Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut aus den Highlands

Die Braut aus den Highlands

Titel: Die Braut aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNSAY SANDS
Vom Netzwerk:
ungläubig den Kopf schüttelte, fuhr sie fort: „Als ich nach oben schaute, bewegte sich das Gebüsch, als wäre soeben jemand darin verschwunden.“
    „Wahrscheinlich der Wind“, entgegnete er, keineswegs beunruhigt. Offenbar hielt er sie für ein schreckhaftes Huhn.
    „Es war nicht der Wind“, beschied sie ihm. „Mein Gemahl sagte mir, dass er zuvor ein Knirschen vernommen habe. Das hat ihm wahrscheinlich das Leben gerettet, denn dadurch hat er aufgeschaut, den Stein fallen sehen und noch versucht auszuweichen. Der Felsbrocken hätte wohl kaum ein knirschendes Geräusch verursacht, wenn er einfach so herabgestürzt wäre, nicht wahr? Das lässt darauf schließen, dass ihn jemand gestoßen hat.“
    Gerhard blickte finster drein. „Das hat er mir nicht erzählt.“
    „Mir schon“, sagte sie fest. „Ganz sicher aber war das Ereignis heute Morgen kein Unfall. Und Banditen waren es auch nicht“, fügte sie rasch hinzu, ehe er wieder davon anfangen konnte. „Er trug nichts außer seinen Hosen, und somit war von ihm nichts zu holen. Und warum sollte ein Wegelagerer sich die Mühe machen, ihn in den Wald zu zerren?“
    Der Recke sah wieder zu Alex hinüber, die Stirn nun doch besorgt in Falten gelegt. „ Nay , das passt in der Tat nicht, und wenn Ihr recht damit habt, dass auch der erste Unfall kein solcher war …“
    „Da ist noch mehr“, unterbrach ihn Merry, ehe er fortfahren konnte.
    „Mehr?“ In seiner Stimme lag Wachsamkeit.
    „ Aye .“ Merry betrachtete Alex stirnrunzelnd und seufzte. „Ich glaube, dass ihm irgendetwas eingeflößt wurde.“
    „Eingeflößt?“, stieß Gerhard hervor. „Aber warum …?“
    „Sicherlich ist es Euch nicht entgangen, dass er in letzter Zeit des Abends zumeist nicht wohl gewesen ist? Dass er unbeholfen war, mit schwerer Zunge sprach und derlei Dinge?“
    „ Aye , das habe ich bemerkt“, räumte er ein. „Er hat sich gar darüber beklagt bei mir und zunächst ebenfalls geglaubt, jemand flöße ihm etwas ein.“ Gerhard stockte. „Zu jenem Zeitpunkt habe ich Euch verdächtigt“, gab er widerwillig zu.
    „Mich?“, fragte sie ungläubig.
    „Tja, nun, Ihr erschient mir nicht übermäßig glücklich mit Eurer Ehe zu sein“, erklärte er und setzte schleunigst hinzu: „Aber nachdem er zwei Abende lang nichts getrunken hatte und sein Zustand unverändert blieb, kamen wir zu dem Schluss, dass es wohl doch das Leiden war, mit dem sich die übrigen Männer plagten.“
    „ Aye , das hat er auch mir gesagt in der Nacht, ehe wir aufbrachen“, entgegnete Merry versonnen. „Doch die Anzeichen, die er zeigte, waren verschwunden – bis gestern Abend.“ Mit düsterer Miene überdachte sie die Angelegenheit. „Allerdings war er in der ersten Nacht unserer Reise durch den Steinschlag auch besinnungslos. Gestern aber war er ganz bestimmt nicht er selbst. Er hat kaum ein deutliches Wort hervorgebracht, war unsicher auf den Beinen und zudem wie besessen. Er hat mir die ganze Nacht keine Ruhe gegönnt. Er …“ Sie brach ab und wurde rot. Wie unersättlich er gewesen war, wollte sie nun wirklich nicht beschreiben.
    Gerhards Neugier war geweckt, aber er fragte nur: „Und was ist mit der Nacht davor? Als es geregnet hat?“
    Sie winkte ab. „Oh, nein, nein, da stimmte alles mit ihm. An jenem Abend war es Godfrey, der sich aufführte, als sei er von Sinnen“, fügte sie trocken an.
    „Doch nicht etwa Godfrey Dreikäsehoch?“, fragte Gerhard verdattert.
    „Eben der. Er war kränklich, weshalb mein Gemahl ihn zum Schlafen auf den Wagen geschickt hat, und wie ich hörte, hat er Una die ganze Nacht zugesetzt und versucht, sie …“ Merry stockte und ging den Vorfall in Gedanken noch einmal durch. Godfrey hatte sich Una aufzwingen wollen, was so gar nicht zu ihm passte. Überdies war die Magd sicher gewesen, dass er betrunken gewesen war. Hatte sie dies angenommen, weil er nach Wein gerochen hatte, als er sie zu küssen versuchte, oder war auch er taumelig gewesen und hatte gelallt wie Alex? Una hatte gestern Abend gesagt, Godfreys Augen seien klar, im Gegensatz zu denen von Alex.
    „Ich muss mit Una sprechen.“ Sie wandte sich abrupt ab, hielt aber noch einmal inne und betrachtete Alex voller Sorge.
    „Ich bleibe bei ihm, bis Ihr zurück seid“, versicherte ihr Gerhard.
    Merry nickte dankbar. „Es wird nicht lange dauern.“ Sie schritt zur Zeltöffnung, schlug die Plane hoch und wollte gerade nach draußen treten, als sie fast mit ihrer Magd zusammenstieß.

Weitere Kostenlose Bücher