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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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stachen in den nächtlichen Himmel; die Scheinwerfer, die sie beleuchteten, erzeugten gespenstische Schatten. Jason starrte den alten Bau an; ebenso wie so vieles andere erkannte er ihn wieder. Er hatte ihn schon früher gesehen, und doch sah er ihn jetzt das erste Mal.
    Ich kenne nur Chernak ... Der Umschlag ist über ihn zu mir gekommen ... Löwenstraße. Nummer 37. Das wissen Sie ebensogut wie ich.
    Sie fuhren über die Brücke, die Frau versuchte, sich auf den richtigen Weg zu konzentrieren. Es herrschte noch lebhafter Verkehr. Die roten und grünen Ampelsignale verwirrten Bourne. Er versuchte, sich auf nichts und auf alles zu konzentrieren. Immer deutlicher zeichneten sich die Umrisse der Wahrheit ab. Was er nach und nach erfuhr, verblüffte ihn jedesmal mehr.
    »Halt! Die Dame da! Sie fahren ohne Licht, und Sie haben links geblinkt. Das ist eine Einbahnstraße.«
    Jason blickte auf, sein Magen verkrampfte sich. Ein Streifenwagen stand neben ihnen, und ein Polizist rief durch das heruntergelassene Fenster. Alles war plötzlich klar ... erschreckend klar. Die Frau hatte das Polizeiauto im Rückspiegel gesehen und daraufhin die Scheinwerfer ausgeschaltet und den Richtungsweiser nach links betätigt, und das an einer Kreuzung, an der Richtungspfeile deutlich anzeigten, daß nur Geradeausfahren und Rechtsabbiegen zulässig waren. Ganz klar: Die Frau wollte auf sich aufmerksam machen und womöglich mit dem Streifenwagen einen Zusammenstoß inszenieren.
    Bourne schaltete die Scheinwerfer ein und schob mit einer Hand den Hebel des Richtungsanzeigers zurück. Mit der anderen packte er ihren Arm, genau an der Stelle, wo er sie schon einmal höchst unsanft berührt hatte.
    »Ich bringe Sie um, Doktor!« sagte er leise und rief dann durch das Fenster dem Polizeibeamten zu: »Entschuldigen Sie, wir sind ein wenig durcheinander. Touristen!«
    Der Polizeibeamte war höchstens einen halben Meter von Marie St. Jacques entfernt. Seine Augen musterten sie, ihre stumme Reaktion schien ihn zu verwirren.
    Die Ampel wechselte auf Grün. »Fahren Sie langsam weiter. Keine Dummheiten«, sagte Jason. Er winkte dem Polizeibeamten durch das Fenster zu. »Tut mir leid!« schrie er. Der Polizist zuckte die Achseln und wandte sich einem Kollegen zu, um das unterbrochene Gespräch fortzusetzen.
    »Ich war durcheinander«, sagte die Frau, und ihre weiche Stimme zitterte. »Hier ist so viel Verkehr ... O Gott, Sie haben mir den Arm gebrochen! ... Sie Bastard!«
    Bourne ließ sie los. Ihr Ärger beunruhigte ihn; ihre Angst war ihm lieber gewesen. »Sie erwarten doch nicht etwa, daß ich das glaube, oder?«
    »Das mit meinem Arm?«
    »Daß Sie durcheinander waren.«
    »Sie sagten, wir würden bald nach links abbiegen; das war alles, woran ich dachte.«
    »Passen Sie das nächste Mal auf den Verkehr auf.« Er rutschte von ihr weg, wandte aber den Blick nicht von ihrem Gesicht.
    »Sie sind ein Tier«, flüsterte sie und schloß dabei für einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, waren sie voller Angst.
    Sie erreichten die Löwenstraße, eine Hauptverkehrsstraße, die sehr gut ausgeleuchtet war. Ein Geschäftshaus reihte sich an das andere. Fast nicht vorstellbar, daß hier auch noch Menschen wohnen sollten. Jason verfolgte die Hausnummern und versuchte, Bilder aus seiner Vergangenheit zurückzuholen. Er mußte ja schon einmal hier gewesen sein. Der Dicke in den >Drei Alpenhäusern< hatte es deutlich zu erkennen gegeben. Doch so sehr er sich auch das Gehirn zermarterte, keine Einzelheit kam zurück. Wie sah Chernak aus? In welcher Beziehung hatten sie beide zueinander gestanden?
    Da tauchte vor seinem geistigen Auge eine andere Häuserzeile auf. Verschmutzte, verkommen wirkende Gebäude. Gebrochene Treppenstufen, verrostete Geländer, zerschlissene Vorhänge hinter ungeputzten Fenstern. »Brauerstraße«, sagte er zu sich selbst und konzentrierte sich sofort auf das Bild, das seine Erinnerung ihm zeigte. Er konnte eine Tür sehen, deren Farbe ein verblaßtes Rot war, so dunkel wie das rote Seidenkleid, das die Frau neben ihm trug. »Eine Pension in der Brauerstraße.«
    »Was?« Marie St. Jacques war erschrocken. Seine Worte hatten sie beunruhigt; sie hatte sie offenbar auf sich bezogen und hatte Angst.
    »Nichts.« Er löste seinen Blick von ihrem Kleid und sah zum Fenster hinaus. »Da ist Nummer siebenunddreißig«, sagte er und wies auf ein ganz in der Nähe stehendes Haus. »Halten Sie an.«
    Er stieg als erster aus und befahl ihr,

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