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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sollte sein.
    Die Frau kroch aus dem Wagen. Sie starrte Jason an, und in ihrem Blick mischten sich Unglauben, Furcht und Verwirrung.
    »Gehen Sie«, flüsterte er und hoffte, daß sie ihn verstehen konnte. »Dort hinten ist ein Wagen, die Schlüssel stecken. Verschwinden Sie hier. Vielleicht holt er andere, ich weiß nicht.«
    »Sie sind meinetwegen gekommen«, sagte sie.
    »Hauen Sie ab! Nehmen Sie das Auto, Doktor. Wenn jemand versucht, Sie aufzuhalten, überfahren Sie ihn. Sie müssen zur Polizei ... zu der echten, wo man Uniformen trägt. Sie Närrin.« Seine Kehle brannte, sein Magen war eisig kalt. Feuer und Eis - das war nicht das erste Mal, daß er sie gleichzeitig fühlte. Wo war es nur gewesen?
    »Meinetwegen sind Sie zurückgekommen und haben ... mir das Leben gerettet«, fuhr sie mit der gleichen hohlen Stimme fort, und die Worte, die sie sprach, schwebten in der Luft.
    »Sie irren sich.« Ein Reflex, ein Instinkt aus vergessenen Erinnerungen hat mich gesteuert. Sie sehen, ich weiß die Worte ... mir ist inzwischen alles egal. Diese Schmerzen, o mein Gott, diese verdammten Schmerzen!
    »Sie waren frei. Sie hätten Ihre Flucht fortsetzen können, aber Sie sind umgekehrt - meinetwegen.«
    Er hörte ihre Stimme durch Nebelschwaden des Schmerzes. Sie kniete neben ihm, berührte sein Gesicht, seinen Kopf. Hören Sie auf! Fassen Sie meinen Kopf nicht an! Lassen Sie mich alleine.
    »Warum haben Sie das getan?« Das war ihre Stimme. Sie stellte ihm eine Frage. Begriff sie nicht? Er konnte ihr nicht antworten.
    Was machte sie? Sie hatte ein Stück Stoff abgerissen und schlang es um seinen Hals ... und jetzt noch eines, diesmal größer, ein Stück von ihrem Kleid. Sie hatte seinen Gürtel gelockert und schob das weiche Tuch auf die glühend heiße Haut an seiner rechten Hüfte.
    »Das waren nicht Sie.« Er fand wieder Worte und gebrauchte sie schnell. Er wollte den Frieden der Dunkelheit - so wie er ihn schon einmal gewollt hatte, aber er konnte sich nicht erinnern, wann.
    »Dieser Mann ... er hatte mich gesehen. Er konnte mich identifizieren. Ihn wollte ich. Und jetzt verschwinden Sie!«
    »Das hätten ein halbes Dutzend andere auch gekonnt«, erwiderte sie, und ihre Stimme klang verändert. »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Glauben Sie mir!«
    Sie stand jetzt über ihm. Dann war sie plötzlich nicht mehr da. Sie war verschwunden. Sie hatte ihn verlassen. Der Friede würde nun schnell kommen; die dunklen, tosenden Wellen würden ihn verschlingen und den Schmerz wegspülen, und ihn schließlich alles vergessen lassen.
    Motorengeräusch durchdrang die Stille. Er wollte den Lärm nicht hören, denn er störte seine sehnsüchtigen Phantasien. Dann legte sich eine Hand auf seinen Arm. Dann noch eine. Jemand zog ihn sachte in die Höhe.
    »Kommen Sie«, sagte die Stimme, »helfen Sie mir.«
    »Lassen Sie mich los!« schrie er. Das war ein Befehl; aber man gehorchte ihm nicht. Das ärgerte ihn. Schließlich waren Befehle dazu da, daß man sie befolgte. Aber nicht immer; irgend etwas sagte ihm das. Da war wieder der Wind, ein Wind an einem anderen Ort, hoch am Nachthimmel. Ein Signal ertönte, ein Licht flammte auf, und er schreckte zusammen.
    »Schon gut. Alles in Ordnung«, sagte die Stimme, die nicht auf seine Befehle hören wollte. »Heben Sie den Fuß. Heben Sie ihn ...! So ist es gut. Jetzt haben Sie's geschafft. Und jetzt in den Wagen. Lehnen Sie sich zurück ... ganz langsam. Fein so.«
    Er fiel ... fiel in einen pechschwarzen Himmel. Und als der Fall aufhörte, herrschte völlige Stille; er konnte seinen eigenen Atem hören. Und Schritte. Und das Geräusch einer sich schließenden Tür, gefolgt von einem rollenden, mahlenden Geräusch unter ihm, vor ihm, irgendwo.
    Als plötzlich ein Lufthauch sein brennendes Gesicht kühlte, verlor er das Gleichgewicht und stürzte wieder, wurde erneut aufgefangen, von einem Körper, der sich gegen ihn stemmte.
    Ferne Stimmen drangen an sein Ohr. Langsam zeichneten sich Umrisse ab, das Licht einer Tischlampe erhellte sie. Er befand sich in einem großen Raum und lag zugedeckt auf einem schmalen Bett. In dem Zimmer waren zwei Leute: ein Mann in einem Mantel und eine Frau ... Sie trug eine weiße Bluse und einen dunkelroten Rock. Rot war auch ihr Haar ...
    Marie St. Jacques! Sie stand an der Tür und sprach mit einem Mann, der in der linken Hand eine lederne Tasche hielt. Sie sprachen französisch miteinander.
    »In erster Linie braucht er Ruhe«, sagte der Mann. »Falls Sie mich

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