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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ohne es zu wollen, wütend auf sich selbst. »Das tu ich nicht. Das kann ich nicht.«
    »Bitte sag mir, warum«, fuhr sie ruhig fort. Sie stand jetzt direkt vor ihm.
    »Ich ... ich ... kann das nicht.«
    »Sag mir nur, warum, sonst nichts.«
    Bourne starrte sie an, dann drehte er sich um und blickte wieder zum Fenster hinaus.
    »Weil ich Angst habe. Jemand hat gelogen, und ich war dafür dankbarer, als ich dir sagen kann. Aber nimm einmal an, sonst seien da keine Lügen mehr, der Rest sei wahr. Was tue ich dann?«
    »Willst du damit ausdrücken, daß du die Wahrheit gar nicht erfahren willst?«
    »Nicht so.« Er hatte die Augen immer noch auf die Lichter in der Tiefe gerichtet. »Versuche, mich zu verstehen«, sagte er. »Ich muß bestimmte Dinge wissen, um eine Entscheidung treffen zu können ... aber vielleicht nicht alles. Ich muß zu mir selbst sagen können, daß das, was einmal war, nicht länger ist, und die Möglichkeit besteht, daß es niemals war, weil ich keine Erinnerung daran besitze. Woran ein Mensch sich nicht erinnern kann, das existiert auch nicht für ihn.« Er wandte sich ihr wieder zu. »Was ich dir klarzumachen versuche, ist, daß es so vielleicht besser ist.«
    »Du willst Hinweise, aber keinen Beweis; ist das richtig?«
    »Ich suche Pfeile, die in die eine oder die andere Richtung weisen und mir sagen, ob ich fliehen soll oder nicht.«
    »Dir sagen. Was ist mit uns?«
    »Das wird schon mit den Pfeilen kommen. Das weißt du doch.«
    »Dann laß sie uns finden«, erwiderte sie.
    »Sei vorsichtig. Vielleicht kannst du mit dem, was dort draußen uns erwartet, nicht leben. Ich meine das ernst.«
    »Ich kann mit dir leben. Das meine ich ebenso ernst.« Sie berührte sein Gesicht. »Komm jetzt, in Ontario ist es noch nicht einmal fünf Uhr nachmittags. Ich werde Peter noch in seinem Büro erreichen. Er soll gleich mit der Treadstone-Suche beginnen ... und uns den Namen von jemandem in der Botschaft geben, der uns helfen wird.«
    »Wirst du Peter sagen, daß du in Paris bist?«
    »Er wird es ohnehin von der Vermittlung erfahren. Aber keine Sorge, ich werde alles ganz unauffällig machen. Ich bin auf ein paar Tage nach Paris gekommen, weil meine Verwandten in Lyon einfach zu langweilig sind. Das wird er akzeptieren.«
    »Meinst du, er kennt jemanden hier in der Botschaft?«
    »Peter sorgt dafür, daß er überall seine Beziehungen hat. Das ist eine seiner nützlicheren, aber weniger attraktiven Eigenschaften.«
    »Wir werden ja sehen.« Bourne holte ihre Mäntel. »Ich glaube, nach deinem Anruf können wir beide ein warmes Essen und einen Schluck zu trinken gebrauchen.«
    »Laß uns vorher an der Bank in der Rue Madeleine vorbeigehen. Ich möchte sehen, ob dort gleich in der Nähe eine Telefonzelle ist.«
    Sie fanden eine. Sie befand sich auf der anderen Straßenseite, schräg gegenüber vom Eingang der Bank.
    Der hochgewachsene, blonde Mann mit der Schildpattbrille, der in der Nachmittagssonne auf der Rue Madeleine stand, blickte auf seine Armbanduhr. Auf den Bürgersteigen herrschte dichtes Gedränge, der Autoverkehr war chaotisch, wie immer in Paris zu dieser Tageszeit. Er trat in die Telefonzelle und löste den Knoten in der Schnur, an der der Hörer frei heruntergehangen hatte. Das war ein freundliches Signal für den nächsten Benutzer, daß der Apparat außer Betrieb sei; das verringerte die Chance, daß die Zelle besetzt sein würde. Die kleine List hatte funktioniert.
    Er schaute wieder auf die Uhr; die Zeit lief. Marie war in der Bank. Sie würde ihn in den nächsten paar Minuten in der Zelle anrufen. Er holte ein paar Münzen aus der Tasche, legte sie vor sich auf das Telefonbuch und blickte zur Bank auf der anderen Straßenseite hinüber. Eine Wolke dämpfte das Sonnenlicht, und er konnte sein Spiegelbild in der Glaswand sehen. Der Anblick befriedigte ihn, und er erinnerte sich an die verdutzte Reaktion eines Friseurs in Montparnasse, der ihn in eine von einem Vorhang abgeschirmte Nische komplimentiert hatte, um dort Jasons Haar zu blondieren. Die Wolke zog vorbei, die Sonne schien wieder, als das Telefon klingelte.
    »Bist du's?« fragte Marie St. Jacques.
    »Ja, ich bin's«, sagte Bourne.
    »Paß auf, daß du den Namen und die genaue Adresse des Büros bekommst. Und rede mit starkem Akzent. Du mußt ein paar Worte falsch aussprechen, damit er merkt, daß du Amerikaner bist. Sag ihm, daß du die Telefone in Paris nicht gewöhnt bist. Und dann mußt du alles in der richtigen Reihenfolge tun,

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