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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Heute hat sie die Quittung bekommen. Einer
von Ihnen hat Lady Chisterbeere ermordet, einer Noringen, einer seine Frau.«
    »Interessant! Und wie haben wir das
gemacht, wenn ich fragen darf? Soll ich Ihnen meine Alibis einzeln auf zählen?
Angefangen mit dem aus Noringens Hochzeitsnacht, als die Drohungen hier im Haus
ihren Anfang nahmen, und ich mit Frau Zirli im Lokal Franchesi gesessen habe?«
    »Ihre Alibis«, sagte Stalacarro fast
heiter, »Ihre Alibis werden wir einzeln auseinandernehmen. Wir werden
herausfinden, wie Sie es gemacht haben, verlassen Sie sich darauf. Sie waren zu
zweit. Ich wette meinen Kopf, daß immer nur einer von Ihnen ein Alibi hatte,
wenn ein Mord in diesem Haus geschah.«
    »Ich fürchte für Ihren Kopf, Signor
Stalacarro.«
    »Fürchten Sie lieber für Ihren. Haben
Sie für heute auch ein Alibi?«
    Cigaglia schwieg. Zum erstenmal sah er
zu Boden. Corry war in ihrem Stuhl auf eine Seite gerutscht, um weiter von ihm
fort zu sein. Angst und Entsetzen mischten sich in ihrem Gesicht. Stasi
musterte den Anwalt wie ein seltenes Tier unter Glas, mit neugierigem,
sachlichem Interesse.
    »Nein«, sagte Cigaglia. »Für heute habe
ich kein Alibi. Sie lebte, als ich sie verließ.«
    »So, tat sie das? Und was haben Sie mit
ihr besprochen? Verfügungen für den Fall ihres Todes, wie? Wem gehört das Haus
denn jetzt? Möchten Sie nicht antworten?«
    Cigaglia hob den Kopf. »Frau Zirli.«
    Stalacarro betrachtete ihn fast
mitleidig. »Und Ihre Hälfte? Haben Sie sie der Gemeinde vermacht für die
Waisenkinder?«
    Zu aller Erstaunen lächelte der Anwalt.
»Ich habe keine Hälfte mehr.«
    Einen Augenblick schwieg Stalacarro
verblüfft.
    »Ich habe keine Hälfte mehr«,
wiederholte Cigaglia. »Am Tag von Frau van Noringens Beerdigung bat mich Frau
Zirli um eine Unterredung. Sie teilte mir ihre Absicht mit, nach Sasso quadrato
zu ziehen. Sie wollte hier ihren Roman vollenden.«
    »Weit ist sie damit nicht gekommen«,
sagte Stalacarro sarkastisch.
    »Niemand bedauert das mehr als ich,
Hauptmann. Sie schlug mir vor, mit hinauszuziehen. Meine... äh... Erfahrungen
mit diesem Haus ließen mich ablehnen. Statt dessen machte ich ihr einen anderen
Vorschlag.« Stalacarro wartete gespannt. Stasi beugte sich eine Spur nach vorn.
»Frau Zirli hat das Privatvermögen Frau van Noringens geerbt.
Vierhundertunddreißigtausend Franken.« Er drehte sich und blickte Corry an,
ohne auf ihre Abwehr zu achten. »Bei dieser Gelegenheit darf ich mitteilen, daß
Sie, Fräulein Natholm, aus dem Nachlaß mit einhunderttausend Franken bedacht
worden sind, weil Sie Frau Ada das Leben gerettet haben. Aus dem gleichen Grund
erhalten Sie, Herr La Verne, zwanzigtausend Franken. Das Geld steht zu Ihrer
Verfügung. Verzeihen Sie mir, wenn ich das so beiläufig erwähne... ich hätte
gern eine würdigere Form gewählt. Die Umstände hindern mich.«
    Stasis Mund hatte sich geöffnet. Er
blickte das Mädchen an. Sie hielt die Augen geschlossen. Ihre Hände zitterten.
    »Weiter«, sagte Stalacarro.
    Cigaglia legte die Fingerspitzen
aneinander, als säße er in seiner Kanzlei. »Ich schlug Frau Zirli vor, ihr
meinen Anteil am Haus abzutreten. Sie war einverstanden.«
    »Wieviel?« fragte Stalacarro.
    »Dreihunderttausend Franken, Hauptmann.
Damit ist sie nicht übervorteilt.«
    »War«, verbesserte Stalacarro. »Und wie
ich Sie kenne, haben Sie ohne Zweifel nicht versäumt, für den Fall des
plötzlichen Todes von Frau Zirli die nötigen Bestimmungen zu vereinbaren.«
    »Für den Fall ihres Todes ist
vereinbart worden, daß ich das Vorkaufsrecht habe. Wenn ich es nicht ausübe,
sollte ich das Grundstück bis zum Verkauf treuhänderisch verwalten.«
    Stalacarro entblößte die Zähne. »Bis
zum Verkauf? Was sollte denn mit dem Erlös geschehen?«
    »Darüber hatte Frau Zirli noch nicht
verfügt.«
    »Natürlich.« Der Hauptmann nickte voll
Ironie. »Darüber hatte sie nicht verfügt. Und Sie hätten selbstverständlich von
Ihrem Vorkaufsrecht keinen Gebrauch gemacht, denn dieses Haus ist Ihnen
zutiefst zuwider.«
    »Frau Zirli hätte ohne Zweifel noch
eine Verfügung getroffen. Niemand konnte wissen, daß sie so schnell...«
    »Niemand außer Ihnen.« Stalacarro trat
einen Schritt vor. »Fein haben Sie sich das ausgedacht, Cigaglia! Sie entwerfen
ein Testament, in dem Ihr Freund Sie zum Teilerben einsetzt. Dasselbe tut Frau
Ada bei ihrer Freundin. Sie räumen das Ehepaar mit Hilfe von Frau Zirli aus dem
Weg. Dann schlagen Sie Frau Zirli vor, Ihren

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