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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Hauptstadt nehmen.
    Er würde Marie später in dem Café treffen, an das sie sich aus ihrer Oxford-Zeit erinnerte. Es nannte sich >Au Coin de Cluny< und lag am Boulevard Saint-Michel, einige Häuserblocks von der Sorbonne entfernt. Falls es das Café nicht mehr geben sollte, würde Jason sie gegen neun am Eingang zum Cluny-Museum finden.
    Bourne würde sich verspäten, er würde in der Nähe sein, aber zu spät kommen. Die Sorbonne verfügte über eine der umfangreichsten Bibliotheken von ganz Europa, und irgendwo in dieser Bibliothek waren alte Zeitungen archiviert. Die Universitätsbibliothek war auch in den Abendstunden geöffnet. Sobald er nach Paris kam, wollte er sie aufsuchen. Es gab etwas, was er in Erfahrung bringen mußte.
    Ich lese jeden Tag die Zeitungen. In drei Sprachen. Vor sechs Monaten ist ein Mann getötet worden; jede der drei Zeitungen meldete seinen Tod auf dem Titelblatt. Das hatte ein dicklicher Mann in Zürich gesagt.
    Er gab seinen Koffer in der Garderobe der Bibliothek ab und ging ins Obergeschoß, wo sich der große Lesesaal befand. Nach längerem Suchen fand er die Regale, in denen die Zeitungen aufbewahrt wurden. Die Ausgaben reichten genau ein Jahr zurück.
    Er konzentrierte sich auf die Nummern, die vor mehr als einem halben Jahr erschienen waren. Von diesem Zeitpunkt an verfolgte er sie zehn Wochen zurück. Er setzte sich an den nächsten freien Tisch und durchblätterte jede Zeitung von Anfang bis Ende.
    Der Dollar war gefallen, der Goldpreis gestiegen; Streiks hatten die Wirtschaft einiger Länder fast zum Erliegen gebracht. Aber in dieser Zeitspanne war kein Mann ermordet worden, der Schlagzeilen verdient hätte. Nirgendwo fand er eine Meldung dieser Art.
    Jason setzte seine Suche fort und nahm sich auch die noch älteren Ausgaben vor. Wieder nichts. Schließlich holte er sich die Zeitungen, die vor vier und fünf Monaten gedruckt worden waren. Aber erneut war die Mühe umsonst. Hatte ein schwitzender, fetter Mann in Zürich gelogen? War alles eine Lüge? Erlebte er einen Alptraum, der verschwinden würde, sobald ...
    Sein Blick fiel auf die Titelseite der letzten Nummer.
    BOTSCHAFTER LELAND IN MARSEILLE ERMORDET!
    Die riesigen Blockbuchstaben der Schlagzeile sprangen ihm förmlich ins Gesicht, taten seinen Augen weh. Das war kein eingebildeter Schmerz, sondern ein scharfes Stechen, das durch seine Augenhöhlen in seinen Kopf drang. Sein Atem stockte, seine Augen hafteten unverwandt an dem Wort LELAND. Er kannte diesen Namen, er konnte sich das Gesicht des Mannes genau vorstellen: Buschige Brauen unter einer hohen Stirn, eine kräftige Nase zwischen hohen Backenknochen und über auffallend schmalen Lippen ein säuberlich gestutzter grauer Schnurrbart. Er kannte das Gesicht, kannte den Mann, der durch einen einzigen Schuß getötet worden war. Der Schütze hatte ihn aus einem Fenster irgendwo im Hafengebiet abgefeuert. Botschafter Howard Leland war um fünf Uhr nachmittags an einem Pier in Marseille entlanggegangen, als ihn die Kugel traf.
    Bourne brauchte den zweiten Absatz gar nicht zu lesen, um zu wissen, daß Howard Leland Admiral der US-Marine gewesen war, ehe er zum Chef der Marineabwehr und schließlich zum Militärattache in Paris ernannt wurde. Er brauchte den Artikel nicht weiter zu lesen, um die Hintergründe des Mordes zu erfahren - er kannte sie bereits. Lelands wichtigste Funktion in Paris war es, der französischen Regierung die Genehmigung umfangreicher Waffenverkäufe auszureden - insbesondere die Lieferung ganzer Geschwader von Mirage-Düsenjägern, die für Afrika und den Mittleren Osten bestimmt waren. Er hatte in erstaunlichem Maße Erfolg gehabt, damit aber gleichzeitig den Zorn der Abnehmer erregt. Man vermutete, daß der Täter in ihrem Auftrag gehandelt hatte. Der Mord an Leland sollte zugleich als Warnung für andere dienen.
    Und der Mann, der ihn getötet hatte, hatte ohne Zweifel für seine Dienste eine stattliche Geldsumme kassiert, weit weg vom Schauplatz des Verbrechens, und alle Spuren waren beseitigt worden. In Zürich hatte ein Bote einen Mann ohne Beine aufgesucht: ein zweiter hatte einen fettleibigen Mann in einem überfüllten Restaurant alarmiert.
    Zürich.
    Marseille.
    Jason schloß die Augen, der Schmerz war jetzt unerträglich. Er war vor fünf Monaten aus dem Meer gefischt worden, und man vermutete, daß er sich in Marseille eingeschifft hatte. Und wenn es Marseille war, hatte er mit einem gemieteten Boot die Flucht ergriffen. Alles paßte zu

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