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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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anderen schäbigen Fahrzeugen, und er konnte auch deutlich den mit dem Kofferraumdeckel verschraubten Antennensockel erkennen. Er trat an die Fahrerseite und fuhr mit der Hand unter den Kotflügel - da war keine Alarmanlage.
    Er schloß die Tür auf, bereit, jeden Augenblick davonzurennen. Vielleicht war die Alarmanlage unter der Motorhaube installiert; aber das war nicht der Fall. Er stieg ein, setzte sich hinter das Steuer und rückte sich den Sitz zurecht, bis er so bequem wie möglich saß. Zum Glück war das Auto mit automatischem Getriebe ausgestattet. Die große Waffe, die in seinem Gürtel steckte, behinderte ihn. Er legte sie neben sich auf den Sitz und steckte den Schlüssel, mit dem er die Tür geöffnet hatte, ins Zündschloß. Er paßte nicht, ebensowenig der zweite. Schließlich probierte er den dritten Schlüssel aus. Aber der ließ sich gar nicht erst ins Schloß schieben. Noch einmal versuchte er es mit dem zweiten. Wieder vergeblich. Keiner der Schlüssel wollte passen. Oder waren die Befehle, die von seinem Gehirn zu den Fingern wanderten, unklar? Er wurde nervös. Verdammt noch mal! Er mußte es noch einmal versuchen.
    Links von ihm flammte ein kräftiger Scheinwerfer auf, leuchtete ihm in die Augen und blendete ihn. Er griff nach der Waffe, aber jetzt schoß ein zweites Lichtbündel von rechts herüber. Die Tür wurde aufgerissen, und eine schwere Taschenlampe krachte auf seine Hand herunter, während eine zweite die Waffe vom Sitz an sich nahm.
    »Aussteigen!« Jemand preßte ihm den Lauf einer Waffe gegen seinen Hals.
    Er stieg aus, und in seinen Augen flimmerten tausend weiße Punkte. Als er langsam wieder sehen konnte, erkannte er als erstes die Umrisse von zwei Kreisen - goldenen Kreisen. Es war die Brille des Killers, der ihn schon die ganze Nacht jagte.
    Der Mann sagte: »Die Physik lehrt, daß jede Aktion eine gleiche und eine entgegengerichtete Reaktion zur Folge hat. Das Verhalten gewisser Männer unter gewissen Umständen ist in ähnlicher Weise vorhersagbar. Für einen Typen wie Sie baut man so etwas wie Spießruten auf, und jeder unserer Leute bekommt eingeprägt, was er im Falle eines Versagens zu sagen hat. Arbeitet er erfolgreich, hat es Sie erwischt. Und sollte er scheitern, werden Sie in die Irre geführt und wiegen sich in einem falschen Gefühl von Sicherheit.«
    »Das ist ein sehr hohes Risiko für Ihre Leute«, sagte Jason.
    »Sie werden gut bezahlt. Und dann ist da noch etwas: Der rätselhafte Bourne tötet nicht willkürlich. Nicht aus Mitgefühl natürlich, sondern aus einem ganz praktischen Grunde. Menschen merken es sich, wenn man sie verschont, so infiltriert er die Armeen seiner Feinde. Das erinnert an subtile Guerillataktiken, die auf einem unübersichtlichen Schlachtfeld eingesetzt werden. Ich muß Sie bewundern.«
    »Sie sind ein Arschloch!« Etwas anderes konnte Jason dazu nicht sagen. »Aber Ihre beiden Männer leben, wenn es das ist, was Sie wissen wollen.«
    Eine weitere Gestalt tauchte auf. Sie wurde von einem kleinen, breit gebauten Mann aus den Schatten des Gebäudes geführt. Es war Marie St. Jacques.
    »Das ist er«, sagte sie leise, ohne den Blick von ihm zu wenden.
    »O mein Gott!« Bourne schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Wie haben Sie das fertiggebracht, Doktor?« fragte er sie und hob dabei die Stimme. »Hat jemand mein Zimmer im >Carillon< beobachtet? Oder war der Lift präpariert, die anderen abgeschaltet? Sie erstaunen mich. Und ich dachte, Sie wollten mit einem Polizeiwagen kollidieren.«
    »Das war gar nicht nötig«, erwiderte sie. »Das hier ist die Polizei.«
    Jason sah den Killer an, der vor ihm stand; der Mann schob sich die goldgeränderte Brille zurecht. »Ich bewundere Sie«, sagte er.
    »Zu Ihrer Festnahme hat nicht viel Talent gehört«, antwortete der Killer. »Die Bedingungen waren ideal - und Sie haben sie geliefert.«
    »Was geschieht jetzt? Der Mann drinnen hat gesagt, man würde mich an einen anderen Ort bringen, nicht töten.«
    »Sie vergessen etwas. Er hatte Auftrag, genau das zu sagen.« Der Schweizer hielt inne. »So sehen Sie also. Viele von uns haben sich darüber in den letzten zwei, drei Jahren den Kopf zerbrochen. All die Spekulationen! Und so viele Widersprüche! Er ist sehr groß, wissen Sie; nein, eher von mittlerer Statur. Er ist blond; nein, er hat dunkles, fast schwarzes Haar. Seine Augen sind hellblau; nein, sie sind eindeutig braun. Seine Züge sind scharf; nein, eigentlich hat er ein ganz normales Gesicht, es

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