Die Botschaft des Panergon
Kämpfen und Wirren waren auf der einen Seite die Vereinten Nationen als geschlossenes politisches Gebilde ins Leben getreten, während sich auf der anderen Seite ein neuer gewaltiger Machtblock gebildet hatte: die Panafrikanische Union.
Die Differenzen zwischen diesen beiden Mächten drohten in diesen Tagen zu einer Katastrophe zu führen.
Noten waren ausgetauscht worden, deren Ton immer schärfer wurde. Beide Seiten verharrten starr auf ihrem Standpunkt. Die Paraden in der Panafrikanischen Union waren nichts anderes als drohende Demonstrationen. Morgen würde ihnen die Gegenseite mit gleichen Kundgebungen begegnen. Und dann …? Die Menschen bangten vor der Antwort.
* * *
In der nächsten Nacht häuften sich die unerklärlichen Himmelserscheinungen, die von Tausenden von Menschen an verschiedenen Punkten der Erde gesehen wurden.
Was im Hafen von New York, was in Paris, weit oben nördlich von Hammerfest und tief im Süden nahe Laghouat sich ereignet hatte, das füllte am Tage darauf die Spalten der Weltpresse. Was war das? Was hatte es zu bedeuten? Kein Zweifel, es war eine machtvolle Kundgebung der Wesen in den seit langen Jahren die Erde immer wieder überfliegenden Raumschiffen. Aber was hatte diese Kundgebung zu bedeuten? War sie der Auftakt zu feindlichen Aktionen? Nein, feindselige Handlungen wären auf Zerstörung gerichtet gewesen, hier lag nur eine Bekundung der Macht vor, über die jene geheimnisvollen Wesen verfügten.
Sinclair Steel, der Chefredakteur des „UN-Spectrum“, wies in einem sich mit den sensationellen Ereignissen befassenden Artikel eindringlich darauf hin, daß man es mit einer Warnung aus dem Raum zu tun habe, mit einer Mahnung, vom Hader abzulassen, die Kräfte wilder Zerstörung nicht zu entfesseln. Nur das und nichts anderes könne der Sinn jener dramatischen Manifestationen einer gewaltigen, alle irdische Kraft in den Schatten stellenden Macht gewesen sein. Die Vernunft gebiete, dieser Warnung zu folgen. Aber die politischen Machthaber gingen über Sinclair Steels Appell zur Vernunft überlegen lächelnd hinweg.
* * *
Zu der Stunde, in der die erschreckende A4acht der Panafrikanischen Union paradierte, saßen in Kurulu in einem schneeweißen Hause von hart sachlicher Architektur ein alter hagerer Mann mit weißem Haar und scharfen Zügen, und ein einundzwanzigjähriges Mädchen von herber Schönheit in einer seltsamen Unterredung beisammen. Der Alte zählte fast 90 Jahre. Er war von Geburt Deutscher, obwohl er seit jener Zeit, da ihn sein Schicksal nach Afrika geführt hatte, sich des Namens Menussi bediente, Er war einer jener Atomphysiker, die, besessen von ihrem Forschungsdrang, einen Platz gesucht hatten, der ihnen in Selbständigkeit alle Mittel für die wissenschaftliche Arbeit bot. In einer vom Forschungsfanatismus getriebenen Arbeit hatte er dem jungen Staatsgebilde, der Panafrikanischen Union, unschätzbare Dienste geleistet. Nie aber war er aus der Sphäre der Wissenschaft hinausgetreten, bis ins hohe Alter hinein war dem von seiner Wissenschaft völlig absorbierten Gelehrten die Politik so gut wie gleichgültig gewesen.
Sein Sohn und Mitarbeiter war Opfer der Forschungen des Vaters geworden, ohne sich – selber in der Wissenschaft aufgehend – als Opfer zu empfinden.
Das herbschöne dunkelhaarige Mädchen war die Enkelin Menussis, seine einzige noch lebende Verwandte und zugleich seine Assistentin.
Die beiden hatten eine seltsame Konversation. Seit 40 Jahren lebte und arbeitete Menussi in Kurulu. Er wußte, daß selbst in diesem seinem Haus die Wände geheimnisvolle Ohren hatten, daß hier nicht ein Wort gesprochen werden konnte, das nicht nach außen drang.
So sprachen er und Gulma Menussi eine tonlose Sprache. Beider Hände waren in steter Bewegung, berührten sich an den Fingern und am Körper, rasch und sicher. Sie verständigten sich so mühelos, als wenn sie miteinander laut gesprochen hätten.
Das war, in normale Sprechweise umgesetzt, der Inhalt ihrer Unterredung:
„Der Tod steht auf meiner Schwelle, Gulma, nur kurze Zeit noch ist mir vergönnt. Mein Leben war lang, aber jetzt, da ich dicht vor dem Ende meines Weges stehe, fürchte ich, daß es kein gutes Leben war.“
Sie unterbrach ihn:
„Dein Leben kein gutes?“
„Ja, Gulma, ich glaube, daß er kein gutes Leben war, aber er mußte wohl so sein. Je mehr ich den Hintergründen und dem Hintergründigen zustrebte, um so mehr lernte ich,
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