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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Weg. Rufen Sie Ihre Freundin an und sagen Sie, sie soll Ihre restlichen Kleider einpacken und Ihre Rechnung bezahlen. Nehmen Sie sich von mir soviel Geld Sie wollen und fliegen Sie mit der nächsten Maschine zurück nach Kanada. Aus der Entfernung lügt es sich besser.«
    Sie sah ihn eine Weile schweigend an und nickte dann. »Das klingt sehr verlockend.«
    »Das ist sehr logisch.«
    Sie ließ ihren Blick nicht von ihm, und ihre Augen verrieten, wie die Spannung in ihr wuchs. Schließlich wandte sie sich ab, trat ans Fenster und schaute hinaus auf die ersten Strahlen der Morgensonne. Er beobachtete, wie sich ihr Gesicht im bleichen, rosafarbenen Schein der Morgendämmerung immer mehr versteinerte. Er kannte den tieferen Grund: Sie hatte getan, was sie geglaubt hatte, tun zu müssen, weil er sie vor Schrecklichem bewahrt hatte. Aber etwas in ihr hatte gegen diesen Entschluß rebelliert. Ihr Kopf fuhr zu ihm herum, und ihre Augen funkelten.
    »Wer sind Sie?«
    »Sie haben gehört, was die gesagt haben.«
    »Ich weiß, was ich gesehen habe, was ich spüre!«
    »Versuchen Sie nicht, Ihr Verhalten zu rechtfertigen. Sie haben es einfach getan, das ist alles. Lassen Sie es sein.«
    Lassen Sie es sein! O Gott, hätten Sie mich nur in Ruhe gelassen! Dann wäre Frieden gewesen. Aber jetzt haben Sie mir einen Teil meines Lebens zurückgegeben, und ich muß erneut kämpfen, mich wieder der Welt stellen.
    Plötzlich stand sie am Fußende des Bettes, die Waffe in der Hand. Sie richtete sie auf ihn, und ihre Stimme zitterte. »Soll ich es also ungeschehen machen? Soll ich die Polizei anrufen, damit sie kommen und Sie holen?«
    »Vor ein paar Stunden hätte ich gesagt: Nur zu, tun Sie es. Jetzt bringe ich es nicht mehr über mich.«
    »Wer sind Sie dann?«
    »Man sagt, mein Name wäre Bourne, Jason Charles Bourne.«
    »Was soll das heißen? >Man sagt    Er starrte die Pistole an, den dunklen Kreis ihrer Mündung. Ihm blieb nichts als die Wahrheit - so wie er die Wahrheit kannte.
    »Was das bedeutet?« wiederholte er. »Sie wissen fast genausoviel wie ich, Doktor.«
    »Was?«
    »Sie sollen es hören. Vielleicht fühlen Sie sich dann besser - oder schlimmer. Aber meinetwegen, ich weiß ohnehin nicht, was ich Ihnen sonst sagen sollte.«
    Sie ließ die Waffe sinken.
    »Mein Leben begann vor fünf Monaten auf einer kleinen Insel im Mittelmeer, die Ile de Port Noir heißt ... «
    Die aufgehende Sonne hatte die Höhe der Baumwipfel vor dem Haus erklommen. Ihre Strahlen wurden von den windzerzausten Ästen gefiltert, drangen durch die Fenster und besprenkelten die Wände mit unregelmäßigen Lichtflecken. Bourne lag erschöpft auf dem Kissen. Er hatte seine Erzählung beendet.
    Marie saß auf der anderen Seite des Zimmers in einem Ledersessel, Zigaretten und Pistole auf einem Tischchen zu ihrer Linken. Sie hatte sich kaum bewegt, sein Gesicht nicht aus den Augen gelassen; selbst wenn sie rauchte, behielt sie den Blick auf ihn gerichtet.
    »Zwei Sätze haben Sie auffallend häufig gesprochen«, sagte sie mit weicher Stimme und ließ dann lange Pausen zwischen den Worten: »>Ich weiß nicht< ... >Ich wollte, ich wüßte das<. Und als Sie längere Zeit etwas Imaginäres anstarrten, habe ich gefragt: Was ist denn? Was tun Sie jetzt? Und dann haben Sie es wieder gesagt: >Ich wollte, ich wüßte es.< Mein Gott, was Sie durchgemacht haben ... Was Sie jetzt noch durchmachen.«
    »Nach all dem, was ich Ihnen angetan habe, wie können Sie da überhaupt an das denken, was mir widerfahren ist?
    »Wundern Sie sich nun«, sagte sie geistesabwesend und runzelte die Stirn. Nach einer Weile fuhr sie fort: »Auf der Löwenstraße, ehe wir zu Chernaks Wohnung hinaufgingen, habe ich Sie gebeten, mich nicht zu zwingen mitzukommen. Ich war überzeugt, daß Sie mich töten würden, wenn ich noch mehr erfahre. Und da haben Sie etwas sehr Seltsames gesagt: >Was Sie gehört haben, gibt für mich ebensowenig Sinn ab wie für Sie. Vielleicht noch weniger ...< Da dachte ich, Sie wären verrückt.«
    »Was ich habe, ist auch eine Art der Verrücktheit. Eine geistig gesunde Person kann sich erinnern - ich nicht.«
    »Warum haben Sie mir nicht erzählt, daß Chernak versucht hat, Sie zu töten?«
    »Dafür war keine Zeit. Außerdem hielt ich es nicht für wichtig.«
    »Das war es in diesem Augenblick für Sie auch nicht. Für mich aber schon.«
    »Warum?«
    »Weil ich mich an der unsinnigen Hoffnung festklammerte, daß Sie nur auf jemanden schießen würden, der bereits

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