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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Fahrer.
    Bourne prüfte den Verband an seiner Schulter und kniff die Augen zusammen, um sich an das schwache Licht in dem verwahrlosten Raum zu gewöhnen. Mit seiner Vorstellung von der Brauerstraße hatte er recht gehabt, in allen Einzelheiten. Die Tür mit der verblaßten roten Farbe gab es tatsächlich. Auch das Bild von den zersprungenen Fensterscheiben und dem verrosteten Geländer war zutreffend gewesen. Man hatte ihm keine Fragen gestellt, als er das Zimmer mietete, und dies trotz der Tatsache, daß er offensichtlich verletzt war. Aber als Bourne den Pensionsinhaber bezahlt hatte, hatte der gemeint: »Für eine etwas größere Summe ließe sich ein Arzt finden, der den Mund hält.«
    »Ich sage Ihnen Bescheid«, hatte Jason zurückhaltend geantwortet.
    Die Wunde war nicht besonders schlimm; der Verband würde halten, bis er einen Arzt fand, der etwas verläßlicher war als einer, der in der Brauerstraße praktizierte.
    Führt eine Streßsituation zu Verletzungen, sollten Sie sich bewußt sein, daß der Schaden ebenso psychischer wie physischer Natur sein kann. Gehen Sie keine Risiken ein, aber wenn Zeit ist, geben Sie sich die Chance, sich den Umständen anzupassen. Geraten Sie nicht in Panik ...
    Er war in Panik geraten. Obwohl die Verletzungen an seiner Schulter und seiner Schläfe Schmerzen bereiteten, war keine ernsthaft genug, um ihn völlig außer Gefecht zu setzen. Er konnte sich nur nicht so schnell bewegen, wie er sich das vielleicht wünschte.
    Wenn er ausgeruht war, würde es noch besser gehen. Er hatte jetzt niemanden mehr, der ihn aus Zürich herausbringen würde; jetzt mußte er lange vor Tagesanbruch aufstehen und einen anderen Weg finden. Der Hauswirt im Erdgeschoß tat für Geld alles.
    Er ließ sich auf das durchgelegene Bett sinken und starrte die nackte Glühbirne an der Decke an. Er versuchte, die Worte nicht zu hören, die in seinem Kopf hämmerten. Aber sie waren stärker, füllten seine Ohren wie das Dröhnen einer Kesselpauke.
    Ein Mann ist getötet worden ...
    Aber Sie haben den Auftrag angenommen ...
    Er drehte sich zur Wand, schloß die Augen, verdrängte die Worte. Dann kamen andere. Als er sich aufsetzte, war er schweißgebadet.
    Die zahlen für Ihre Leiche! ... Carlos wird bezahlen! Bei Gott, er wird bezahlen.
    Carlos!
    Eine große Limousine rollte vor das Coupé und parkte am Bürgersteig. Vor dem Haus Löwenstraße 37 waren die Streifenwagen vor einer Viertelstunde eingetroffen; zehn Minuten später war die Ambulanz vorgefahren. Menschen aus den umliegenden Wohnungen und vorbeikommende Passanten drängten sich auf dem Bürgersteig, aber die Aufregung hatte sich inzwischen etwas gelegt. Ein Mann war ermordet worden, nachts, in einer Wohnung der Löwenstraße. Sie hatten Angst; denn das Verbrechen, das sich in ihrer Nachbarschaft ereignet hatte, konnte ebensogut ihnen widerfahren.
    »Unser Vorgesetzter ist jetzt da, Miss. Dürfen wir Sie bitte zu ihm bringen?« Der Begleiter stieg aus dem Wagen und hielt Marie St. Jacques die Türe auf.
    »Natürlich.« Sie trat hinaus und spürte die Hand des Mannes auf ihrem Arm; sie war viel weicher als der harte Griff des Tieres, das ihr einen Pistolenlauf gegen die Wange gehalten hatte. Sie schauderte bei der Erinnerung.
    Sie näherten sich der Limousine von hinten, und sie stieg ein. Als sie sich im Sitz zurücklehnte, blickte sie den Mann an, der neben ihr saß. Sie stöhnte, war plötzlich wie gelähmt, konnte nicht atmen. Der Mann neben ihr erweckte Erinnerungen an Schreckliches.
    Das Licht der Straßenlampen spiegelte sich im dünnen Goldrand seiner Brille.
    »Sie ... Sie waren in dem Hotel! Sie waren einer von ihnen!«
    Der Mann nickte müde; seine Erschöpfung war offensichtlich. »Richtig. Wir gehören zu einer Sonderabteilung der Züricher Polizei. Und ehe wir weitersprechen, muß ich Ihnen erklären, daß Sie während der Ereignisse im >Carillon du Lac< zu keiner Zeit in Gefahr waren, von uns verletzt zu werden. Wir sind ausgebildete Scharfschützen; es ist kein Schuß abgefeuert worden, der Sie hätte treffen können. Einige Male haben wir nicht geschossen, weil Sie zu nahe bei dem Mann waren, auf den wir zielten.«
    Ihr Schock schwächte sich ab. Die Ruhe, die von dem Mann ausging, griff auf sie über. »Vielen Dank dafür.«
    »Das ist eine Fertigkeit, die wir besitzen«, sagte der Beamte. »Wie man mir berichtet hat, haben Sie ihn zuletzt auf dem Vordersitz des Coupés hinter uns gesehen.«
    »Ja. Er war verwundet.«
    »Wie

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