Die Botschaft des Panergon
nachtschwarzen Augen schienen in Kilwas Hirn eindringen zu wollen. Er empfand diesen Blick und schätzte seine Kraft, ab, verglich sie mit der eigenen. Es würde ein hartes Ringen geben. Aufmerksam lauschte er dem Klang der Stimme Abu Seifs, bemühte sich, ihren Charakter, jede ihrer Schwingungen einzuprägen. Kilwa, ein Meister der Stimmnachahmung, war zufrieden, es würde gelingen, diese Stimme täuschend zu kopieren.
„Die Antwort ist nicht einfach, Abu Seif, sie würde Ihnen unverständlich bleiben, wenn ich sie Ihnen in der Fachsprache des Physikers gäbe. Ich verfolge die Idee de Broglies, weil ich nach einer Erklärung für die bisher unerklärliche Geschwindigkeit der unbekannten Raumfahrzeuge suche, weil ich auf diesem Wege das Geheimnis ihrer Antriebskraft zu entschleiern hoffe.“
Abu Seif schwieg, sein maskenhaftes Gesicht zeigte keine Bewegung, aber in seinen Augen leuchtete ein intensives Licht.
„Das ist außerordentlich, Achmed Kilwa“, erwiderte er nach einer Pause. „Glauben Sie, zum Ziele kommen zu können?“
„Glauben? Das Wort gefällt mir nicht“, erwiderte Kilwa überlegend. „Wäre ich nicht gewiß, daß jede konsequent verfolgte Forschungsarbeit zum Ziele führen muß, hätte ich diese Arbeit nicht begonnen. Die Frage ist nur, wann das Ziel erreicht sein wird.“
„Man hat mir nicht zu wenig berichtet“, sagte Abu Seif. „Achmed Kilwa ist ein Kopf, der versprechendste vielleicht unserer jungen Forschergeneration. Um so interessanter wird es sein, in diesen Kopf hineinzuleuchten, ihn auszuleuchten bis in die letzten und feinsten Verfaserungen. Und ich, Abu Seif, bürge dafür, daß dieser Kopf nicht beschädigt werden wird, denn ich sehe, er hat noch große Arbeit zu leisten.“
„Das will ich, Abu Seif, aber ich verstehe nicht, was es mit …“, Abu Seif hob leicht die Hand, ihre Fläche Kilwa zukehrend. Es war eine ruhige und dennoch sehr gebietende Bewegung.
„Ich muß in alle denkenden Köpfe hier hineinleuchten, denn in einem dieser Köpfe geht etwas vor, was ich nicht dulden kann.“
„Wovon sprechen Sie, Abu Seif?“
„Von Verrat!“ Kalt und schneidend kamen die Worte.
„Verrat? Hier, bei uns? Unmöglich!“
„Unmöglich? Nichts ist unmöglich! Eine Spur führt heran, an diesen Komplex. Wo endet sie? Bei Umbundu, bei Ibrahim, bei Nandi, bei Kaffitsho, bei Mejerda, bei Kilwa, bei einem von euch? Ich muß es erfahren. Wie kann ich es erfahren? Nur, indem ich Einsicht nehme in den verborgensten Winkel eurer Hirne!“
„Nehmen Sie Einsicht, Abu Seif“, antwortete Achmed Kilwa ruhig. „Ich glaube, ich kann Ihnen helfen. Was sehen Sie hier?“
Seine Rechte schnellte vor, öffnete sich, ein weißer Rauch zuckte blitzartig auf, mitten in Abu Seifs Gesicht, das sich jäh entspannte. Abu Seifs Unterkiefer sank herunter, seine Augen schlossen sich.
Achmed Kilwa hielt Abu Seif mit der Rechten in seinem Sessel aufrecht, die Linke, mit der er im Augenblick des Handelns ein Tuch gegen das eigene Gesicht gepreßt hatte, ließ er nun sinken.
„Was sehen Sie, Abu Seif!“
Und nun, die Stimme des Bewußtlosen so täuschend nachahmend, daß niemand einen Unterschied gefunden hätte, gab Kilwa zugleich die Antwort:
„Ein Diagramm? Was bedeutet es?“
„War die Spur, von der Sie sprachen, eine kurze Funksendung? In einer hier gekennzeichneten Abweichung von Richtungswelle K 11.9?“
„Ja! Woher wissen Sie das, Achmed Kilwa?“
„Wir arbeiten mit Wellenversuchen, diese seltsame Parallelwelle zu K 11.9 erregte meine Aufmerksamkeit. Ich schnitt sie von verschiedenen Punkten aus an, das Resultat ist dieses Diagramm. Im Schnittpunkt dieser Diagonalen muß der Ausgangspunkt der Welle liegen.“
„Wann entdeckten Sie diese Welle?“
„Hier steht es verzeichnet. Heute hatte ich das Diagramm ausgearbeitet und wollte es weiterleiten. Es ist, als hätten Sie meine Absicht geahnt, Abu Seif.“
„Ich wußte, daß hier der Schlüssel zu finden sein mußte.“
„Ich bin beglückt, daß ich ihn aufspüren konnte. Zwar nicht hier, aber es handelt sich nach meinen Berechnungen um nicht mehr als 3,04 km Entfernung.“
„Ich danke Ihnen, Achmed Kilwa. Wissen Sie, wer dort arbeitet?“
„Normalerweise niemand. In dem Turm, der sich dort befindet, ist ein Ultratransformator untergebracht, er wird gelegentlich kontrolliert, das ist alles.“
„Gut. Kein Wort über das, was wir sprachen. Jetzt schweigen Sie, ich muß nachdenken.“
Kilwa richtete sich auf, nachdem er
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