Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Schrei aus, in den sich Wut und Schmerz mischten, dann stürzte er die Treppe hinunter und blieb verdreht, mit dem Gesicht nach oben, auf den untersten drei Stufen liegen. In den Händen hielt er immer noch die tödliche Maschinenpistole.
    Jetzt. Jason rannte auf die Treppe zu, raste hinunter, hielt das Geländer, versuchte, mit letzter Kraft das Gleichgewicht zu halten. Er durfte keinen Augenblick vergeuden; jeder konnte sein letzter sein. Wenn er das erste Stockwerk erreichen würde, dann jetzt; unmittelbar nach dem Tod des Soldaten. Und als er über die Leiche sprang, wußte Bourne, daß es ein Soldat war, nicht Carlos. Der Mann war hochgewachsen, und seine Haut war weiß, sehr weiß, seine Züge waren nordisch, oder jedenfalls nordeuropäisch, keineswegs südländisch.
    Jason rannte in den Korridor des ersten Stockes, suchte die Schatten, preßte sich gegen die Wand. Jetzt blieb er stehen, lauschte. In der Ferne war ein scharfes Scharren zu hören, jetzt auch eines von unten. Er wußte, der Mörder bewegte sich im Erdgeschoß. Und das Geräusch war nicht absichtlich gewesen; es war nicht laut und auch nicht lang genug gewesen, um auf eine Falle zu deuten. Carlos war verletzt - eine zerschlagene Kniescheibe oder ein gebrochenes Handgelenk würden seine Orientierung genügend behindern, um ihn mit einem Möbelstück kollidieren oder mit einer Waffe in der Hand gegen eine Wand stoßen zu lassen und dabei das Gleichgewicht zu verlieren, wie Bourne das seine verlor. Das war es, was er wissen mußte.
    Jason duckte sich und kroch zur Treppe zurück, zu der Leiche, die über den drei untersten Stufen lag. Er mußte einen Augenblick innehalten; er spürte, wie die Kräfte ihn verließen, er hatte zu viel Blut verloren. Er versuchte, das Fleisch an seinem Hals zusammenzuquetschen und seine Brustwunde zu pressen - alles, um nur die Blutung zu stillen. Aber das war sinnlos; um am Leben zu bleiben, mußte er aus der Villa heraus, den Ort verlassen, an dem Cain zur Welt gekommen war. Jetzt ging sein Atem wieder etwas regelmäßiger, und er griff nach der Maschinenpistole und nahm sie dem Toten weg. Er war bereit zu sterben und bereit, Carlos in die Falle zu locken ... Carlos zu töten! Er konnte das Haus nicht verlassen; das wußte er; die Zeit stand nicht auf seiner Seite. Bis dahin würde er zu viel Blut verloren haben. Das Ende war der Anfang: Cain war für Carlos und Delta war für Cain. Nur eine quälende Frage blieb: wer war Delta? Es hatte nichts zu besagen. Das lag jetzt hiner ihm; bald würde Dunkelheit um ihn sein. Nicht gewalttätige, sondern friedliche Dunkelheit ... Freiheit von jener Frage.
    Und mit seinem Tode würde Marie frei sein, seine Liebe würde frei sein. Anständige Männer würden dafür sorgen, wie Villiers, dessen einziger Sohn auf der Rue du Bac getötet worden war und dessen Leben von der Hure eines Verbrechers zerstört worden war.
    Im Laufe der nächsten paar Minuten, dachte Jason und prüfte lautlos den Ladestreifen in der Automatikwaffe, würde er das Versprechen erfüllen, das er jenem Mann gegeben hatte, die Übereinkunft erfüllen, die er mit Männern getroffen hatte, die er nicht kannte. Indem er beides tat, lieferte er den Beweis. Jason Bourne war einmal an diesem Tag gestorben; er würde erneut sterben, aber er würde Carlos mitnehmen. Er war bereit.
    Er ging in die Knie und kroch auf den Ellbogen zur Treppe zu. Er konnte das Blut unter sich riechen. Die Zeit verrann. Er erreichte die oberste Stufe, zog die Beine an, griff in die Tasche und holte eine der Straßenfackeln heraus, die er in dem Laden an der Lexington Avenue gekauft hatte. Jetzt wußte er, was ihn gedrängt hatte, sie zu kaufen. Er war wieder in Tam Quan, an das er sich nicht erinnerte, das er vergessen hatte. Die Fackeln hatten es ihm ins Gedächtnis gerufen; sie würden jetzt wieder einen Dschungel beleuchten.
    Er wickelte den wachsgetränkten Zünder aus der kleinen, runden Vertiefung an der Fackelspitze, führte ihn zum Mund und biß den Docht auf einen knappen Zoll ab. Er griff in die andere Tasche und holte ein Plastikfeuerzeug heraus, drückte es gegen die Fackel und packte beides mit der linken Hand. Dann preßte er die Schulterstütze der Waffe gegen die rechte Schulter und schob den gebogenen Metallstreifen in das Tuch seiner blutdurchtränkten Militärjacke; hier war er sicher. Er streckte die Beine aus und schob sich wie eine Schlange die letzte Treppe hinunter, den Kopf unten, die Füße oben, so daß sein

Weitere Kostenlose Bücher