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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gut, jedes einzelne Stück des Gedankenpuzzles paßte zum nächsten. Wie konnte er all die Dinge wissen, wenn er nicht der Mörder von Howard Leland war?
    Er schlug die Augen auf, der Schmerz hinderte ihn am Denken, aber nicht völlig. Eine Entscheidung war so klar wie nur irgend etwas: Es würde in Paris kein Zusammentreffen mit Marie St. Jacques geben.
    Vielleicht würde er ihr eines Tages einen Brief schreiben und die Dinge aussprechen, die er jetzt nicht sagen konnte. Erst mußte er Distanz zwischen ihnen schaffen, sie durfte nicht mit einem bezahlten Killer in Verbindung gebracht werden. Sie hatte unrecht gehabt, seine schlimmsten Ängste hatten sich bestätigt.
    Die Titelseite mit der schrecklichen Schlagzeile, die so viel in ihm ausgelöst, so viele Dinge bestätigt hatte, trug das Datum Donnerstag, 26. August. An diesen Tag würde er sich erinnern können, solange er lebte.
    Donnerstag, 26. August ...
    Etwas stimmte nicht. Was war es? Der Tag? Donnerstag bedeutete ihm nichts. Der 26. August? ... Der Sechsundzwanzigste? Das konnte nicht stimmen. Wie oft hatte Washburn, der ausführlich Tagebuch über seinen Patienten geführt hatte, jede einzelne Tatsache wiederholt, jeden Satz, den Jason geäußert hatte.
    Man hat Sie am vierundzwanzigsten August, einem Dienstagmorgen, zu meiner Tür gebracht; es war genau acht Uhr zwanzig. Ihr Zustand war ...
    Dienstag, 24. August.
    24. August.
    Er war also am 26. August nicht in Marseille gewesen! Er konnte kein Gewehr aus einem Fenster im Hafenviertel abgefeuert haben. Er hatte Howard Leland nicht getötet!
    Vor sechs Monaten ist ein Mann getötet worden ... Aber es waren nicht sechs Monate; das könnte nur ungefähr richtig sein. An jenem Tage hatte er halb tot im Haus eines Alkoholikers auf der Ile de Port Noir gelegen.
    Die Nebel lichteten sich, der Schmerz wich zurück. Ein Hochgefühl erfüllte ihn; er hatte eine konkrete, nachweisbare Lüge gefunden! Und wenn es eine gab, würden da auch noch andere sein! Bourne sah auf die Uhr; es war Viertel nach neun. Marie hatte bestimmt inzwischen das Café verlassen und wartete jetzt vor dem Eingang des Cluny-Museums auf ihn.
    Er verließ eilig die Bibliothek und lief den Boulevard Saint-Michel hinunter. Bei jedem Schritt wurde er schneller. Er hatte das Gefühl zu wissen, wie es war, wenn man zum Tode verurteilt war und begnadigt wurde. Für eine Weile hatte er die von Gewalt erfüllte Finsternis hinter sich gelassen, befand sich jenseits der grollenden Wogen. Plötzlich hatte er den Wunsch, seine Euphorie mit ihr zu teilen. Er mußte zu ihr, sie an sich drücken und ihr sagen, daß Hoffnung war.
    Er sah Marie auf den Stufen stehen, die Arme auf der Brust verschränkt, um sich gegen den eisigen Wind zu schützen, der vom Boulevard herüberfegte. Zuerst bemerkte sie ihn nicht, ihre Augen suchten die von Bäumen gesäumte Straße ab. Sie war unruhig, besorgt um ihn.
    Da entdeckte sie ihn. Ihr Gesicht begann zu leuchten, plötzlich war es von Leben erfüllt. Sie rannte auf ihn zu, als er die Treppen hinaufeilte. Sie umarmten sich und einen Augenblick lang schwiegen beide und spürten die Wärme des anderen.
    »Ich habe gewartet und gewartet«, hauchte sie schließlich. »Ich hatte solche Angst, solche Sorge um dich. Ist etwas passiert? Ist bei dir alles in Ordnung?«
    »Mir geht es gut, so wohl habe ich mich lange nicht mehr gefühlt.«
    »Was?«
    Er hielt sie an den Schultern fest. »Vor sechs Monaten ist ein Mann getötet worden ... Erinnerst du dich?«
    Ihr Blick verfinsterte sich. »Ja, ich erinnere mich.«
    »Ich habe ihn nicht getötet«, sagte Bourne. »Ich kann ihn nicht getötet haben.«
    Sie fanden ein kleines Hotel etwas abseits von dem lärmerfüllten Boulevard Montparnasse. Die Zimmer sahen heruntergekommen aus, aber trotzdem war ein Hauch von Eleganz geblieben, der dem Hotel ein Flair von Zeitlosigkeit verlieh.
    Jason schloß die Tür und nickte dem weißhaarigen Pagen zu, dessen anfängliche Gleichgültigkeit sich nach Erhalt einer Zwanzigfrancnote in Nachsicht verwandelt hatte.
    »Er hält dich für einen Geistlichen, der von der Vorfreude auf eine sündige Nacht erfüllt ist«, sagte Marie. »Ich hoffe, es ist dir aufgefallen, daß ich gleich zum Bett gegangen bin.«
    »Er heißt Hervé und wird sehr um unsere Bedürfnisse besorgt sein.« Er ging auf sie zu und nahm sie in die Arme. »Danke für mein Leben«, sagte er.
    »Jederzeit, mein Freund.« Sie hielt sein Gesicht mit beiden Händen fest. »Aber laß mich

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