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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Grundstücksanteil abzutreten und
sichern sich das Vorkaufsrecht für den Fall ihres Todes. Auf diese Weise sind
Sie zunächst um dreihunderttausend Franken reicher. Und später hätten Sie das
Grundstück für einen Pappenstiel zurückgekauft. Und wenn es Ihnen nicht
gefallen würde, weil ja die entsetzlichen Morde in diesen Mauern passierten,
dann konnte man es wieder Weiterverkäufen — mit einem bescheidenen Gewinn
selbstverständlich. Man muß ja etwas davon haben für all die Mühe!« Er hob
seine Stimme. »Ein fehlerloser Plan, würdig eines Juristen! Nur heute — da
machten Sie einen Fehler. Die Habgier kam Ihnen dazwischen. Sie konnten nicht
mehr warten. Sie haben geglaubt, kein Mensch würde Ihnen jemals die
Kaltblütigkeit Zutrauen, Frau Zirli zu erwürgen, kurz nachdem Sie bei ihr
erschienen waren. Und sie haben nicht geglaubt, daß danach niemand außer Ihnen das
obere Stockwerk betreten würde. In beiden Fällen haben Sie geirrt.«
    Cigaglia saß jetzt ganz ruhig. Seine
Hände waren ausgestreckt. Er atmete tief. »Ich bedaure sagen zu müssen, daß der
Irrtum bei Ihnen liegt, Hauptmann Stalacarro. Sie haben diese Theorie mit
bemerkenswertem Scharfsinn entwickelt. Nur ist sie leider falsch. Ich war bei
Frau Zirli, um ihr die Abschrift des Kaufvertrages und unserer übrigen
Vereinbarungen auszuhändigen. Sie werden sie oben vorfinden. Ich verließ Frau
Zirli, und sie lebte.«
    »Aber jetzt ist sie tot.« Stalacarro
beugte sich hinunter und sah ihm aus der Nähe ins Gesicht. »Sie wissen am
besten, daß dieser Verdacht ausreicht, um Sie zu uns zu bitten. Wir haben dann
genügend Zeit, Tatsachen für das Gericht zu sammeln. Und dann wird sich auch
heraus stellen, wem das geheime Nummernkonto gehört, auf das Noringen einenTag
vor seinem Tod sein Geld überwiesen hat und nach dem Sie die Nachforschungen so
unermüdlich betrieben haben! Eine Musterleistung, ihn dazu zu bewegen. Aber
schließlich war er Ihr Freund. Wenn auch nur noch einen Tag lang.«
    »Ich habe weder mit seinem Tode etwas
zu schaffen noch mit diesem Konto«, sagte Cigaglia matt.
    »Ich weiß. Mit nichts haben Sie etwas
zu schaffen.« Stalacarro ging zur Tür und stieß sie auf. Hadik trat herein. Er
musterte alle mit finsterem Gesicht. »Doktor Cigaglia kommt mit uns«, sagte
Stalacarro. »Nehmen Sie ihn mit in die Bibliothek, bis unsere Leute kommen.« Er
hob den Finger zu den beiden anderen. »Sie warten noch hier, bis wir fertig
sind. Mit Whisky wird’s leichter gehen. Darf ich bitten, Doktor?«
    Cigaglia stand auf. Sein Lächeln war
verschwunden, aber es kam wieder, als er sich an Stasi wandte. »Ach, Signor La
Verne! Eine Bitte. Ich hoffe, Sie werden sie mir in diesem unglücklichen
Augenblick nicht abschlagen. Sie hörten, daß ich nunmehr der Treuhänder für
Haus und Grundstück bin. Ich werde meinen Pflichten für einige Zeit nicht
nachkommen können...« er warf einen ironischen Blick zu Stalacarro, »obwohl ich
zuversichtlich hoffe, daß es nicht für lange sein wird. Erlauben Sie, daß ich
Sie für diese Zeit zu meinem Bevollmächtigten ernenne?«
    Stasi nickte langsam. »Ich danke Ihnen
sehr.« Zwischen Hadik und Stalacarro ging Cigaglia hinaus. Die Tür schloß sich
hinter ihnen.
    Stasi war schnell bei dem Mädchen und
schlang seine Arme um sie. Sie taumelte. Ihr Kopf fiel an seine Brust. »Tief
Luft holen«, sagte er. »Geht gleich vorbei.«
    Ihre Worte kamen durch den Stoff seiner
Jacke. »Ich halte es nicht mehr aus.«
    Stasi lächelte. Er dachte an etwas
anderes, Unheimliches, aber er streichelte ihr Haar. »Es ist zu Ende, Corry. Du
brauchst keine Angst mehr zu haben. Es ist zu Ende.« Er hob ihr Gesicht hoch
und zupfte an ihrer Nase. »Trinken wir was. Die Flasche hat schon manchen
zugrunde gerichtet, aber auch wieder auf.«
    Sie öffnete die Augen. Stasi stellte
sie behutsam gerade auf die Füße. Sie wischte in ihren Augenwinkeln. »Ich muß
furchtbar aussehen.«
    »Du bist sehr hübsch, Schwesterchen.
Aus deinem Antlitz leuchtet nur der Hunger. Konnte der Bursche sie nicht nach
dem Essen umbringen?«
    Er ließ sie los und ging hinter die
Theke. Ihre Augen verfolgten ihn. »Wenn ich daran denke, daß er mit uns essen
wollte... und oben...«
    »Es gibt Leute, denen macht Mord
Appetit. Kognak?«
    Sie nickte. Die Gläser liefen langsam
voll. »Glaubst du, daß es stimmt, was der Hauptmann gesagt hat?«
    »Es klingt verdammt logisch. Cigaglia
wollte den Coup seines Lebens landen, er hat sich einen Plan ausgedacht

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