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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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und dann...«
    »Wann haben Sie diese Verabredung
getroffen?«
    »Gestern nachmittag. Ada hat mich
angerufen und mir diese interessante Geschichte von der Explosion im Boot
erzählt. Sie war vollkommen aufgelöst, die Bedauernswerte. Sie kann doch nicht
schwimmen! Ohne das Mädchen wäre sie tot!«
    »Sie ist tot«, sagte Stalacarro.
    Der Satz machte auf Irmela Zirli so
viel Eindruck, als wäre eine ihrer Romanfiguren gestorben. »Tot? Ja, dann hätte
ich lange auf sie warten können! Hat sie sich doch erkältet im Wasser! Ich sage
ja, die Ärzte...«
    »Sie ist erstochen worden. Hier im
Park. Als sie zu ihrem Wagen wollte, um zu Ihnen zu fahren.«
    Irmela sah eher verblüfft aus als
erschüttert. Sie fixierte Hadik. »Deswegen haben Sie mich angerufen! Sie
wollten wissen, ob ich zu Hause bin, Sie kleiner Maigret von Ascona! Nein, ist
das lustig!«
    »Finden Sie den Gedanken so abwegig?«
fragte Stalacarro. »Immerhin erben Sie jetzt ein hübsches Vermögen. Und dieser
Park, in dem sie ermordet worden ist, gehört zur Hälfte Ihnen.«
    Irmela blickte sich um. »Tatsächlich!
Daran habe ich mit keiner Gehirnfaser gedacht! Ich stehe auf eigenem Grund und
Boden!«
    »So ist es.«
    Sie gab sich wenig Mühe, ihre Freude zu
verbergen. »Die arme Ada! Wenn ich nur wüßte, was sie mir sagen wollte! Wie ist
sie erstochen worden?«
    »Von hinten. Stilett. Der Mörder hat
sie in den Park hineingelockt. Sie muß ihn gekannt und ihm vertraut haben.«
    Frau Zirli breitete die Arme aus.
    »Stilett! Ein vielseitiger Mörder.
Jedesmal nimmt er etwas anderes!«
    »Richtig.« Stalacarro verzog sein
Gesicht zu einer Grimasse. Sein Ausdruck wurde dem von Irmela erschreckend
ähnlich. »Und ich bin gespannt, was er beim nächstenmal nimmt... bei den neuen
Hausbewohnern!«
     
    Drei Tage später wurde Ada van Noringen
an die Seite ihres Gatten hinabgelassen. Die Trauergewänder saugten die Hitze
an die Körper ihrer Träger. Die Männer mit den Gurten am Sarg schwitzten noch
mehr, als es bei Herrn Adrian der Fall gewesen war. Der Geistliche hatte keine
sonderliche Mühe mit der Trauerrede gehabt. Er brauchte nur auf die Tragik des
Geschehens Bezug zu nehmen, die das Paar nach so kurzer, glücklicher Ehe vor
Gottes Thron geführt hatte.
    Stasi hielt den Arm Corrys, die
hochaufgerichtet und bleich zu dem sinkenden Sarg hinübersah. Doktor Cigaglia
stand zusammen mit Frau Zirli dicht am Grabe. Ihm war bewußt, daß nun niemand
mehr zwischen ihnen und dem Zusatz des Testamentes in seinem Tresor stand, aber
der Gedanke freute ihn nicht, und wieder hielt er den Zylinder mit feuchten
Fingern. Er war froh, als er ihn aufsetzen und auf den Ausgang des Friedhofes
zugehen konnte.
    Irmela blieb an seiner Seite. »Ich
glaube, Doktor, wir haben einiges zu besprechen!«
    »Jetzt?« fragte er indigniert.
    »Oh, warum nicht? Die liebe Verstorbene
wird uns nicht gram sein, wenn wir es tun. So ähnlich sagten Sie damals zu
Stalacarro, als er uns nach Adrians Begräbnis in sein Büro bat. Warum sollte
uns Ada verübeln, was ihr Mann nicht verübelt hat?« Sie sah ihn herausfordernd
an. Er schickte sich an, mit Würde abzulehnen. »Ich glaube, es ist sehr wichtig
für uns beide«, fuhr sie genußvoll fort. »Je eher wir alle diese Dinge
erledigen, um so besser. Wer weiß, wer von uns das nächste Opfer ist! Der
Hauptmann war nicht sehr optimistisch.« Sie sah aus, als könnte sie ihren Tod
gar nicht erwarten.
    Cigaglia betrachtete sie mit
Widerwillen. Der Gedanke, nun in einer festen, geschäftlichen Verbindung mit
ihr zu stehen, bereitete ihm Unbehagen. Aber einmal mußte es besprochen werden.
Lieber sofort. »Sie haben recht«, sagte er. »Nutzen wir die Zeit. Es wird auch
in Adas Sinne sein, wenn wir so schnell wie möglich klären, was mit dem
Personal geschehen soll.«
    »Alsdann, Doktor! Fahren wir!«
    In Cigaglias Büro eignete sich Irmela
den bequemsten Stuhl an. Sie setzte ihren Hut ab und fächelte sich damit Luft
zu. »Man kommt nicht mehr heraus aus der Trauerkleidung! Dazu diese Hitze! Ein
kühler Marmorsarg wäre das Richtige!«
    Cigaglias Miene verriet nicht, was er
dachte. Er öffnete umständlich seinen Tresor und zog eine gebündelte Akte
hervor. Dann ließ er sich hinter seinem Schreibtisch nieder. In dem feierlichen
Schwarz erschien er wie ein großer, langsamer Marabu. Irmela ließ ihn nicht zu
Wort kommen. »Wie Sie wissen, habe ich mit unserer lieben Ada lange telefoniert
am Tag vor ihrem Tode. Gottlob hat wenigstens das noch geklappt!

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