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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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seinem Stuhl hing; seine Augen brannten, sein verwüstetes Gesicht war verzerrt. Die Hand schnellte hervor und hielt einen kurzläufigen Revolver, und ehe Bourne die eigene Waffe ziehen konnte, feuerte Chernak. Die Schüsse kamen schnell hintereinander. Ein stechender Schmerz durchzuckte seine linke Schulter, dann seinen Kopf. Er warf sich zu Boden, rollte über den Teppich und stieß eine schwere Stehlampe um, so daß sie auf den Krüppel fiel. Dann machte er einen Satz nach vorne und schmetterte die rechte Schulter gegen Chernaks Rücken. Der beinlose Mann wurde aus dem Stuhl geschleudert. Im selben Moment griff Jason in die Tasche, um den Revolver herauszuholen.
    »Die werden für Ihre Leiche zahlen!« schrie der Krüppel, während er sich auf dem Boden wand und versuchte, seine Waffe auf Bourne zu richten. »Sie bringen mich nicht in den Sarg! Sie nicht! Carlos wird bezahlen! Bei Gott, er wird bezahlen!«
    Jason sprang nach links und feuerte. Chernaks Kopf zuckte nach hinten, Blut schoß aus seinem Hals. Er war tot!
    Da drang ein langgezogener Schrei aus dem Schlafzimmer. Der schrille Ton verriet Angst und Ekel. Der Schrei der Frau - seine Geisel! Er konnte nicht klar sehen. Seine Schläfen pochten.
    Er weigerte sich, den Schmerz wahrzunehmen und eilte hinaus in den kleinen Korridor. Die Tür zum Badezimmer stand offen. Als er den Spiegelschrank sah, rannte er hinein und riß die Spiegeltür mit solcher Gewalt auf, daß sie aus den Scharnieren sprang, auf den Boden krachte und zersplitterte. In den Regalen lagen Mullbinden und Heftpflaster. Er raffte alles zusammen. Da fielen Schüsse; Schüsse bedeuteten Alarm. Er mußte hier weg, seine Geisel nehmen und verschwinden! Das Schlafzimmer - wo war es?
    Er folgte dem Schrei, erreichte die Tür und trat sie auf. Die Frau - wie, zum Teufel, hieß sie? - drückte sich gegen die Wand, Tränen strömten ihr über das Gesicht. Ihr Mund stand offen. Er rannte hinein, packte sie am Handgelenk und zerrte sie heraus.
    »Mein Gott, Sie haben ihn getötet!« schrie sie. »Einen alten Mann ohne ...«
    »Mund halten!« Er zog sie zur Korridortür, öffnete diese und schob die Frau in den Treppenflur hinaus. Er konnte verschwommene Gestalten am Geländer stehen sehen. Sie begannen zu rennen, er hörte, wie Türen zugeknallt wurden, wie Leute schrien. Er nahm den Arm der Frau mit der linken Hand; der Schmerz schoß ihm in die Schulter. Er stieß sie zur Treppe und zwang sie, mit ihm hinunterzugehen. Dabei stützte er sich auf sie, und die ganze Zeit hielt er mit der rechten Hand die Waffe.
    Sie erreichten den Hauseingang. Dort ließ er sie kurz los, spähte auf die Straße hinaus, lauschte nach Polizeisirenen. »Kommen Sie!« sagte er und drängte sie auf die Straße. Als er in die Tasche griff, um die Autoschlüssel hervorzuholen, zuckte er zusammen. »Steigen Sie ein!«
    Im Wagen rollte er die Mullbinde aus und drückte sie sich gegen den Kopf, um die Blutung zu stillen. Es handelte sich nur um einen Streifschuß; die Tatsache, daß sein Kopf getroffen war, hatte ihn in Panik versetzt, aber die Kugel war nicht in den Schädel eingedrungen. Die Agonie von Port Noir würde ihn nicht wieder befallen.
    »Verdammt, lassen Sie den Wagen an! Weg hier!«
    »Wohin?« Die Frau schrie nicht, sie war ganz ruhig, erstaunlich ruhig. Sie sah ihn an ... Sah sie ihn wirklich an?
    Er fühlte sich benommen, spürte, wie sein Blick sich verschleierte. »Brauerstraße ...« Er hörte das Wort, als er es aussprach, war aber nicht sicher, daß das seine Stimme war. Aber er konnte sich die Tür ausmalen. Verblaßte, dunkelrote Farbe ... zersprungenes Glas ... verrostetes Eisen. »Brauerstraße«, wiederholte er.
    Was stimmte nicht? Warum konnte er den Motor nicht hören? Warum stand der Wagen und bewegte sich nicht. Hörte sie ihn vielleicht nicht?
    Seine Augen waren geschlossen; er schlug sie auf. Die Pistole! Sie lag auf seinem Schoß, er hatte sie hingelegt, um den Verband gegen seine Kopfwunde zu pressen. Sie schlug danach! Die Waffe fiel zu Boden. Als er sich bückte, stieß sie seinen Kopf gegen die Windschutzscheibe. Ihre Tür öffnete sich, sie sprang auf die Straße hinaus und begann zu rennen. Sie lief weg! Seine Geisel, seine Garantie für eine erfolgreiche Flucht aus Zürich hastete die Löwenstraße hinauf.
    Er konnte nicht im Auto bleiben. Der Wagen war eine stählerne Falle. Er steckte die Waffe mit der Rolle Heftpflaster in die Tasche und hielt die Binde mit der linken Hand umklammert,

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