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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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auf den Sitz neben mir fallen.«
    Jason ließ die Waffe los. Sie fiel direkt auf die des Killers.
    Der Fahrer nahm den Fuß vom Gaspedal und trat auf die Bremse. Erst drückte er sie ganz langsam nieder und dann mehrere Male ruckartig, so daß der schwere Wagen vor und zurück schwankte. Bourne begriff, was sein Rivale vorhatte.
    Die Tachometernadel senkte sich nach links: dreißig Stundenkilometer, achtzehn, neun. Sie waren fast zum Stillstand gekommen; das war der Augenblick, auf den er gelauert hatte.
    Jason packte den Mann am Hals, hob die blutige linke Hand und verschmierte ihm die Augen. Er ließ die Kehle des Killers los, und seine rechte Hand griff blitzschnell nach den Waffen, die auf dem Sitz lagen. Bourne bekam einen Kolben zu fassen, stieß die Hand des Killers weg; der Mann schrie, er konnte nichts sehen, die Waffe nicht erreichen. Jason warf sich über den Mann, drückte ihn gegen die Tür und faßte das Lenkrad mit seiner blutigen Rechten. Dann blickte er durch die Windschutzscheibe und riß das Steuer nach rechts, um den Wagen in einen Haufen Abfall auf dem Pflaster rollen zu lassen.
    Der Kerl unter ihm bäumte sich auf. Bourne hielt die Pistole in der Hand, seine Finger suchten den Abzug. Sekunden später drückte er ab.
    Der Mann, der ihn hatte töten wollen, wurde plötzlich schlaff; er hatte ein dunkelrotes Loch in der Stirn.
    Auf der Straße kamen Menschen angerannt. Jason zog die Leiche über, den Sitz, kletterte nach vorne und setzte sich hinter das Steuer. Er legte den Rückwärtsgang ein, worauf sich der Wagen aus dem Abfallhaufen löste und wieder auf die Straße rollte. Bereits im Wegfahren kurbelte er sein Fenster herunter und rief den Passanten zu, die sich näherten: »Tut mir leid! Alles in Ordnung! Nur ein wenig zu viel getrunken.« Bourne atmete tief durch und versuchte, das Zittern unter Kontrolle zu bringen, das seinen ganzen Körper erfaßt hatte. Wenigstens wußte er ungefähr, wo er war - eine alte Erinnerung -, und was noch wichtiger war, er hatte ein ziemlich genaues Bild davon, wo sich am Mythen-Quai das Strandbad befand.
    Schnell! Mythen-Quai!
    Marie St. Jacques sollte in dem zu dieser Zeit verlassenen Strandbad getötet und ihre Leiche anschließend in den See geworfen werden. Niemand würde etwas bemerken. Es gäbe keine Zeugen. Der kleine, breitschultrige Mann brauchte mit Marie St. Jacques nur in eine der vielen Kabinen zu gehen. Wer könnte dann die Hinrichtung beobachten? Vielleicht hatte er seine Pistole inzwischen schon abgefeuert oder ein Messer ins Opfer gebohrt. Was auch geschehen war, Jason wollte es unbedingt herausfinden. Wer auch immer er sein mochte, er konnte von hier nicht einfach verschwinden, ohne zu wissen, was mit der Frau geschah. Aber erst einmal mußte er die zwei Toten im Wagen loswerden. An der nächsten Kreuzung bog er in eine dunkle menschenleere Gasse.
    Er hatte weniger als zwei Minuten gebraucht, um die Leichen aus dem Auto zu zerren. Er sah sie noch einmal an, als er um die Motorhaube herum zur Tür hinkte. Fast obszön wirkte es, wie die beiden eng aneinander geschmiegt an einer schmutzigen Steinmauer lehnten.

9.
    Er erreichte eine Kreuzung, die Verkehrsampel stand auf Rot. Im Osten konnte er Lichter sehen, die in sanftem Bogen zum Nachthimmel anstiegen - eine Brücke. Die Limmat! Die Ampel schaltete auf Grün, und er fuhr kreischend an.
    Er war wieder am Bürkli-Platz; der General-Guisan-Quai schloß sich unmittelbar an. Die breite ausgebaute Straße zog sich am Ufer entlang. Bourne kam gut voran. Die Züricher schliefen noch; es waren kaum Autos auf der Straße. Schnell erreichte er den Mythen-Quai - und dann sah er bald auch im Dunkel das große Strandbad liegen. So bevölkert und überfüllt es an sonnigen, warmen Sommertagen war - jetzt wirkte es in seiner Verlassenheit fast trostlos. Oder gefährlich? Vorsichtig fuhr Bourne an dem Gelände vorbei, die Taschenlampe, die er dem Mann mit der goldgeränderten Brille weggenommen hatte, in der linken Hand und damit die Seitenränder ableuchtend. Zu seiner Rechten erblickte er Tennisplätze.
    Doch er konnte nichts Verdächtiges bemerken. Aber er hatte es bestimmt gehört: Nimm sie in dem Wagen mit. Zum Strandbad. Kurz nach der Tennisanlage wendete Bourne und fuhr noch langsamer zurück, jeden Zentimeter links und rechts in den starken Strahl der Taschenlampe tauchend. Da - in einem links abgehenden kleinen Seitenweg sah er die Chromteile eines geparkten Wagens aufleuchten. Dieses Modell hätte

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