Die Braut aus den Highlands
er mit seinen Untergebenen vorab gezecht haben musste, sodass er bereits berauscht war, ehe er an die Tafel kam. „Aber was …?“
„Ich denke, dass ich gegen dasselbe Leiden ankämpfe, an dem auch meine Krieger gelitten haben“, erwiderte Alex bedächtig. „Es ist die einzige Erklärung dafür, dass ich alle Anzeichen des Trinkens zur Schau trage, ohne getrunken zu haben. An einem Punkt“, fuhr er leicht spöttisch fort, „habe ich gedacht, dass mir jemand etwas in meinen Becher gebe und dies des Rätsels Lösung sei, aber daraufhin habe ich zwei Abende lang kein Getränk angerührt, und nichts hat sich geändert, also …“ Er zuckte hilflos mit den Schultern. „Erschöpfung und das Ringen mit einer Krankheit scheinen mir die einzig vernünftige Erklärung zu sein.“
Als Merry weiterhin die Stirn in Falten legte, fügte er an: „Merry, ich weiß, dass Ihr mir nicht glauben mögt. Und es liegt mir fern, Euch überzeugen zu wollen. Ich erzähle Euch nur, was ich denke. Nun da die Erkrankung weicht, schwinden hoffentlich auch Benommenheit und schwere Zunge, sodass ich bald wieder der Alte sein werde. Bitte … gewährt mir diese eine Chance, Merry. Lasst mich Euch durch meine Taten beweisen, dass ich weder ein Trunkenbold noch der Grobian bin, der ich in der Hochzeitsnacht war.“
Die Worte waren kein Flehen, sondern eine aufrichtige Bitte. Merry betrachtete ihn schweigend und wünschte, es gebe mehr Licht in der Kammer, damit sie seinen Ausdruck besser erkennen könne. Bei Tisch hatte er an diesem Abend gelallt und zweimal ins Leere gegriffen, als er die Hand nach seinem Becher ausstreckte. Sie hatte angenommen, dass er wieder einmal trunken sei, doch nun behauptete er, dies sei nicht der Fall. Zudem hatte er sie eingehend geküsst, und in seinem Atem war keine Spur eines berauschenden Gebräus wahrzunehmen gewesen. Hinzu kam, dass er im Brautbett keineswegs ein Grobian gewesen war, das zumindest wusste sie ganz genau.
Eine Weile noch schaute Merry ihn einfach an. Sie kam zu keinem rechten Entschluss, doch im Grunde erübrigte sich ein solcher. Er war ihr Gemahl, und als solcher hatte er ein Anrecht auf ihren Körper, wann immer er dies wünschte. Was nun alles andere anging – nun, nur die Zeit würde klären, ob er ein Trinker war oder nicht.
Leise seufzend stieß sie den Atem aus, löste den Griff um seine Hand und rang sich eine etwas gelöstere Haltung ab. Mehr gelang ihr nicht. Die wohlige, unbestimmte Erregung, die er entfacht hatte, war verglüht, und nun machte sie der Gedanke an das Kommende wieder beklommen.
Alex schien dies zu spüren und ging zunächst nicht auf ihre stille Willfährigkeit ein. Er nahm seine Hand von ihren Schenkeln, und sie dachte schon, dass er sich umdrehen und sie in Ruhe lassen werde, doch da irrte sie sich. Er rückte lediglich ein wenig von ihr ab, um Platz zu machen und sie sanft herumzudrehen, sodass sie nun nicht mehr auf der Seite, sondern auf dem Rücken lag.
Merry wehrte sich nicht dagegen. Ihr Blick blieb jedoch wachsam auf ihn gerichtet, während er den Kopf senkte. Sein Mund strich über ihren. Sie lag vollkommen still und wartete, doch er vertiefte den Kuss nicht wie beim ersten Mal. Stattdessen ließ er die Lippen über ihre Wange bis zu ihrem Ohr gleiten, und sie blinzelte erstaunt und ballte die Hände wieder zu Fäusten, als er sanft an Ohr und Hals knabberte und damit erneut eine träge Lust in ihr wachrief. So vertieft war sie in die Antwort ihres Körpers auf diese harmlosen Zärtlichkeiten, dass sie erst nach einigen Augenblicken spürte, wie er ihr mit der Hand einmal mehr über Hüfte und Bauch strich. Kaum war sie dieser sanften Berührung gewahr geworden, da war sein Mund auch schon wieder auf dem ihren. Ein-, zweimal fuhr er sacht mit den Lippen darüber, ehe er sich mit der Zunge Zugang verschaffte und vordrang.
Gerade noch hatte die Frage an ihr genagt, welche Art von Mensch ihr Gemahl denn nun wirklich war, aber unter dieser mannigfachen Zärtlichkeit schmolz sie dahin. Sie wollte seinen Kuss erwidern, doch da glitt sein Mund schon an ihrem Hals bis zur Schulterbeuge hinab. Merry legte den Kopf zurück, damit er sie besser erreichen konnte, und biss sich auf die Zunge, um ein Keuchen zu unterdrücken, denn seine Hand lag nun erneut auf ihrer Brust und umkoste sie. Offenbar war die Leidenschaft von vorhin doch nicht ganz erloschen, wie sie geglaubt hatte, sondern das Feuer war während ihres kurzen Gesprächs nur mit Asche bedeckt
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