine Uhr zeigte fünf nach sieben. Er
stand auf und öffnete die Tür. Corry. »Willst du mich

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